Sport Lorbeer für das Stehaufmännchen

Zur Persönlichkeit gereift: BVB-Kapitän Marco Reus.
Zur Persönlichkeit gereift: BVB-Kapitän Marco Reus.

«Bad Garaz.» Er gilt als einer der größten Pechvögel und gleichzeitig Ausnahmekönner im deutschen Fußball. „Ich habe alle Höhen und Tiefen durchlebt“, bekannte Marco Reus gestern nach seiner Wahl zum „Fußballer des Jahres“.

Reus machte aus seinem Stolz keinen Hehl. Mit einem Dauerlächeln meisterte er gestern den Interviewmarathon im noblen Trainingsquartier von Bad Ragaz. „Das berührt mich. Es ist die größte Auszeichnung, die ein deutscher Sportler in Deutschland erreichen kann. Das zum zweiten Mal mit zwei verschiedenen Klubs zu schaffen, ist eine große Anerkennung“, kommentierte der Nationalspieler das Votum der Sportjournalisten, die ihn mit großem Vorsprung auf den Leverkusener Kai Havertz an die Spitze der nationalen Rangliste gesetzt haben. Zum Trainer des Jahres wurde Jürgen Klopp von Champions-League-Sieger FC Liverpool gekürt. Bei den Frauen setzte sich zum dritten Mal in Serie Dzsenifer Marozsán von Olympique Lyon durch. Trotz frustrierender Erinnerungen an die WM in Russland und des erfolglosen Schlussakts in der Bundesliga geht Reus als großer Sieger aus einer für ihn eigentlich enttäuschenden Saison hervor. Zum zweiten Mal nach 2012 im Gladbacher Trikot gewann der Kapitän von Borussia Dortmund die Wahl. Und das, obwohl er sich nach einem Kreuzbandriss 2017 erst wieder seinem alten Niveau annähern musste. Reus weiß diese Wahl mehr zu schätzen als vor sieben Jahren. „Ich bin mittlerweile 30 – und werde diese Auszeichnung vielleicht nicht mehr so oft erhalten. Es ist schöner, als es damals war, ein anderes Gefühl“, sagte er dem „Kicker“. Mit dem Alter steigt nach seinem Empfinden die Genussfähigkeit: „Wenn man als Spieler vielleicht nur noch drei, vier Jahre vor sich hat, feiert man jeden Titel etwas emotionaler als vorher und genießt das Ganze mehr.“ Kaum ein Profi im deutschen Fußball hat die Höhen und Tiefen einer Karriere mehr kennengelernt als Reus. Schwere Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Besonders schmerzlich war der Verzicht auf die Fußball-WM 2014 in Brasilien, wo die DFB-Auswahl ohne Reus den Titel gewann. Im letzten Testspiel vor dem Abflug kam das Aus. Zwei Jahre später wurde er wegen einer hartnäckigen Blessur aus dem Kader für die EM in Frankreich gestrichen. Die Art und Weise, wie er sich immer wieder zurückkämpfte, trug zur wachsenden Popularität bei – und zum Glauben an die eigene Stärke. „Er hat wahnsinnig an Persönlichkeit gewonnen“, beschrieb sein damaliger BVB-Trainer Thomas Tuchel vor zwei Jahren die Stehauf-Qualitäten des Ausnahmekönners. Es passt ins Bild einer wechselhaften Karriere, dass Reus beim lang ersehnten Triumph im Pokalendspiel gegen Eintracht Frankfurt einen Kreuzbandriss erlitt. Doch wie so oft gelang ihm auch diesmal ein fulminantes Comeback. In der vergangenen Saison hatte Reus als Kapitän maßgeblichen Anteil an der hervorragenden Hinrunde der Dortmunder. Längst ist Reus zum Gesicht von Borussia Dortmund geworden. Logisch, dass er seit vergangenem Sommer die Kapitänsbinde trägt.

Jürgen Klopp
Jürgen Klopp
Dzsenifer Marozsán
Dzsenifer Marozsán
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