Wissen Schlaf gut, Schatz

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Wer oft mit dem Partner streitet und wenig gemeinsam unternimmt, der sollte mal einen Blick ins Schlafzimmer riskieren. Denn unsere Nacht hat nicht nur Auswirkung darauf, wie fit wir am nächsten Tag sind, sondern auch auf unsere Beziehung.

Schon wieder schnarcht er. Erst ganz leise, dann wird er lauter. Immer lauter. Bis er schließlich mit einem ohrenbetäubenden letzten Grunzer in Stille verfällt. Die Ruhe vor dem Sturm – gleich geht es wieder los. Das wütende, laut raschelnde Rumgewälze nebenan kümmert ihn nicht, für den heftigen Hieb mit dem Ellenbogen gibt es nur ein schlecht gelauntes Grummeln, und auch der in die Decke eingewickelte Abzug ins Gästezimmer lässt ihn kalt. Heute schläft sie besser alleine. Aber nur heute – Kapitulation kommt nicht in Frage. Schließlich kann eine gesunde Beziehung nur mit dem gemeinsamen Schlafzimmer funktionieren. Die Amerikaner sehen das anders. Während sich die Deutschen an das Ehebett klammern, sei es in den USA weniger verbreitet, gemeinsam einzuschlafen, sagt Kneginja Richter vom Klinikum Nürnberg. „Die Deutschen mögen es gemeinsam, aber das ist nicht immer vorteilhaft“, gibt sie zu bedenken. Denn das Schlafverhalten ist so individuell, dass es nicht immer mit dem des Partners zusammenpasst. Richter hat unterschiedliche Arbeiten zusammengetragen und sich dabei auf den Aspekt Schlaf und Partnerschaft konzentriert. Besonderes Augenmerk legte sie auf den Chronotypus der Partner und wie er sich auf die Beziehungsqualität auswirkt. Unterschieden wird dabei in zweierlei Typen von Menschen: in die Lerche und die Eule – während die einen am Morgen fit und wach sind, kommen die anderen erst abends so richtig in Schwung. Das ist nicht ohne. Finden zwei Liebende zusammen, die ein unterschiedlicher Typ sind, kann eine anstrengende Zeit folgen. Laut Richter haben diese Paare mehr Konflikte, weniger Sex und weniger Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Kurzum: Paare mit dem gleichen Chronotypus führen in der Regel die bessere Beziehung. Theoretisch. „Obacht vor Abendtypen“, warnt Richter allerdings. Die kommen in allen Studien schlecht weg. Sie trinken und rauchen mehr, ernähren sich ungesünder, sind launischer, machtsüchtig, narzisstisch und schmerzempfindlich. Außerdem lieben sie das Risiko, sind impulsiv, und wenn sie sich umbringen, dann tun sie das mit brutaleren Methoden als die Morgentypen. Wer davon noch nicht abgeschreckt ist und sich trotzdem eine Eule anlacht, sollte noch wissen, dass sie sprunghaft sind. Wer es also auf den Partner fürs Leben abgesehen hat, sollte sich vielleicht eher eine Lerche angeln. Doch auch Eulen haben den psychologischen Untersuchungen zufolge wenigstens einen Vorzug: nämlich mehr Sinn für Humor. Weil aber im wirklichen Leben nichts so ist, wie es die Theoriengebäude der Wissenschaft gerne hätten, gibt es Hoffnung: Die wenigsten Menschen sind nur Eule oder nur Lerche – sie liegen irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Und dazwischen ist viel Platz für die Liebe. Unser Chronotypus verändert sich übrigens im Laufe unseres Lebens: Kinder sind eher Morgentypen, wie Maria Zschoche, Kinder- und Jugendpsychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld, erläutert. Als ganz Kleine nerven die Kinder ihre Eltern am Wochenende schon vor Sonnenaufgang und kommen ins Bett gehüpft, einige Jahre später sind sie dafür im Teenageralter kaum mehr aus dem Bett zu kriegen. Im Erwachsenenalter kehrt sich der Chronotypus dann noch ein weiteres Mal um. Besonders knifflig wird es mit Schlaf und Liebe, wenn der Nachwuchs gerade auf der Welt ist, wie die Psychologin Barbara Cattarius in einer Studie mit 87 Paaren herausgefunden hat. Die Teilnehmer dokumentierten ihren Schlaf während und nach der Schwangerschaft. Ergebnis: Schlafmangel und schlechtere Schlafqualität der Eltern haben Auswirkungen auf die Partnerschaft. Und der gereiztere Umgang des Paares miteinander macht sich wiederum im Umgang mit den Kindern bemerkbar. Aber nicht nur der Schlaf hat Einfluss auf unseren Alltag, es gilt auch das Umgekehrte: Wer mit dem Partner streitet und dann ins Bett geht, schläft schlechter, als der, der im Frieden die Augen schließt. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die unter der Leitung von Angelika Schlarb an der Universität Bielefeld durchgeführt wurde. Merle Claßen aus Schlarbs Arbeitsgruppe rät allen, die gezielt ihren Schlaf verbessern wollen zu – mehr Sex. Aber das haben wir schon gewusst. Wer seine kriselnde Beziehung im Licht dieser Forschungsergebnisse auf den Prüfstand stellt, der wählt vielleicht künftig getrennte Betten statt die Couch des Therapeuten. Gerade für Frauen könnte das eine Lösung sein. Während der Mann generell besser neben der Frau einschläft, fällt es dem weiblichen Geschlecht schwerer, in einen ruhigen Schlaf zu finden, wenn der Partner dabei ist. Das hat ein Team unter der Leitung von Schlafmediziner Hans-Günther Weeß entdeckt, das der Frage nachging, wer besser alleine schlafen sollte. Dafür gibt es unterschiedliche Erklärungen. Der evolutionsbiologische Ansatz sieht die Frau stets als Mutter. Und Mütter reagieren nachts sensibler auf Geräusche und Störungen als der Mann – es könnte ja immer etwas mit dem Nachwuchs sein. Untersuchungen zeigen aber auch, dass sich die Frauen ihrer Schlafprobleme nicht unbedingt bewusst sind. Werden sie gefragt, wie sie gemeinsam mit dem Partner schlafen, antworten sie, dass es ihnen dann bessergeht als alleine, obwohl die Wissenschaft etwas anderes sagt. Den gleichen Chronotyp geheiratet, jede Menge Sex, noch kein Kind und es läuft trotzdem nicht so richtig mit dem Schlafen? Dann liegt es vielleicht an der Bettseite. Bei eigenen Forschungen will der britische Bettenhersteller „Sealy UK“ herausgefunden haben, dass die Menschen auf der linken Bettseite besser gelaunt aufwachen, mehr Freunde haben und ihren Job richtig genießen.

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