Speyer Getanzter Krieg vor Staatschefs

91-84237421.jpg

100 Jahre ist es her, seitdem sich deutsche und französische Soldaten auf den Schlachtfeldern von Verdun über zehn Monate ein sinnloses Gemetzel mit riesigen Verlusten lieferten. Eine Schülergruppe des Nikolaus-von-Weis-Gymnasiums wird am Sonntag nach Fronleichnam dabei sein, wenn in Verdun die große Gedenkfeier mit 4000 Jugendlichen aus Frankreich und Deutschland stattfindet, zu der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident François Hollande erwartet werden.

15 Schüler der achten bis zehnten Klassen werden sich mit ihren Lehrerinnen Claudia Degott-Leitmeyer und Margit Muth mit dem Bus am Fronleichnamstag auf die Reise machen und am Montag darauf wieder zurückkommen. Die Schüler werden je „Tandems“ bilden mit Schülern einer Partnerschule in Lothringen. Über eine Internet-Plattform haben sich einige der französischen Schüler schon vorgestellt – in deutscher Sprache. Bis Sonntag werden sie gemeinsam an Workshops und Besichtigungen teilnehmen. Der Höhepunkt am Sonntagnachmittag wird dann bei der Feier an der Gedenkstätte eine vom deutschen Regisseur Volker Schlöndorff inszenierte und vom Choreographen Marc Bogaerts gestaltete Performance von den 2000 französischen und 2000 deutschen Jugendlichen sein. Die Choreographie wurde als Videofilm mit genauen Anleitungen – in deutscher Sprache mit leicht kreativer Grammatik – übersandt, und seitdem wird in Speyer fleißig geübt. Die französische 16-köpfige Percussionsgruppe „Les Tambours du Bronx“ gibt mit Axtstielen auf großen Ölfässern den Rhythmus vor, zu dem sich die Jugendlichen beider Nationen auf dem Schlachtfeld in einen genau choreographierten Kampf werfen, dann als „Tote“ beider Seiten liegen bleiben, um wieder aufzustehen und sich gemeinsam im Rhythmus bewegen, wozu Elemente von „Body-Percussion“, rhythmischem Schlagen auf den Körper und Klatschen, gehören. „On est jeune (wir sind jung)“ – „Wir sind da – on reste (wir bleiben)“ lautet der „Schlachtruf“ am Ende. Vorbereitet haben sich die Jugendlichen mit Lektüre und einem von Ludger Tekampe geführten Besuch der Ausstellung im Historischen Museum. Worauf sind sie besonders gespannt? Viktoria Huber (15) meint: „Auf die Begegnung mit den französischen Jugendlichen freue ich mich besonders.“ Für Pauline Müller (15) ist es „eine große Ehre, an der Feier teilzunehmen und die deutschen Jugendlichen zu repräsentieren“. Antonia Bouché (15) fragt sich: „Ob wir wohl in die Nähe von Angela Merkel und François Hollande kommen?“ Alle finden, dass sie jetzt schon von der Vorbereitung auf die Fahrt profitiert haben. „Der Erste Weltkrieg ist viel präsenter“, so Antonia, und Paula Kehrein (15) ergänzt: „Wir lernen im Geschichtsunterricht ja meistens, was ,oben’ entschieden wird, aber wie sich das auf die Leute ,unten’ ausgewirkt hat, ist ja wichtig“. Die Speyerer Schüler werden zusammen mit einer Neustadter Gruppe fahren, aber es nehmen noch zahlreiche andere Schülergruppen aus Rheinland-Pfalz teil. (adö)

x