Sport Minimalismus Richtung Achtelfinale

Sara Däbritz bejubelt mit Alexandra Popp das goldene Tor gegen Spanien.
Sara Däbritz bejubelt mit Alexandra Popp das goldene Tor gegen Spanien.

Zweites Spiel, zweiter Sieg – aber souverän ist anders. Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft ist bei der WM in Frankreich dennoch auf dem Weg ins Achtelfinale. Das Team von Martina Voss-Tecklenburg setzte sich in Valenciennes 1:0 (1:0) gegen Spanien durch.

Vielleicht ist der Kleiderwechsel der Bundestrainerin am besten geeignet, um diesen Abend zusammenfassen. Einmal in der Regenjacke, dann später im Blazer bewegte sich Voss-Tecklenburg mit ihren patschnassen Haaren im Stade du Hainaut an der Seitenlinie. Regen und Sonne bildeten die passenden Begleitumstände des zweiten Gruppenspiels. „Wir sind an unsere Grenzen gegangen“, konstatierte Voss-Tecklenburg: „Wir wissen auch, dass wir besser Fußball spielen können, aber diese sechs Punkte nimmt uns keiner mehr.“ Die 51-Jährige schob den teils sehr unrunden deutschen Auftritt auf den Druck, der auf den Spielerinnen gelastet hätte. „Das sind Erfahrungswerte. Wir haben jetzt selber alles auf den Füßen, um uns durchzusetzen.“

"Wir haben alles gegeben"

Das Tor von Sara Däbritz (43.) übertünchte einige Schwächen auf Seiten des Olympiasiegers. Was die Schützin bestätigte, die nach einem abgewehrten Kopfball von Kapitänin Alexandra Popp die Kugel über die Linie gegrätscht hatte: „Fußballerisch war das bestimmt nicht das Beste, aber eine absolute Willensleistung mit hoher Lauf- und Kampfbereitschaft. Wir haben alles gegeben.“ Auch Voss-Tecklenburg weiß nur zu gut, dass der Minimalisten-Modus gegen zielstrebigere Gegner in der K.o.-Phase kaum reichen wird, gab aber zu bedenken, „dass andere Team hier einen leichteren Einstieg ins Turnier hatten.“ Die Bundestrainerin hatte Verena Schweers, Lena Sophie Oberdorf und Lena Goeßling für Carolin Simon, Melanie Leupolz und die verletzte Dzsenifer Marozsan in die Startelf beordert. Doch ohne den fußballerischen Fixpunkt missriet der Mannschaft anfangs fast alles, vor allem spielerisch blieben viele Wünsche offen.

Flieger nach Montpellier

Der Gegner zeigte sich handlungsschneller, gewann fast alle wichtigen Zweikämpfe und beeindruckte mit durchdachter Spielanlage. Teilweise hinterließ die deutsche Elf in vielen Szenen einen fast hilflosen Eindruck. „Wir haben andere Ansprüche an uns. Kein schönes Spiel, aber wenn wir jedes Spiel 1:0 gewinnen, werden wir Weltmeister“, sagte die nicht berücksichtigte Leupolz hinterher. Sie müsse die Rückversetzung auf die Bank hinnehmen, ganz nachvollziehen konnte sie die Maßnahme aber nicht. Schwachpunkte gab es reichlich: Die Außenverteidigerinnen Kathrin Hendrich und Schweers wirkten überfordert, Leupolz-Vertreterin Goeßling im Mittelfeld zu langsam, und selbst Kapitänin Popp fand im Sturm nicht ins Spiel. Voss-Tecklenburg zog früh die erst 17-jährige Oberdorf ins Zentrum, um den spanischen Spielfluss zu unterbrechen. Es war bisweilen jedenfalls merkwürdig still unter den vielen deutschen Anhängern, die den kurzen Weg über die belgische Grenze genommen hatten. Nun steht wieder für den DFB-Tross ein Umzug an. Heute geht es im Flieger von Lille nach Montpellier. Am Montag (18 Uhr) steht dann an der Mittelmeerküste die Partie gegen Südafrika an. Voss-Tecklenburg betonte schon mal, dass es keinen Anlass gebe, den nächsten Gegner gering zu schätzen: „Wir müssen Südafrika besiegen und dafür wieder alles aufbieten. Das wird kein Selbstläufer.“ Notfalls langt ja wieder ein 1:0. So spielten sie Deutschland: Schult - Hendrich (46. Bühl), Hegering, Doorsoun, Gwinn - Goeßling (80. Leupolz), Däbritz, Oberdorf (64. Magull) - Huth, Popp, Schweers Spanien: Panos - Torrejon, Paredes, Leon, Corredera - Meseguer (66. Guijarro), Hermoso, Torrecilla - Caldentey (59. Lucia Garcia), Nahikari Garcia, Putellas (77. Bonmati) Tor: 1:0 Däbritz (43.) - Gelbe Karte: Schweers - Beste Spielerinnen: Hegering, Däbritz - Leon, Hermoso - Zuschauer: 20761 - Schiedsrichterin: Monsul (Ukraine).

x