Sport Weltcup in Riad: Sportwashing mit Pferden oder Tradition?

Weltcup-Finale in Riad
Das diesjährige Finale des Weltcups wird in Riad geritten.

Saudi-Arabien investiert Milliarden in Fußball, Golf und Tennis. Der gängige Vorwurf lautet: Sportwashing. Und jetzt werden Spring- und Dressurreiter erstmals in Riad ihre Weltcup-Finals austragen.

Riad (dpa) - An Geld mangelt es den Sport-Veranstaltern in Saudi-Arabien bekanntlich nicht. Daher ist es wenig verwunderlich, dass die Dotierung für das Weltcup-Finale der Springreiter flugs verdoppelt wurde. Bei der Premiere in Riad in dieser Woche gibt es 2,6 statt 1,3 Millionen Euro Preisgeld wie vor einem Jahr in den USA. «Wenn es mehr Preisgeld gibt, ist das für die Reiter natürlich gut», sagte Bundestrainer Otto Becker.

Ansonsten möchte der sonst so eloquente Becker nicht so viel über die Besonderheiten der inoffiziellen Hallen-Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien, über Menschenrechte oder über Sportwashing sprechen. «Wir fahren dahin, um zu reiten und gut abzuschneiden», sagte der Bundestrainer zum Trip in das autoritär regierte Königreich, das wegen der dortigen Menschenrechtslage massiv in der Kritik steht. Becker betonte: «Aus der Politik halten wir uns raus. Die Entscheidung, das Finale da auszutragen, haben andere getroffen.»

Nutzt Riad den Pferdesport für Sportwashing?

Der Weltverband FEI hat erstmals die Weltcup-Finals für Springen und Dressur gemeinsam nach Asien vergeben und freut sich nun über den «bahnbrechenden Anstieg des Preisgeldes», wie es in einer Mitteilung heißt. Das mache das Final-Turnier zu einem «außergewöhnlichen und noch nie dagewesenen Ereignis». Das Preisgeld der Dressur wurde deutlich bescheidener um knapp 30 Prozent auf 400.000 Euro erhöht.

Auf rund 30 Millionen Euro wird der Etat der erstmaligen Pferdesport-Veranstaltung im Riyadh International Convention & Exhibition Center geschätzt. Im Vergleich zu den Milliarden-Summen, die Saudi-Arabien für Fußball, Golf und Tennis ausgibt, wirkt das wie Kleingeld. Gleichwohl bleibt der Eindruck, dass mit dem zweitwichtigsten Reitturnier des Jahres über Missstände hinweggetäuscht und ein positives Image erzeugt werden soll - was mit dem Begriff Sportwashing umschrieben wird.

Andererseits haben Reiten und die Pferdezucht eine lange Tradition in dem Land. Bei den olympischen Disziplinen gilt das zumindest für das Springen. Olympia-Medaillen gab es auch schon: 2000 Bronze für Khalid al-Aid in Sydney und 2012 Bronze für das Team bei den Spielen in London. Für Paris hat sich die saudische Mannschaft mit dem deutschen David Will als Trainer qualifiziert.

Theodorescu: «Die Kritikpunkte sind bekannt»

Internationale Springen auf höchstem Niveau gibt es bereits seit Jahren. Für die Final-Premiere in dem riesigen Messe-Komplex von Riad haben die Gastgeber deutsches Know-how eingekauft. «Wir sind für den sportlichen Bereich zuständig», erklärte Volker Wulff, der mit seiner Agentur Engarde bereits Weltcup-Finales in Leipzig und Malaysia organisiert hat. «Sie wollen lernen, damit sie das in ein paar Jahren selber machen können.» Im Vorjahr gab es ein Test-Event, allerdings ohne Dressur. Ein anderes Dressur-Turnier gibt es in Saudi-Arabien in diesem Jahr nicht.

Die deutsche Delegation mit drei Paaren um Rekordreiterin Isabell Werth lässt sich davon nicht schrecken. Was die politische Situation angeht, sieht Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu die positiven Seiten. «Die Kritikpunkte sind bekannt», sagte sie. «Aber es ist gut, wenn sie sich öffnen und einen Sport zeigen, bei dem Männer und Frauen gleichberechtigt gegen- und miteinander antreten.»

Werth, die wegen einer Verletzung von Emilo anders als geplant mit Quantaz reitet, lobte vor dem ersten Ritt am Mittwoch die Voraussetzungen. «Die Bedingungen vor Ort sind spitze», schrieb die erfolgreichste Reiterin der Welt auf Instagram.

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