Kaiserslautern Der nette Rocker aus dem Ruhrpott

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Das Jahresabschlusskonzert der Kammgarn wartete am Mittwoch mit einem absoluten Publikumsliebling auf: Thomas Godoj, ein Rockmusiker mit Leib, Seele, ganz viel Bodenhaftung und natürlich einer riesigen Fangemeinde, die für ihren Helden an diesem Abend schon mal im Cotton Club das vorsilvesterliche Konfetti regnen ließ.

Ganze 15 Minuten ließ der Mann des Abends auf sich warten – für die ungeduldigen Fans eine halbe Ewigkeit. Doch um 20.15 Uhr haben die vorfreudigen „Godoj“-Chorgesänge, die immer lauter in den abgedunkelten Bühnenraum schallten, ihren Zweck erfüllt. Zuerst trat das musikalische Quartett Torsten Bugiel (Schlagzeug), Kevin Preuhs (Bass), Sebastian Netz (Gitarre) und Thomas Spindeldreher (Gitarre) ins Rampenlicht, dann Godoj selbst, leger mit einer Bierflasche in der Hand – damit wäre auch die kleine Verzögerung erklärt. Der Jubelsturm brach los. Auf eines ist bei einem Thomas Godoj-Konzert nämlich absolut Verlass: Seine treuen Fans. Sie machen bei jedem Auftritt so viel Stimmung, dass es für zwei Abende reicht und unterstützen ihren Tommi auch außerhalb der Konzertsäle mit vollem Einsatz. Sei es die Crowdfunding-Aktion zum fünften Studioalbum, mit der der Recklinghauser einen europäischen Rekord im Bereich Musik aufgestellt hat, oder das Mitreisen auf Tour im eigens gestalteten Tour-Bus. Die Fans – vorwiegend weiblich – lassen ihren Helden nicht im Stich. Und der nette Rocker aus dem Ruhrpott entlohnt ihre Liebe damit, dass er seine Anhänger zum wichtigsten Bestandteil seiner Show macht. Das Konzert glich einem lauschigen Familien-Treffen, bei dem Godoj gemütlich ein paar Bierchen zischen, mit der Anhängerschaft über dieses und jenes plaudern und beherzt abrocken konnte – genau für diese unkomplizierte und kumpelhafte Art schätzt ihn seine Gefolgschaft. Letzteres kam natürlich dank hart schmetternder Uptempo-Nummern wie „Beste Entscheidung“ nicht zu kurz. Der Song dient nicht nur als musikalische Liebeserklärung an seine Fans, sondern auch als klare Ansage dafür, dass der Vollblutmusiker seine Entscheidung, sich von der DSDS-Maschinerie abzukapseln und solo zu fahren nie bereut hat. Auch deshalb befinden sich Stücke wie „Liebe zur Sonne“, ein Lied noch aus der Zeit vor DSDS, im aktuellen Repertoire. Recht so, denn wenn der 38-Jährige in den vergangenen Jahren eines bewiesen hat, dann dass er auch ohne Fremdregie durch große Plattenfirmen ganz gut zurechtkommt. Als Songwriter hat Godoj ein Gespür für nachdenkliches, wohl arrangiertes und vor allem energiegeladenes Liedgut. Dafür stehen Werke wie „Dichter einer ganzen Stadt“, „Notizen“ und „Wie das Leben klingt“, die von seiner markanten Stimme tief in die Herzen der Zuhörer getragen werden. Mit „Autopilot“ bedient der Sänger auch die Romantik-Schublade, macht sich aber direkt darauf mit wütenden und grundehrlichen Tracks wie „Vermisst du nicht irgendwas“ ordentlich Luft. Sechs Alben sind auf diese rohe, ungeschliffene Weise entstanden, das Siebte ist bereits in der Mache. Und die Fans kennen jeden einzelnen Song in und auswendig. Titel wie „Schnee von gestern“, „Uhr ohne Stunden“ und „Nicht alleine“ wurden textsicher mitgesungen, es wurde an den richtigen Stellen das Feuerzeug gezückt und herzförmige Luftballons über die Köpfe in Richtung Bühne gekickt. „Schön, dass es euch gibt“, warf Thomas ins Publikum; das Publikum warf Konfetti, Jubelstürme und ganz viel Liebe zurück. Mit „Wolken“ und dem obligatorischen „Helden gesucht“ gingen zwei Stunden Power-Rock zu Ende und nach einer deftigen Zugabe verabschiedete Godoj seine Fans ins Jahr 2016.

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