Rhein-Pfalz Kreis Glühende Würmer, leuchtende Beeren

Glüh`n Johanniswürmchen helle, schöner Juni ist zur Stelle – noch eine Bauernregel zum 24. Juni.
Glüh`n Johanniswürmchen helle, schöner Juni ist zur Stelle – noch eine Bauernregel zum 24. Juni.

«Ludwigshafen.» Das droht uns aller Wettervorhersagen nach schon mal nicht: „Regnet’s am Johannistag, regnet es noch 14 Tag“ – orakelt eine alte Bauernregel. Überhaupt gibt es einen Haufen solcher Weisheiten zum heutigen Johannistag. Für Landwirte scheint der 24. Juni stets ein besonderes Datum gewesen zu sein. Jetzt nicht lachen: Die Schafskälte soll sich etwa heute ihrem Ende zuneigen. Aber es ist halt nicht jedes Jahr gleich. Und allen, die die globale Erderwärmung beschreien, werden die Hitzerekorde dieser Tage ein Beweis sein. Früher jedoch wurde es nach dem Johannistag warm. Dann begann die Heuernte. Und die Johanniskäfer machten sich auf die Balz – Glühwürmchen, die mit Laternen auf Partnersuche gehen. Das ist auch heute noch so. Genauso wie der Johannistag immer noch als Stichtag gilt, an dem viele Nutzpflanzen zu reifen beginnen. Und so manche Früchtchen gar schon vernascht werden können. Die Johannisbeere trägt das Hochfest der Geburt Johannes des Täufers im Namen. Und wird pünktlich zum Lostag rot. Oder eben schwarz. Also fast pünktlich. „Etwas früher sind wir dieses Jahr mit fast allem dran“, bemerkt Jürgen Hass. Der Obstbauer aus Böhl-Iggelheim hat zwar keine Johannisbeeren mehr im Angebot. Deren Ernte sei in Zeiten des Mindestlohns unrentabel. Aber er pflückt derzeit die ersten Aprikosen und Pfirsiche. Die frühen Sorten sind reif. Aprikosen gibt es ungefähr bis Ende Juli, Pfirsiche bis in den August hinein. Wenn denn auch das Wetter mitspielt. Hass ist bislang vom Hagel verschont geblieben und auch sonst mit der Lage ziemlich zufrieden. „Die Hitze ist noch auszuhalten – zumindest für meine Früchte. Gerade Aprikosen und Pfirsiche sind ja Südfrüchte und können das ab. Für die Äpfel ist es etwas schwerer, aber es geht noch.“ Derzeit wachse es auf Feldern und Plantagen wie verrückt – „solange noch Wasser da ist“. Während es an Bäumen orange und an Sträuchern rot wird, werden Spargelfelder grün. Das Kraut sprießt. Es hat sich ausgestochen. Am Johannistag ist Schluss mit lustig. Deshalb trägt er auch den Beinamen „Spargelsilvester“. Die Ernte des beliebten Gemüses wird beendet, damit die Spargelpflanze bis zum ersten Frost rund 100 Tage Zeit hat, Kräfte für das neue Jahr zu sammeln. „Gerade junge Anlagen brauchen ausreichend Zeit, um sich zu erholen“, erklärt Pfalzmarktsprecher Hans-Jörg Friedrich. Bei der Erzeugergemeinschaft in Mutterstadt sind die letzten Stangen angeliefert worden. Am Ende waren es Friedrich zufolge nicht mehr die ganz großen Mengen. Da sah es Mitte April – bedingt durch warmes Wetter – ganz anders aus. „Es gab so viel Spargel, dass die Preise in den Keller gegangen sind. Wer Spargel ins Ostermenü integrieren wollte, der hatte die absolute Auswahl und musste nicht viel zahlen“, sagt Friedrich. Dann gingen die Temperaturen aber zurück, die Mengen auch. Im Mai hatten sich Spargelmengen und Spargelpreise normalisiert. Insgesamt sei deshalb wohl von einem ganz anständigen Spargeljahr auszugehen. Im Durchschnitt werden 1,3 Millionen Kilo Spargel pro Saison im Mutterstadter Pfalzmarkt bewegt. „Die genaue Menge für dieses Jahr kann ich aber noch nicht durchgeben. Wir müssen erst komplett abrechnen. Was wir bewegt haben, wissen wir in zwei, drei Wochen.“ Der Pfalzmarkt wickelt das Spargelgeschäft in Blöcken ab. Heißt, die einzelnen Verkaufsabschlüsse mit den jeweils erzielten Preisen werden für eine gewisse Zeit in einem Pool gesammelt. Daraus wird ein Schnittpreis errechnet. Das Prinzip dahinter: „Alle Landwirte gleich behandeln.“ Auf den Teller könnte nun Blumenkohl kommen. Aber der mag bei großer Hitze nicht wachsen. „Hitzestress nennen wir das“, erläutert Friedrich. Auch den Salaten tut die Sonne nicht gut. Sie bekommen Sonnenbrand. „Und ich will gar nicht von den Erntehelfern reden, die bei diesem Wetter draußen auf dem Feld stehen.“ Abkühlung ist also herzlich willkommen. Dabei wird es doch am Johannistag erst warm. Eigentlich.

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