Kaiserslautern Alle Verkehrsmittel unter der Lupe

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Der Verkehr in Kaiserslautern hat in den letzten zwei Jahrzehnten viele Veränderungen erfahren. Autofahrer, Radfahrer, Nutzer von Bahn und Bussen sowie Fußgänger haben davon profitiert. Jetzt will die Stadt Kaiserslautern ein neues Mobilitätskonzept auf den Weg bringen.

„Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen.“ Das lateinische Sprichwort gilt auch für den Verkehr. Die Verkehre ändern sich, und wir ändern uns in ihnen. Die Stadt Kaiserslautern reagiert auf die Erfahrung mit einem neuen Mobilitätskonzept. Die Weichen dafür hat der Bauausschuss in seiner letzten Sitzung des Jahres gestellt. Mit dem Mobilitätskonzept soll im nächsten Jahr ein externes Planungsbüro beauftragt werden. Ab der zweiten Jahreshälfte 2016 könnte das Konzept erstellt werden. Beigeordneter und Baudezernent Peter Kiefer (FWG) sieht die Notwendigkeit für ein neues Mobilitätskonzept gegeben. „Ein Mobilitätskonzept“, so erläutert Kiefer, „definiert die verkehrlichen Zielvorstellungen der Kommune für einen Zeitraum von etwa 15 Jahren und legt fest, welche Maßnahmen zu deren Erreichung umgesetzt werden sollten.“ Es sind aber auch finanzielle Gründe, die nach seinen Worten ein neues Mobilitätskonzept für Kaiserslautern notwendig machen. Denn, so der Beigeordnete, ein solches Konzept ist auch Grundlage für die Förderung von Investitionen im Bereich Verkehr durch Bund und/oder Land. Die Aufstellung des neuen Mobilitätskonzepts trägt auch und besonders eine umweltpolitische Note. Da der Verkehr für etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, so erläutert der Beigeordnete weiter, dient ein neues Mobilitätskonzept auch dazu, Maßnahmen aufzuzeigen, wie die vom Stadtrat für den Klimaschutz beschlossenen Ziele auf dem Gebiet der Mobilität umgesetzt werden können. Dies zielt auf eine Stärkung des sogenannten Umweltverbunds ab, der Fußgängern, Radfahrern und Nutzern des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ein umweltverträgliches Weiterkommen ermöglicht, ohne das Auto dafür nutzen zu müssen. Die Stadt will das Mobilitätskonzept als Klimaschutzteilkonzept Mobilität auf den Weg bringen. Gemeinsam mit dem Institut für Mobilität und Verkehr (IMOVE) der TU Kaiserslautern will die Stadt im Januar einen Förderantrag dafür beim Bund einreichen. Finanzschwache Kommunen, zu denen die Stadt Kaiserslautern zählt, können hierfür eine Förderung in Höhe von 70 Prozent erhalten. Das Mobilitätskonzept, das auch Gegenstand des Koalitionsvertrags zwischen SPD, Grünen, FWG und FBU ist, soll alle Verkehrsmittel, vom motorisierten Individualverkehr (MIV) über den Öffentlichen Personennahverkehr bis hin zum Radfahr- und Fußgängerverkehr, berücksichtigen. Nach einer Untersuchung des Instituts für Verkehrsplanung und Straßenverkehr an der TU Dresden aus dem Jahr 2013 zur Verkehrsmittelwahl bewegen sich 48 Prozent der Kaiserslauterer mit dem Auto und dem motorisierten Zweirad fort, zwölf Prozent benutzen den ÖPNV, 7,5 Prozent treten in die Fahrradpedale und 33 Prozent bewältigen ihre Wege zu Fuß. Gegenüber der gleichen Untersuchung 2008 hat sich insbesondere der Anteil des Radverkehrs von damals 2,5 Prozent deutlich erhöht. Es scheint an der Zeit, dass die Stadt Kaiserslautern wieder ein neues Mobilitätskonzept auflegt. Denn: Die letzte für die Stadt erstellte und mehrere Verkehrsarten umfassende Gesamtplanung – der sogenannte Generalverkehrsplan – stammt aus der Zeit Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre. Daneben