Sport Und doch ein bisschen Alltag

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Jeden Tag ist Daniel Hopp, eigentlich ja Betreiber der Mannheimer SAP-Arena, derzeit im Sinsheimer Fußballstadion zu finden. „Ich bin schon aufgeregt, positiv aufgereget, je mehr das finale Bild hier zu sehen ist“, gesteht der Geschäftsführer der Adler, während der Auf- und Umbau für das Winter Game der Deutschen Eishockey-Liga am Samstag voranschreitet (wir berichteten gestern). Den Spielern geht’s derweil nicht anders. Alltag ist anders so früh im neuen Jahr. Gestern trainierten die Profis noch in der angestammten großen Nebenhalle der SAP-Arena, heute am späten Nachmittag werden sie das erste Mal das frische Eis in Sinsheim unter den Kufen haben. Stadionluft schnupperten bereits Dennis Endras („Das geilste Spiel“) und Christoph Ullmann („Ein Karrierehöhepunkt“) 2010 im Eröffnungsspiel der WM vor 77.803 Zuschauern in der Arena auf Schalke. Endras erlebte zudem bei seinem kurzen finnischen Gastspiel eine von heftigem Schneefall begleitete und deswegen häufig unterbrochene Freiluftbegegnung in Helsinki. Solche Verhältnisse sind morgen (17 Uhr) bei der Partie zwischen den nominell Heimrecht genießenden Schwenninger Wild Wings und den Adlern in Sinsheim zum Glück nicht zu erwarten. Kalt wird’s trotzdem. Trainer Sean Simpson rät seinen Jungs, das „spezielle Spiel, das deutsche Winter Classic“, wie er es in Anlehnung ans NHL-Vorbild bezeichnet, zunächst mal zu genießen. Dass diese Vorfreude sorgenfrei aufkommen kann, haben die Adler auch der wundersamen Geschichte vom Dienstagabend zu verdanken, als sie ein verloren geglaubtes Spiel trotz – oder dank? – einer absurden Fehlentscheidung der Schiedsrichter noch zu ihrem Gunsten drehten. „Das annullierte Tor hat uns Energie gegeben“, wusste Simpson und sprach damit den Aufreger im letzten Drittel beim Stand von 2:3 gegen die Grizzlys Wolfsburg an. Nach minutenlangem Videobeweis wurde ein korrekter, wenngleich kurioser Treffer Sinan Akdags oder Marcus Kinks zum vermeintlichen 3:3-Ausgleich nicht gegeben. Wer als letzter Mannheimer für die Statistik an der Scheibe war, das war kaum zu erkennen – wohl aber, dass dem Tor keine Regelwidrigkeit vorausging. Da die Deutsche Eishockey-Liga Äußerungen der Offiziellen zu solchen Vorgängen untersagt, wagte Sean Simpson nur eine kurze, aber umso süffisantere Feststellung: „Alle haben ja das Video gesehen ...“ Sei’s drum, Chad Kolarik gelang dann doch mit Wut im Bauch „und ganz viel Emotionen“ der Ausgleich. In der Overtime nutzten Luke Adam und Marcel Goc einen taktischen Blackout der Wolfsburg, die im Drei-gegen-Drei einen Mannheimer doppelten, zum 4:3-Siegtreffer. Alles also wieder gut. Und gestern trainierten auch die zuletzt fehlenden Carlo Colaiacovo, Mathieu Carle und David Wolf voll mit, zudem Ryan MacMurchy. Ach ja: Das morgige Winter Game ist zwar Spektakel, aber schlichtweg auch ein Spiel um Ligapunkte. „Wir sollten es genießen“, nimmt Torjäger Kolarik den Rat des Trainers auf, „aber haben auch einen Job zu erledigen.“ Also doch ein bisschen Alltag ...

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