Sport Der Meister rückt die Möbel gerade

Morgen will er wieder jubeln: Andy Schmid, der Löwen-Kapitän.
Morgen will er wieder jubeln: Andy Schmid, der Löwen-Kapitän.

«Kronau.» Es ist eine Gefühlsachterbahn der besonderen Art. Am vergangenen Wochenende stand ein ganz spezieller Tag für die Rhein-Neckar-Löwen an, jetzt wartet eine ganz Aufgabe: Der Meister gastiert morgen, 19 Uhr, beim Bundesliga-Abstiegskandidaten TV Hüttenberg.

Die Niederlage im Top-Spiel beim THW Kiel und die parallele 17:41-Pleite der zweiten Mannschaft in der Champions League in Kielce haben wenig überraschend ein großes öffentliches Echo nach sich gezogen. Der Wunsch von Andy Schmid ist deshalb verständlich. „Ich hoffe, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt und wieder über andere Dinge gesprochen wird“, sagte der Löwen-Kapitän. Der Wunsch des Schweizers scheint realistisch, denn nur eine Niederlage der Badener beim TVH würde erneut für ein mediales Raunen sorgen. Das ist allerdings äußerst unwahrscheinlich und würde einer sportlichen Sensation gleichkommen – zu unterschiedlich sind die Möglichkeiten beider Teams. Andy Schmid weiß das, und Nikolaj Jacobsen weiß das ebenso – der Trainer der Löwen ist sich bewusst, dass seine Spieler die Aufgabe bei den Mittelhessen lösen müssen und lösen werden. Gleichwohl warnt er davor, die Partie auf die leichte Schulter zu nehmen. „Das ist eine Mannschaft, die sehr unbequem und unorthodox spielt. Darauf müssen wir uns einstellen“, sagt der Coach. Die Hüttenberger haben sich in der Liga viel Respekt erarbeitet, denn sie lehnen sich mit großer Leidenschaft gegen die Überlegenheit der allermeisten Gegner auf. Besonders die aggressive 3:2:1-Deckung des TVH hat schon einigen Gegnern Kopfzerbrechen bereitet. „Das ist unsere Chance, weil wir körperlich nicht auf Augenhöhe sind“, sagt Emir Kurtagic. Der Coach der Hüttenberger versucht, eine Schwäche seines Teams zu einer Stärke zu machen: Weil in seinem Kader nur wenige große Spieler stehen, lässt Kurtagic die jeweiligen Gegner offensiv in vielen Mann-gegen-Mann-Duellen bekämpfen. Das ist eine Abwehrstrategie, die in der Handball-Bundesliga selten ist und den Kontrahenten deshalb mitunter Probleme bereitet. Die Spitzenklubs Füchse Berlin und MT Melsungen machten diese Erfahrung, sie gewannen zwar 30:28 beziehungsweise 28:27, schrammten aber nur knapp an einer negativen Überraschung vorbei. So weit wollen es die Löwen nicht kommen lassen, die sich eher ein Resultat wie die TSV Hannover-Burgdorf wünschen, die am vergangenen Wochenende leicht und locker 29:19 beim TVH gewannen. „Wir müssen uns darauf einstellen, was uns erwartet, damit wir keine Schwierigkeiten bekommen“, sagt Jacobsen. Durch die Löwen-Niederlage beim THW sind die Berliner in der Tabelle bis auf zwei Zähler an den Titelverteidiger herangerückt. Diesen knappen Vorsprung wollen die Badener nicht durch einen Ausrutscher in Hüttenberg aufs Spiel setzen – und das dürfte auch nicht geschehen, sofern die Löwen ansatzweise in Normalform spielen.

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