Donnersbergkreis Biber zu Gast an Sippersfelder Weihern

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„Das ist definitiv“, hat Rüdiger Viessmann, Vorsitzender der Nabu-Kreisgruppe, keinen Zweifel daran, dass sich derzeit zumindest ein Biber im Bereich Retzbergweiher/Hetschmühle aufhält. Viessmann kann sich dazu berufen auf die fachkundige Meinung einer Biber-Expertin, die er hinzugezogen und die sich die Spuren vor Ort angeschaut hat. Die haben in der Region schon für einiges Spekulieren und Rätselraten gesorgt.

Walter Hetsch von der Hetschmühle beim Pfrimmerhof ist jede Woche auf einem Kontrollgang an den Pfrimmweihern und prüft die Begrünung am Campingplatz. Zunächst entdeckte der Campingplatzbetreiber am Hetschmühlweiher drei kleine umgeknickte Weidebäume. Einen Verursacher, den er hätte zur Rede stellen können, konnte er nicht ausmachen. Bei genauem Hinsehen musste er aber feststellen, dass es kein Sägeschnitt war. In den Tagen danach entdeckte Hetsch am unteren Pfrimmweiher ein weiteres abgeknicktes Bäumchen. „Bisamratten können es nicht gewesen sein, denn die beißen nicht in Bäume“, resümierte Hetsch damals, Biber waren für ihn zunächst im Pfrimmtal nicht denkbar. Der Verdacht kam auf, dass bei Mulcharbeiten mit der Maschine im Böschungsbereich zu dicht an den Bäumen vorbeigearbeitet und somit die Rinde beschäftigt wurde. „Nachprüfen ließ sich dies nicht, und so warteten wir auf weitere Erkenntnisse“, erzählt Hetsch. Zwei Wochen später machte er eindeutige Entdeckungen. In der Nähe des Damms des unteren Pfrimmweihers sind mehrere fünf bis acht Zentimeter dicke Buchenbäumchen total durchtrennt. Hinzu kommen Nagerspuren an recht dicken Buchenbäumen. Immer mehr verstärkte sich der Eindruck, dass es sich doch um Biber handeln könnte. Daher setzte er sich mit Revierförster Dieter Gass in Verbindung. Bilder mit den Fraßspuren, die man ihm vorlegte, ließen ihn zunächst auf einen Nutria tippen, einer in Südamerika beheimateten Nagetierart. Als der Forstbeamte dann die Spuren selbst in Augenschein nahm, war die Zuordnung zu einem Biber schon deutlich erkennbar. Die Spuren am Damm des Weihers wiesen klar auf das Lager des Bibers hin, so Gass Weitere abgenagte Bäumchen, die von der einen Seite des Damms auf die andere Seite transportiert wurden, wurden gefunden. Während in der einen Richtung noch die Stümpfe stehen, bedecken auf der anderen Seite die Bäume die Zugänge zum Damm. Weil diese Tiere nachtaktiv sind, konnten sie bislang noch nicht gesehen werden. „Aber alle Spuren und Hinterlassenschaften deuten auf Biber hin“, meinte Hetsch. Dabei zeigt er auf eine dicke Buche am Rande des Weihers. Innerhalb des ersten Meters sind nicht nur die Rinde abgeschabt, sondern auch ein Teil des Holzes. „Diese Spuren sind ganz frisch, die stammen aus der letzten Nacht.“ „Die beißen sich die Zähne aus, denn sie nagen am Buchenholz“, vermutet Hetsch. Besser für die Tiere wären Nadelbäume, dessen Holz nicht so stark und eng gewachsen ist. Bis jetzt war ihnen die Arbeit noch nicht zu viel und die Zähne scheinen noch intakt zu sein, denn Nacht für Nacht fallen weitere Späne an großen Buchenbäumen entlang des Pfrimmweihers. Auch andere wurden auf die Spuren aufmerksam oder von Dritten aufmerksam gemacht. Förster Franz Kern beispielsweise, der Gass’ Nachbarrevier Göllheim betreut, bekam von einem Bekannten ein Säckchen mit Holzspänen gebracht, die auf die Bearbeitung mit starken Nagezähnen hindeuteten. Vermutet wird aufgrund der Spuren, so Viessmann, dass es sich um ein einzelnes Jungtier handeln dürfte, das nach Erreichen eines gewissen Alters seinen Familienverband verlassen musste. Möglicherweise stamme das Tier aus dem saarländischen Raum, wo Bibervorkommen nachgewiesen sind. Auch eine Herkunft aus dem Elsass, wo Biber laut Internetseite des Biberzentrums Rheinland-Pfalz wiederangesiedelt wurden, sei denkbar. Der Albisheimer Naturschützer Ronald Zelt hat auch erfahren, dass vor zwei Jahren in der Nähe von Gerbach Spuren gefunden worden seien, die auf einen Biber hinwiesen. Viessmann würde ein Heimischwerden des Bibers begrüßen, er sähe hier auch geeignete Lebensräume am Oberlauf der Pfrimm. „Das wäre gut für die Gewässerentwicklung.“ Das sieht auch Zelt so, der allerdings skeptisch einwendet, dass die Nager durch ihre Dämme und „Biberburgen“, die sie anlegen, auch Konflikte mit Gewässeranliegern auslösen könnten. |bke/llw

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