gab es noch andere Konzepte und Planungen, zum Beispiel zwei Nahverkehrspläne und ein Radverkehrskonzept 2004. Der letzte Generalverkehrsplan hat seine sichtbaren Spuren in Kaiserslautern hinterlassen. Er hatte seinen Schwerpunkt im Ausbau der Infrastruktur für den Autoverkehr. Insbesondere das Tangentenkonzept mit dem Ausbau von Nord- und Südtangente geht auf diesen Plan zurück. Nord- und Südtangente sind mittlerweile weitgehend ausgebaut. Auf der Nordtangente mit dem erfolgten Neubau der Berliner Brücke in den Jahren 2010 bis 2013 fehlt noch ein Teilstück im Bereich von Kammgarn und Gartenschau; die Maßnahme ist zurückgestellt, bis der Bau der Hochschule Kaiserslautern fertig ist. Auf der Südtangente ist noch ein Teilstück auf der Trippstadter Straße zwischen dem Bahnviadukt und der Brandenburger Straße, Abzweigung Richtung Universität, nicht ausgebaut. Die Maßnahme liegt solange auf Eis, bis der Bahnviadukt neu gebaut ist. 2020 soll der Viadukt fertig sein. Interessant: Der Generalverkehrsplan sah bereits damals eine Reduzierung des Verkehrs in der Stadtmitte im Zuge der Ost-West-Achse vor. Mit dem Bau der Shopping-Mall wurde die Verkehrsberuhigung in einem ersten Realisierungsabschnitt in diesem Jahr erreicht. Die Fruchthallstraße wurde verkehrsberuhigt ausgebaut; der Verkehr wurde auf die gegenüberliegende Pariser Straße/Maxstraße umgelegt. Überhaupt: Der Verkehr in Kaiserslautern hat in den letzten beiden Jahrzehnten, seit der letzte Generalverkehrsplan aufgestellt worden war, viele Veränderungen erfahren. Beigeordneter Kiefer kann dazu eine ganze Liste an Punkten präsentieren. Sie zeigen, dass Autofahrer, Nutzer von Bahnen und Bussen, Radfahrer und auch Fußgänger davon profitierten. Der Autoverkehr erlebte die Verwirklichung von Meilensteinen: neben der weitgehenden Fertigstellung der Nord- und Südtangente und der Verkehrsberuhigung in der Stadtmitte so bedeutende Maßnahmen, wie den Ausbau der A6 und den Lückenschluss der A63 sowie den Ausbau der B270 mit der Ortsumgehung Erfenbach. Der ÖPNV in Kaiserslautern verzeichnete eine enorme Weiterentwicklung durch die Integration zunächst in den Verkehrsverbund WVV und dann in den Verkehrsverbund VRN, den Anschluss an die S-Bahn Rhein-Neckar mit dem Ausbau von vier Haltepunkten in Kaiserslautern – Gleis 10/11 im Hauptbahnhof, Kennelgarten, Vogelweh und Einsiedlerhof −, den Anschluss an die Schnellbahnverbindung Paris-Ostfrankreich-Südwestdeutschland sowie die Anbindung an das neue Regionalexpress (RE)-Netz im Rahmen des Rheinland-Pfalz-Takts. Hinzu kamen die Einführung der Nachtbusse in Stadt und Landkreis, eine bessere Busanbindung der Technischen Universität, seit Oktober im 15-Minuten-Takt, sowie die Anbindung von PRE-Park und Ikea/Globus. Der Radfahrverkehr konnte positiv für sich verbuchen eine Erweiterung des Radwegenetzes, insbesondere durch Markierung von Radfahr- und Schutzstreifen, von 42 Kilometer im Jahr 2003 auf 64 Kilometer in diesem Jahr, die teilweise Öffnung der Fußgängerzone für den Radverkehr und die Verbesserung der Abstellmöglichkeit für Räder am Hauptbahnhof und in der Innenstadt. Der Fußgängerverkehr registrierte mehr Bewegungsfreiheit, durch die Erweiterung verkehrsberuhigter Bereiche, insbesondere in der Innenstadt West im Rahmen des Entwicklungsprojekts Soziale Stadt sowie die vermehrte Anlage von Fußgängerüberwegen und Querungshilfen, zum Beispiel am Opelkreisel. MORGEN LESEN SIE Wie läuft der Verkehr in Kaiserslautern? Und warum staut es sich immer mal wieder?

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