Sport Olympia-Tagebuch: Die entspanntesten Spiele

Es heißt Abschied nehmen von Olympia, Pyeongchang und Korea – und wie immer von weiten Reisen nimmt man etwas mit nach Hause. Nicht nur Mitbringsel, ein paar Souvenirs wie das putzige Maskottchen Soohorang und ultra-warme Skiunterwäsche, die man extra in den ersten Tagen beim koreanischen Spezialausrüster gekauft hat, sondern auch neue Erkenntnisse und Weisheiten. Gelernt hat man bei diesen Winterspielen, dass Schnee nicht schmutzig werden darf. Oben in Jeongseon, wo die schnellen alpinen Rennen Abfahrt und Super-G stattfanden, hat ein Schild viele Besucher ins Grübeln gebracht. „Bitte die Schuhe vor Betreten des Schnees säubern“ stand darauf. Jetzt hat man sich im Olympia-Land ja schnell daran gewöhnt, fast überall in geschlossenen Räumen die Schuhe auszuziehen. Dass Koreaner keinen Straßenschmutz in Wohnungen und ihren Tempeln wollen, ist nachzuvollziehen. Das gilt vielleicht auch noch für Restaurants. Aber warum soll Schnee sauber bleiben? Trotz zweiwöchiger härtester Recherche gab es keine schlüssige Antwort auf diese sehr dringende Frage. Koreaner haben einen Spleen mit Zahlen, wie überhaupt alle Asiaten. Was bei uns die 13 bedeutet, ist in Korea die Vier. Lifts in Wohnhäusern kennzeichnen die vierte Etage deshalb oft mit einem Doppel-F, auch gibt es zum Beispiel selten zwei Paar Tischsets zu kaufen, meist nur drei oder fünf Stück. Überhaupt bevorzugen Koreaner ungerade Zahlen. Allerdings gilt dieser Zahlen-Aberglaube nicht bei Athleten oder Ausländern. Bei den olympischen Wettkämpfen gab es natürlich eine Startnummer vier, und in den Liften im Mediendorf stand ebenfalls die „4“ auf dem Tableau. Ach ja, die „13“ auch. Es muss nicht immer Brot, Wurst und Käse oder Müsli zum Frühstück sein. Das Büfett im Mediendorf war so international wie in großen Hotels in Korea, auf deutsche Essensgewohnheiten musste man nicht verzichten. In den ersten Tagen kam tatsächlich nur Vertrautes auf das Tablett. Weil Brot in Korea recht wenig mit Brot zu tun hat, die Croissants immer trockener wurden und der Käse aus wenig Milch und dafür viel Geschmacksverstärkern bestand, wagte man sich doch in die asiatische Ecke. Der Magen hat sich schnell an Suppe, würzig gefüllte Teigtäschchen, ein bisschen gebratenes Fleisch und natürlich Kimchi am Morgen gewöhnt. Und noch etwas kann man von den Olympia-Gastgebern lernen: Ein wenig Gelassenheit im Umgang mit Großereignissen. Pyeongchang 2018 wird wohl nicht als die stimmungsvollsten Winterspiele in die Geschichte eingehen. Aber sie sind bis zum Schlusstag die entspanntesten seit vielen Jahren gewesen.

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