Landau Endspurt zu Bundestag

Udo Lichtenthäler bei seinem 13. Berlin-Marathon im Jahr 2016. Seit seiner zehnten Teilnahme im Jahr 2011 hat er Anspruch auf se
Udo Lichtenthäler bei seinem 13. Berlin-Marathon im Jahr 2016. Seit seiner zehnten Teilnahme im Jahr 2011 hat er Anspruch auf seine persönliche Startnummer, die 2747.

Während seine Partei Bündnis 90/Die Grünen bei der Bundestagswahl am Sonntag unbedingt drittstärkste Kraft werden möchte, will der Grünen-Stadtrat Udo Lichtenthäler nur eines: nach 42 Kilometern endlich ins Ziel kommen. Und das am besten unter viereinhalb Stunden. Denn der 61-Jährige läuft am Wahlsonntag seinen 14. Berlin-Marathon und fiebert der Zielwiese vor dem Bundestag bereits jetzt entgegen. Vor genau 30 Jahren hat Lichtenthäler mit dem Laufen angefangen. Der Marathon in der Hauptstadt war es auch, der den Stadtrat zu einem Hobbyläufer getrimmt hat. „Im Jahr 1986 war ich als Zuschauer beim Berlin-Marathon. Dort habe ich gesehen, wie ein Fischhändler aus meiner Berliner Nachbarschaft − eine massige, große und ungelenkige Gestalt − ins Ziel gelaufen ist“, erzählt Lichtenthäler. Dieses Erlebnis habe ihn angespornt, mit dem Laufen anzufangen. Ein Jahr später ist der heute 61-Jährige dann zum ersten Mal beim Berlin-Marathon mitgelaufen und hat sein bisher bestes Ergebnis erzielt: dreieinhalb Stunden. Heute absolviert der Grünen-Stadtrat toughe fünf Trainingseinheiten pro Woche: vier kurze Strecken auf dem Gelände des Ebenbergs und eine lange Strecke im Pfälzerwald. „Manchmal, wenn die Zeit drängt und ich nicht ganz hinterherkomme, laufe ich auch zur Arbeit“, so Lichtenthäler, der als Richter am Sozialgericht in Speyer arbeitet. Das Laufen gebe ihm ein gutes Gefühl und sei gleichzeitig eine perfekte Abwechslung zur Arbeit am Schreibtisch. „Beim Laufen denke ich anders und manchmal habe ich auf der Laufstrecke auch schon einen Fall gelöst.“ Nicht zuletzt könne man sich beim Laufen sehr gut unterhalten. Bei Gelegenheit läuft Lichtenthäler mit Lauffreunden oder Sohn Kolja (26). Ihn hat er auch beim Berlin-Marathon am kommenden Sonntag dabei. „Dann will er meine dreieinhalb Stunden von 1987 knacken“, so Lichtenthäler. 2012 hatte er gerade seine Startnummer für den New York Marathon abgeholt, als dieser kurzfristig abgesagt wurde: Hurrikan Sandy ist ihm damals in die Quere gekommen. Obwohl der Hobbyläufer auch schon verschiedene andere Marathon-Veranstaltungen im Pfälzerwald, im Westerwald oder am Mittelrhein ausprobiert hat, gehört Berlin zu seinen Favoriten. „Dort ist die Begeisterung am stärksten ausgeprägt und man erlebt die Vielfalt der kulturell unterschiedlichen Stadtviertel hautnah mit“, sagt er. Seit seiner zehnten Teilnahme im Jahr 2011 ist Lichtenthäler außerdem Mitglied im sogenannten Jubilee-Club. Seitdem hat er eine feste Startnummer; es ist die 2747. Auf die Frage, ob er sich am Sonntag mehr auf die Bundestagswahl oder auf den Marathon freut, muss der Stadtrat der Grünen nicht lange überlegen: „Ich freue mich mehr auf den Marathon, weil die Wahl für uns keine sichere Bank ist“, sagt er mit einem Schmunzeln. Der Bundestag ist am Sonntag vor allem eines für ihn: sein persönliches Ziel. Denn schon jetzt freut sich der 61-Jährige auf den Moment, auf der Wiese vor diesem bedeutsamen Gebäude ins Ziel zu laufen und dort noch ein bisschen „zu relaxen“, wie er sagt. Am Abend möchte der Hobbyläufer dann aber doch noch auf der Wahlparty der Grünen vorbeischauen – denn er hofft, dass auch seine Partei erfolgreich im Ziel ankommt.│

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