Sport Neuer FCK-Finanzvorstand Klatt sieht sich als Gestalter im Hintergrund

KAISERSLAUTERN. Grelles Rampenlicht auf der großen Bühne, das ist nicht Michael Klatts Sache. Der neue Vorstand für Finanzen und Operatives beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern arbeitet sehr gerne im Hintergrund. Wenn schon grelles Licht, dann sollte es schon Flutlicht sein; am liebsten auf einem gut besuchten Lauterer Betzenberg.

Das Prickeln in einem Profiverein, das Hobby Fußball mit dem Beruf verbinden – für den 47 Jahre alten Finanzmanager hat das den Ausschlag gegeben, seine gute Position in der Hanauer Geschäftsführung beim Baustoffkonzern SIG aufzugeben und mit seinem Wechsel in den Sport berufliches Neuland zu betreten. Seit 1. April ist der gebürtige Hildesheimer als Nachfolger des freiwillig ausgeschiedenen Fritz Grünewalt beim FCK im Amt. „Wenn man hier in der Geschäftsstelle montagsmorgens durch den Flur läuft und in die Gesichter der Mitarbeiter schaut, dann weiß man, ob die Profimannschaft am Wochenende gewonnen oder verloren hat. Diese unmittelbare Verbindung der Mitarbeiter mit der Marke, mit dem Produkt, das macht den besonderen Reiz aus“, sagt Klatt. „Das hast du in der Industrie normalerweise nicht in diesem Maße. Wenn du den kompletten Estrich für das Hochhaus der Europäischen Zentralbank in Frankfurt geliefert hast, dann freust du dich, das macht dich auch stolz. Aber ein Stadion voller Menschen zu erleben, die wegen deines Produkts, deiner Marke hier sind, das emotionalisiert dich doch ganz anders.“ Ohne diese Emotionalisierung hätte er den Top-Job bei SIG, die deutsche Tochter eines englischen Mutterkonzerns setzt im Jahr mehr als eine halbe Milliarde Euro um (FCK-Umsatz: rund 40 Millionen Euro), nicht aufgegeben, versichert Klatt. Er hat beim FCK einen unbefristeten Vertrag. Die Emotionen rund um einen Traditionsklub bringen es mit sich, dass über sein Metier, die Finanzen, viel heißer und breiter diskutiert wird. Dem begegnet Klatt unaufgeregt und seriös, will sich mit einer detailgenauen Beurteilung noch einige Wochen Zeit lassen. Schon jetzt aber findet der Diplom-Kaufmann mit Beratungs- und Industrieerfahrung für die Fans beruhigende Worte: „Der FCK ist finanziell nicht auf Rosen gebettet, wir haben nicht das Bankkonto von Bayern München. Aber wir haben Handlungsoptionen.“ Dem neuen Vorstandschef Thomas Gries und den sportlich Verantwortlichen solche Optionen und Investitionen zu ermöglichen, darin sieht Klatt die Aufgaben eines „Finanzers“, wie er sich nennt. Erste konkrete Ansagen will er bis Anfang Mai machen. Dann möchte und muss der neue, demnächst zu präsentierende Sportchef in die Detailplanung des künftigen Spielerkaders gehen. „Ich bin eine Art Innenminister, sehe meine Funktion im Hintergrund.“ Zurzeit wird eine Zwischenbilanz per 31. März erstellt. „Diese Zahlen sind mein Ausgangspunkt, meine Messlatte“, sagt Klatt. Gut gelaunt und Schritt für Schritt – so ist es ihm am liebsten. Fans und Mitgliedern will der neue Finanzchef das Zahlenwerk des Klubs verständlich machen, so Vertrauen und den Schulterschluss schaffen. Wenn die Planung fürs Profiteam so richtig angelaufen ist, kann sich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende verstärkt dem Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums widmen. Jugendfußball kennt er aus nächster Nähe. So oft es geht, ist er bei den Spielen seiner beiden Söhne, die beim FSV 1910 Bergen Frankfurt in der C- und D-Jugend am Ball sind. Ein „Dreiklang“ ist Klatt ganz wichtig: „Respekt und Demut vor dem, was hier geleistet wurde. Spaß und Freude, ein Mosaiksteinchen dieses tollen Klubs zu sein und drittens Vertrauen in das Potenzial dieses Vereins, Vertrauen in die Mitarbeiter, die Kollegen und in unsere Spieler.“ Am Ende eines Arbeitstages freut sich Klatt dann auch mal auf grelles Licht; wie am Montagabend nach der Sitzung mit dem FCK-Aufsichtsrat, als sich alle gemeinsam die Schlussphase der Regionalliga-Fluchtlichtpartie FCK II gegen Walldorf ansahen (1:1). „Die Tore haben wir leider verpasst.“ Sie fielen in der 4. und 31. Minute. Da aber war die Arbeitssitzung von Klatt und Kollegen noch nicht beendet. Zur Person:

• Jahrgang 1968;geboren in Hildesheim
• Abitur; Ausbildung als Bankkaufmann bei der Stadtsparkasse Hildesheim; BWL-Studium in Mannheim mit Auslandsjahr in Mailand
• Berufliche Stationen: KPMG, A. T. Kearney, Degussa, Q-Cells, zuletzt Geschäftsführer beim Baustoff-Fachhändler SIG Germany, Hanau
  
• Verheiratet, zwei Söhne; die Familie lebt in Frankfurt, Klatt will eine Zweitwohnung in Kaiserslautern beziehen
  
• Bisher Fan des AC Mailand und des FSV Frankfurt. (osp)