Wirtschaft Lautstark gegen Thyssen-Fusion

«Bochum.» Betriebsräte, Gewerkschafter und Politiker machen gemeinsam Front gegen die geplante Stahlfusion von Thyssen-Krupp und dem indischen Wettbewerber Tata. Gestern versammelten sich knapp 7000 Stahlkocher in Bochum zu einer Großdemonstration.

Nach dem Bekanntwerden der Fusionspläne für die europäischen Stahlsparten von Thyssen-Krupp und Tata (wir berichteten) wächst im Ruhrgebiet die Empörung. Die Kritik entzündet sich auch an der geplanten Verlegung des Unternehmenssitzes in die Niederlande. Zu einer Protestdemonstration kamen knapp 7000 Stahlkocher in Bochum zusammen. DGB-Chef Reiner Hoffmann warf der Unternehmensleitung von Thyssen-Krupp vor, keine Rücksicht auf die Interessen der Arbeitnehmer zu nehmen. Alternativen würden nicht geprüft. Der DGB-Chef forderte den Erhalt der deutschen Standorte und den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Auch die derzeit geplante Verlagerung des Unternehmenssitzes in die Niederlande dürfe nicht über den Kopf der Belegschaft hinweg entschieden werden. Er erwarte, dass sich auch die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen für die Stahlkocher und den Erhalt des Unternehmenssitzes einsetze, betonte Hoffman. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), die zu der Demonstration gekommen war, forderte von dem Konzern die Vorlage von „Zahlen und keine Geheimniskrämerei“. „Es geht um die Zukunft des Stahls in Deutschland“, sagte sie. Die Branche dürfe keinen „Aktienspielchen“ zum Opfer fallen. Der Gewerkschafter und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Thyssen-Krupp-Stahlsparte, Detlef Wetzel, bezeichnete die Entscheidung zur Verlagerung des Unternehmenssitzes als „Verrat an Nordrhein-Westfalen“.„Es liegt noch ein schwerer Weg vor uns“, sagte er. „Weg mit Tata.“ Konzernbetriebsratschef Willi Segerath kündigte eine Fortsetzung der Proteste an. „Der Auftakt ist gut, aber demnächst kommen wir näher an Essen ran. Wir lassen uns nicht ignorieren“, sagte er unter Anspielung auf den Konzernsitz in der Nachbarstadt. Ob die im Raum stehende Anzahl von 4000 bedrohten Arbeitsplätzen das Ende der Fahnenstange sei, bezweifele der Betriebsrat. „Eine Lösung ohne Arbeitnehmer ist kein Lösung“, sagte er. Vor der Demonstration hatten die Beschäftigten des größten deutschen Stahlkonzerns die Produktion weitgehend zum Erliegen gebracht. Die Anlagen seien mit Beginn der Frühschicht heruntergefahren worden, berichtete ein Sprecher des Betriebsrats. Im Werk sorge eine Notbesatzung dafür, dass es zu keinen Schäden komme. In dieser Woche hatte der Konzern eine Absichtserklärung für die Fusion der Thyssen-Krupp-Stahlsparte mit Tata veröffentlicht und den Wegfall von 2000 Arbeitsplätzen in Deutschland angekündigt. Nils erklärt/Aktienchart: Thyssen

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