Sport Osawe löst die Bringschuld ein
Kaiserslautern. Osayamen Osawe hat Wiedergutmachung betrieben: Im Spiel eins nach seiner vereinsinternen Sperre schoss er den darbenden Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern mit drei Toren zum 3:0 (1:0)-Sieg gegen den VfL Bochum.
Der VfL Bochum, mit dem Selbstaufkleber „Aufstiegsanwärter“ in die Saison gestartet, im Pokal wie der FCK in der ersten Runde aus dem Wettbewerb katapultiert, sucht neue Farbtöne, um das Graue-Maus-Tabellenfeld schleunigst zu verlassen. Und wenn es so weitergeht wie gestern Abend? Trainer Gertjan Verbeek, der sich gerne als Louis van Gaal-Kopie gibt, ist nicht unkündbar ... Der FCK, der in den ersten neun Punktspielen dieser Saison ganze vier Tore schoss, davon drei beim 3:0- Stimmungsaufheller gegen Dynamo Dresden, suchte bedingungslos einen Ausweg aus der Sackgasse der Hoffnungslosigkeit. Der Trainer, nach eigenem Bekunden kein Nutzer von Foren, wusste auch so, dass er unter Druck geraten ist. Er muss Ergebnisse liefern. Und er lieferte! Um Druck zu erzeugen, setzte Tayfun Korkut gestern Abend auf zwei Spitzen. Das war gut. Das war klug: Lukas Görtler, der seine Stürmerrolle immer auch als die des ersten Verteidigers interpretiert, startete an der Seite von Osayamen Osawe. Der Hoffnungsträger, nach seinem Pariser Sündenfall ein Problemfall, durfte wieder ran. „Er ist in der Bringschuld“, betonte der Coach. Osawe hatte verstanden. Nach schläfrigem Start begann er seine Schnelligkeit auszuspielen und sorgte clever für die Pausenführung: Dawidowicz hatte sich einen haarsträubenden Stockfehler geleistet, Osawe gewann das Laufduell und traf mit rechts ins untere rechte Toreck - 1:0 (32. Minute). Korkut hatte seiner Mannschaft, der die verletzten Startelfkandidaten Halfar, Zoua, Kerk, Mujdza, Przybylko und Ring fehlten, die Raute als Lösungsweg verordnet. Vor der Viererabwehrkette mit dem cleveren Routinier Ewerton, an dessen Seite sich Robin Koch nach einigen anfänglichen Problemen gegen Peniel Mlapa bemerkenswert steigerte, ackerte Patrick Ziegler. Davor war das Revier des verbesserten Christoph Moritz und des energischen Marcel Gaus. Den Verbindungsmann zu den beiden Spitzen gab der kreative Zoltan Stieber. Er weiß, wie Fußball geht. Einen ersten gefährlichen VfL-Konter Mlapas machte Julian Pollersbeck, dessen Abschläge Verbesserungsbedarf haben, zunichte (2.). Vier Minuten später traf Bochums Kapitän Felix Bastians nach klasse Freistoß von Marco Stiepermann – es war abseits! Die Riesenchance zur Führung des VfL vermasselte Johannes Wurtz nach Eisfeld-Zuspiel, vorausgegangen war eine Unsicherheit Pollersbecks, der herauslief, dann zurückeilte (21.). Nach 20, 25 Minuten bekam der FCK besseren Zugriff auf das Spiel, wurde dominant. Osawe steigerte sich, Görtler erarbeitete sich erneut den Fleißpreis als Balleroberer, und Stieber kultivierte das Spiel, hatte mit einer Schussflanke aber Pech (30.). Ihre erste Chance nach dem Seitenwechsel nutzten die Lauterer: Görtler spielte sich wunderbar durch, Gaus flankte, Osawe vollendete per Kopf: 2:0 (57.). In der 76. Minute mutierte der Buhmann zum Liebling: Osawe krönte einen perfekten Konter mit dem 3:0 nach langem Ball von Aliji – sein Jubellauf endete in den Armen von Trainer Korkut. Und die Fans im Westen sangen vieldeutig in Anspielung auf Osawes ungenehmigte Dienstreise: „Paris, Paris – wir fahren nach Paris....“ Korkuts Raute funktionierte, was auch an dem zweikampfstarken Patrick Ziegler als Zentralverriegelung lag. Das Prinzip „Einer für alle, alle für einen“ beherzigte das Kollektiv. Und mit den Toren wurde erkennbar, dass diese Elf auch Fußball spielen kann. Drei Minuten vor dem Abpfiff durfte Vorarbeiter Görtler gehen. Für ihn kam der 18 Jahre alte Zweitliga-Debütant Nicklas Shipnoski. In der Schlussminute bescherte Korkut dem Mann des Abends einen triumphalen Abgang: Osawe ging, Marlon Frey kam. Der Trainer hat verziehen! „Gerade in schwierigen Situationen tun solche Siege richtig gut. Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment machen, dass sie sich in das Spiel reingearbeitet hat, dass sie über 90 Minuten so diszipliniert geblieben ist und auf ihre Momente gewartet hat“, kommentierte Korkut das Spiel nach dem Abpfiff. So spielten sie 1. FC Kaiserslautern: Pollersbeck - Mwene, Ewerton, Koch, Aliji - Ziegler - Moritz, Gaus - Stieber (76. Heubach) - Görtler (87. Shipnoski), Osawe (90. Frey) VfL Bochum: Riemann - Hoogland (78. Rieble), Dawidowicz (63. Wydra), Bastians, Perthel (63. Novikovas) - Canouse, Stiepermann - Weilandt, Wurtz, Eisfeld - Mlapa Tore: 1:0 Osawe (32.) , 2:0 Osawe (57.), 3:0 Osawe (76.) - Gelbe Karten: Moritz (3), Mwene - Canouse (2), Wydra - Beste Spieler: Osawe, Görtler, Ziegler - Eisfeld, Riemann - Zuschauer: 18.056 - Schiedsrichter: Brych (München).
