Landau Schonfrist für die Panzerhalle

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Nach einer intensiven, bisweilen emotionalen und von einer Beratungspause unterbrochenen Debatte hat der Stadtrat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, im Wohnpark am Ebenberg eine Denkpause einzulegen. Ende April soll die Entscheidung fallen, wie es dort weitergeht.

Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer (SPD) und Christoph Kamplade, der Chef des Stadtbauamtes, haben vergeblich gegen den Erhalt der Panzerhalle der ehemaligen Kaserne Estienne & Foch argumentiert. Im neuen Wohnpark am Ebenberg würden schon 22 Gebäude erhalten – mehr als der Denkmalschutz gefordert hat. Auch der Rahmenplan, der die Grundzüge des neuen Wohngebiets regelt und anstelle der Panzerhalle Einfamilienhäuser vorsieht, sei mehrfach und unter Beteiligung der Öffentlichkeit erörtert worden. Auch wenn das Konzept des Landauer Architekten Dirk Lampe für Loftwohnungen Charme habe, sei der Bedarf an Einzel-, Ketten und Reihenhäusern höher, warb Schlimmer. Der Erhalt der Halle würde eine Umplanung der angrenzenden Baufelder erfordern und die ohnehin schon eng getaktete Vermarktung verzögern, warnte Kamplade. In den Fraktionen gingen die Meinungen darüber weit auseinander – und offenbar wurden die Fraktionsvorsitzenden von CDU und SPD von ihren Mitgliedern noch während der Sitzung umgestimmt. So hatte Peter Lerch (CDU) von einem „gewissen Reiz“ des Lampe-Entwurfs, aber auch von einem problematischen Timing so kurz vor der Ratsentscheidung gesprochen, und er bezweifelte, dass das Konzept bei knapp 1,2 Millionen Euro, die für das Hallengrundstück erzielt werden müssten, wirtschaftlich machbar sei. Zusammenfassend sprach er sich daher zunächst für den „Nicht-Erhalt“ aus. Maximilian Ingenthron (SPD) hatte „keine Lust über ein Einzelgebäude zu reden“, es gehe um das Gesamtareal. Er sei früher für den Erhalt insbesondere der Wäscherei gewesen (die während der Gartenschau das Grüne Klassenzimmer wird), aber es habe beim Vorentscheid eine Mehrheit für den Abriss gegeben. Nun gelte es, verlässlich zu sein. Was wäre, so Ingenthron, wenn noch ein anderer Investor käme und den Erhalt eines anderen Gebäudes fordere? Das Baufeld sei wesentlich wichtiger als der Erhalt der Panzerhalle. Udo Lichtenthäler (Grüne) sagte, das Thema sei im Herbst im Bauausschuss behandelt worden (wir berichteten am 7. November). Da habe es noch keinen Interessenten gegeben. „Wieso ist der Kerl nicht im Oktober gekommen?“, fragte er – gemeint war Lampe. Jedenfalls gebe es nun „helle Begeisterung“ für dessen Pläne. Wie immer man nun entscheiden würde: „Man ist der Depp“. Lichtenthäler regte an, das Baufeld der Halle zunächst aus der Vermarktung rauszunehmen. Trotz Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit der Lampe-Pläne zeigte sich Wolfgang Freiermuth (FWG) begeistert: Die Panzerhalle wäre kein Fremdkörper, sondern eine Bereicherung im Wohnpark. Seiner Fraktion wäre es mehrheitlich am liebsten, wenn eine Entscheidung bis nach der Gartenschau vertagt werden könnte. Das wünschte auch Bertram Marquardt (UBFL), unter anderem, weil 70.000 Euro investiert worden seien, um die Halle für die Blumenschau herzurichten –„das wäre zum Fenster rausgeschmissen“. Heinz Schmitt (SPD), schon länger bekennender Fan der Halle, erinnerte an eine Reihe von Gebäuden in Landau, die einst für den Abriss vorgesehen waren (Kincksche Mühle, Gefängnis, Frank-Loebsches Haus, Kesselhaus) und heute Schmuckstücke seien. Das Architekturbüro Lampe vier habe wiederholt gut für die Stadt gearbeitet, warb er für einen Aufschub bis Ende April. Sein Parteifreund Armin Schowalter, ein gelernter Maurer, schwärmte von umgenutzten Panzerhallen in mehreren Städten. Er sei dagegen nicht sicher, ob er alles, was heute am Ebenberg gebaut werde, auch in 20 Jahren noch toll finden werde. Florian Maier (SPD), Ortsvorsteher von Dammheim, meinte dagegen, dass Bauland für Einfamilienhäuser wichtiger sei. Andreas Hott (CDU) bekannte, dass er „nur mit einem unguten Bauchgefühl abstimmen könnte“ und warb für Vertagung. Er sei heute noch froh, dass das Hafermagazin einst nicht abgerissen worden sei. Oberbürgermeister Schlimmer warnte, dass bei einer entsprechenden Ratsentscheidung der komplette Rahmenplan überarbeitet und auch das Auswahlverfahren zur Grundstücksveräußerung am Ebenberg vertagt werden müssten. Er zeigte sich verärgert, dass wegen eines RHEINPFALZ-Artikels („Panzerhalle muss nicht weichen“ vom 7. März) so viele Ratsmitglieder verunsichert seien. Dennoch sprach sich der Rat nach einer von Lerch erbetenen Unterbrechung dafür aus, die Entscheidung auf die Ratssitzung vom 28. April zu vertagen. Sprecher fast aller Fraktionen betonten jedoch, dass es keine Lex Lampe geben dürfe, dass also auch andere Planer und Investoren Angebote für die Halle abgeben könnten, wenn man sich letztlich für den Erhalt aussprechen sollte. Diese Diskussion will Schlimmer nicht-öffentlich im Ausschuss führen. „Wenn sich einzelne Ratsmitglieder beeindrucken lassen, muss ich das akzeptieren.“ (boe) MEHR ZUM THEMA 

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