Kreis Südliche Weinstraße Blüchers Gefecht im Playmobil-Format

Das Dorf steht schon, auch das Eichenwäldchen. Soldaten und Zivilisten finden sich erst wenige auf dem weiträumigen Areal. „Das wird noch, ich habe ja noch einige Abende“, sagt Sascha Wolf. Er baut im Foyer des Edelhofs Kirrweiler mit Playmobil-Figuren das Gefecht zwischen Blüchers Mannen und den Franzosen vor den Toren Kirrweilers im Mai 1794 nach. Eröffnet wird das Diorama, ein plastisches Schaubild, am Samstag, 20. Juni, um 11 Uhr.

Die Idee, Blüchers Gefecht nachzustellen, stamme vom Heimat- und Kulturverein. Dieser begehe in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen „und wollte etwas Besonderes haben“. Und da sich in diesem Jahr die Schlacht bei Waterloo zum 200. Mal jährt, die Gemeinde Kirrweiler mit einem Symposium des großen Generals gedenkt, der Napoleon das Fürchten lehrte, sei er bei einer Sitzungen des Vereins angefragt worden, ob er sich vorstellen könnte, ein Diorama von dem Aufeinandertreffen der Preußen und Franzosen in Kirrweiler zu gestalten, erzählt Sascha Wolf. Als großer Playmobil-Fan, der bereits bei ähnlichen Projekten mitgewirkt hat, sagte er nicht Nein. „Normalerweise benötigen wir für solche Vorhaben eine Vorlaufzeit von einem Jahr, ich hatte gerade mal vier Monate“, berichtet er schmunzelnd. Mit Hilfe des Ortshistorikers Fritz Roth, der ihm vor allem die geschichtlichen Hintergründe lieferte, entwickelte Wolf ein Konzept. „Entstehen wird eine Momentaufnahme vor dem eigentlichen Gefecht“, erklärt der Kirrweilerer. Gebraucht werden rund 60 bis 70 Reiter, 120 Infanteristen und zahlreiche Zivilisten. Diese drapiert er mit Hilfe seines Nachbarn Markus Göhring und seines Playmobil-Freundes Michael Weil aus Calw auf einer Unterlage in L-Form mit einer Fläche von gut fünf mal drei Metern. Als positiv wertet Wolf, dass Playmobil mittlerweile über eine große Vielfalt an Figuren, darunter auch viele historische, verfügt. Etliche davon könne er komplett oder zumindest in Teilen nutzen. Denn die Plastikmännchen ließen sich zerlegen und Einzelteile unterschiedlich einsetzen. Die preußischen und die französischen Soldaten habe der Hersteller nicht vorrätig, sagt Wolf. Gemäß der alten Vorlagen ließ er die Uniformen der Husaren nachdrucken. Auch die Zweispitz-Mützen der Franzosen oder das Kirrweilerer Wappen hat er in Auftrag gegeben. Auch die Bewohner müssen laut Wolf geschichtlich korrekt sein. Diese stellt er in einen Ausschnitt der Gemeinde Kirrweiler, die er ähnlich wie eine Modelleisenbahnlandschaft – mit viel Liebe zum Detail – nachgebildet hat: Das sind Häuserzeilen, die Stadtmauer, der Zehnthof und das Maikammerer Tor, durch das die Franzosen ziehen. Kurz dahinter werden sie von den Preußen unter Oberst Blücher abgepasst. De Artillerie, die wegen ihrer Größe um Kirrweiler herum ziehen musste, erwartet der Gegner im Eichenwäldchen. Während sich die feindlichen Armeen zum Gefecht anschicken, läuft in Kirrweiler der Alltag weiter. Der Bäcker backt Brot, auf dem Dachboden werden Mehlsäcke abgeladen. Bauern ziehen mit ihren Ochsenkarren durch den Ort. Im Zehnthof transportieren Knechte Weinfässer. Der Pfarrer ist ebenfalls unterwegs, passiert die Nepomuk-Statue. Kinder gehen mit dem Bollerwagen durch die Gassen und sammeln die Pferdeäpfel auf, Frauen erledigen Einkäufe. Das Projekt ist ganz nach dem Geschmack des gelernten Grafikers, der seine neue Leidenschaft vor etwa zehn Jahren entdeckt hat. Ja, als Kind habe er natürlich auch mit Playmobil-Figuren gespielt, sie aber später verkauft. Ein Arbeitskollege, der die Figuren sammelt, habe ein mittelalterliches Diorama bauen wollen und ihn um Hilfe gebeten. Wolf sagte zu und leckte Blut. Seit dieser Zeit hat sich der 42-Jährige ebenfalls ein Sortiment zugelegt, besucht Ausstellungen und Börsen und baut mit anderen an großen Dioramen mit. Sein Arbeitszimmer und Teile des Kellers haben sich in einen Playmobil-Fundus verwandelt. Hier hat er zunächst einmal geschaut, was vorhanden ist und eine Liste erstellt mit den Accessoires und Figuren, die zusätzlich gebraucht werden. „Zum Glück gibt es mittlerweile eine gut sortierte Datenbank von Playmobil.“ Von winzigen Details abgesehen, ist Wolf mit dem Ergebnis zufrieden. Und er hofft, dass es den Besuchern ebenso gut gefällt wie ihm. Termin Das Diorama zu Blüchers Gefecht in Kirrweiler im Foyer des Edelhofs in Kirrweiler ist zu sehen am Samstag, 20. Juni, 11 bis 18 Uhr, Sonntag, 21. Juni, 11 bis 17 Uhr, Samstag, 27. Juni, 12 bis 18 Uhr, Sonntag, 28. Juni, 11 bis 15 Uhr, Donnerstag, 25. Juni, 17 bis 20 Uhr. Gruppenbesichtigungen sind vom 22. bis 26. Juni auf Anfrage möglich, Anmeldung: Telefon 06321 952769. (giw)

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