Donnersbergkreis Geschichten über Donnersberger Paare zum Valentinstag

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Frisch verliebt oder seit Jahrzehnten gemeinsam glücklich: Geschichten zum Valentinstag.

Valentinstag – der Tag der Geschenke, der Tag der Liebenden. Inzwischen fast auf der ganzen Welt gefeiert, wird er historisch zurückgeführt auf die Taten eines der beiden Bischöfe und Märtyrer Valentinus von Terni oder Valentinus von Rom – beide im 4. Jahrhundert nach Christus verortet. Es wurde nie geklärt, wer nun genau zuständig ist, aber den Paaren, die sich an diesem Tag eine außergewöhnliche Freude machen wollen, ist das wohl auch egal. Wir flattern heute zu einigen Donnersberger „Liebesnestern“, die ganz besonders gebaut sind. Den Anfang macht das stabilste, das sich finden ließ: Im Dezember 2016 feierten Hannelore und Günther Simon – beide 92 Jahre alt – im Seniorenheim Winnweiler ihren 70. Hochzeitstag. „Heiraten ist leicht, verheiratet sein schon schwieriger“, heißt es. „Ein Leben lang glücklich verheiratet zu bleiben, sollte den schönen Künsten zugerechnet werden.“ Ist das so? Wie sah der Anfang dieses „Kunstwerks“ aus? Günther Simon erzählt: „Meine spätere Frau war mit ihren Eltern vom Saarland nach Imsbach gezogen und bekam 1945 eine Stelle im Bürgermeisteramt in Winnweiler. Sie war zuständig für das Ausgeben von Lebensmittelkarten, Ausweise und Bescheinigungen. Meistens war die Warteschlange dort sehr lang, auch die, in der ich mich anstellen musste, als ich aus dem Krieg kam. Ich weiß nicht, warum es passierte, aber Hannelore sah mich da mittendrin, hat mich rausgewinkt und sofort drangenommen.“ Und dann? „Dann haben wir uns getroffen und sind oft nach Dannenfels gewandert. Und bald haben wir Hochzeit gefeiert. Nur mit unseren Eltern, ohne andere Gäste.“ Hannelore Simon kann nicht mehr vollständig am Alltag teilhaben, aber ihre Augen blitzen auf, als sie nach ihrem Hochzeitskleid gefragt wird: „Es war zwar geliehen, aber sehr schön, und hatte sogar einen Schleier. Und einen Brautstrauß gab es auch: Rosen mit Spargelgrün.“ Beide haben ihr Leben in Winnweiler im später gebauten eigenen Haus verbracht, Kinder gab es keine. Was muss man tun, um eine Beziehung so lange am Leben zu erhalten? Bei Günther Simon klingt das „Rezept“ einfach und einleuchtend: „Wir haben halt geheiratet.“ Verheiratet waren über 50 Jahre auch Eva Röhrich (90 Jahre) und Friedel Steinacher (88 Jahre) mit unterschiedlichen Partnern. Verwitwet zogen dann beide vor gut zwei Jahren unabhängig voneinander in die Seniorenresidenz Schloss Kirchheimbolanden. Und dort passierte in den ersten Tagen der Anwesenheit Folgendes, erzählt Eva Röhrich: „Ich ging draußen auf der Terrasse spazieren, als mir drei Männer entgegenkamen. Davon rief einer plötzlich: ,Hallo, Evche!’ Ich hab mich erschrocken, weil ich mir das nicht erklären konnte. Es stellte sich heraus, es war der Friedel, mit dem ich vor über 60 Jahren zusammen auf der Landwirtschaftsschule in Kibo gelernt habe. Wir hatten damals nichts miteinander, waren nur zusammen tanzen gegangen, haben gesprochen. Er hat mich tatsächlich wiedererkannt, und jetzt sind wir beieinander.“ „Für die Liebe ist man nie zu alt“, ergänzt Friedel Steinacher. „Es ist schön, wenn man jemanden hat in so einem Heim. Da ist es dann wärmer.“ Kurt Tucholskys „Schloss Gripsholm“ kommt in den Sinn: „Schön ist Beisammensein. Die Haut friert nicht. Alles ist leise und gut. Das Herz schlägt ruhig.“ Wie wunderbar, dass das auch in einem anderen Schloss möglich ist! Und wie ist das mit der Liebe bei den deutlich Jüngeren? Gibt es eigentlich noch diese Zettel mit der Frage: Liebst Du mich? Und dann muss man ankreuzen: Ja – Nein – Vielleicht? Ja, es gebe sie noch, bestätigt Fabian aus Rockenhausen, zwölf Jahre alt. „Ich mach das aber ohne Zettel, wenn ich verliebt bin.“ So, so. „Ich geh einfach hin und sag das dann. Also, ich sag: ,Ich bin in Dich verliebt.’ Hab ich letztes Jahr gemacht, und sie hat sich dann auch verliebt. Gemerkt hab ich das, weil sie immer in meiner Nähe war und so geguckt hat. Aber dann habe ich mich nach einer Woche wieder entliebt.“ Warum? „Sie hat sich benommen wie ein Mann. So eine Beziehung wollte ich nicht.“ Was hat sie denn gemacht? „Sie hat gerülpst, das war nicht gut.“ Nein, das war wirklich nicht gut. Frühe deprimierende Liebeserfahrung wie bei Heinrich Heine? „Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu; und wem sie just passieret, dem bricht das Herz entzwei.“ Nein, so schlimm ist es in Rockenhausen noch nicht bestellt, Fabian macht einen ausgesprochen munteren Eindruck. Den machen auch zwei Damen, die der Liebe wegen an den Donnersberg gezogen sind: Anja von Dieken (50) auf dem Althof bei Gerbach und Irmgard Rainau (53) aus Dörrmoschel. Die beiden, die vor kurzem erst der Zufall zusammengeführt hat, haben überraschenderweise vieles gemeinsam: Sie sind Friseurmeisterinnen, besaßen in der Nähe von Köln beziehungsweise in Recklinghausen eigene Salons, und sie haben diese Geschäfte und ihre Selbstständigkeit vor ein paar Jahren für eine neue Existenz in der Pfalz aufgegeben. Und was sie hier gefunden haben, macht sie offensichtlich glücklich: Es sind die Natur und die Ruhe, die sie nicht mehr missen wollen, die vielen Vierbeiner, mit denen sie Haus und Hof teilen und die ihnen ans Herz gewachsen sind, die beeindruckende Freundlichkeit der Dorfbewohner und natürlich die Liebe zu ihren Ehemännern, für die sie große Veränderungen auf sich genommen haben. Auch am Donnersberg gilt offensichtlich Gandhis Satz: „Die Liebe ist die stärkste Macht der Welt.“

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