Kreis Kaiserslautern Schnako und die Stechmücken

Schneckenhausen ist heute ein Dorf der Pferde: Auf 596 Einwohner kommen mehr als 50 Rösser. Mit dem Ortsnamen haben sie aber ebe
Schneckenhausen ist heute ein Dorf der Pferde: Auf 596 Einwohner kommen mehr als 50 Rösser. Mit dem Ortsnamen haben sie aber ebenso wenig zu tun wie die Schnecken.

Ortsnamen sind wie Etikette. Sie prangen auf Schildern am Dorfeingang und deuten verheißungsvoll auf seinen „Inhalt“ hin. Nur hält das Etikett immer, was es verspricht? Und wieso heißen die Orte eben so, wie sie heißen? Heute geht es um die Frage, wie viel Schnecke steckt in Schneckenhausen?

Ob von Otterberg oder von Schallodenbach kommend, egal aus welcher Richtung man Schneckenhausen erreicht, eins fällt auf: Pferde gibt es in diesem Dorf, das zur Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg gehört, unglaublich viele. Auf die 596 Einwohner kommen mehr als 50 Pferde – kein schlechter Schnitt. Was aber haben die Rösser nun mit dem Ortsnamen zu tun? Nichts. Genauso wenig wie die Schnecken. Denn obwohl diese mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in Schneckenhausen noch deutlich häufiger vorkommen als Pferde, namensgebend sind die schleimigen Kriecher deswegen noch lange nicht. Vermutlich war auch ein gewisser Snecko nicht für den Ortsnamen verantwortlich. Jedenfalls zweifelt der Autor des Wappenbuches des Landkreises und der Stadt Kaiserslautern den Rückschluss auf den Vornamen Snecko an, weil ein solcher als früherer Hofname nicht vor 1580 belegbar ist. Von einer Gemarkung Schneckenhausen ist dagegen schon im Jahre 891 die Rede, wie aus den dürftigen Hinweisen zur Geschichte des Ortes hervorgeht. Eine Person als Namenspatron des Dorfs heranzuziehen, ist gleichwohl nicht abwegig. Die meisten Ortsnamen zeigen nämlich tatsächlich den einstigen Besitz einer Person an: Deren Vornamen geht dann auf die Örtlichkeit über, sagen jedenfalls die Forscher an der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, die sich mit der Onomastik, der Namensforschung, im europäischen Raum beschäftigen. Und genau so hat es sich wohl auch im idyllisch gelegenen Dörfchen Schneckenhausen zugetragen. Dereinst lebte dort wohl ein Mann namens Schnako, der den Fischweiher für das Otterberger Kloster betreute. Wem jetzt spontan Stechmücken in den Sinn kommen, liegt vermutlich gar nicht mal so falsch: Bei einem Gewässer im Wald ist die blutrünstige Waldschnake meist nicht weit. Ob der gute Mann am Fischweiher nun viel über die Schnaken geschimpft hat oder stets zerstochen daher kam, ist nun wirklich nicht überliefert. Dass jedoch ein gewisser Schnako einen Hof gebaut hat, der dann Schnakohof hieß, gilt dagegen als wahrscheinlich. Aus dem Schnakohof wurde das Schnakohaus und im Verlauf der Jahre entwickelte sich daraus der heutige Namen Schneckenhausen. „Und das ist der schönste Ort der Welt!“, sagt jedenfalls der heimatverbundene Ortsbürgermeister der Gemeinde, Konrad Schiwek. Für ihn lohnt es sich auf jeden Fall, in Schneckenhausen zu leben. Vor allem weil der Ort vom Zusammenhalt seiner Menschen geprägt ist, weil viele Projekte wie der Bolzplatz oder der Spielplatz in Eigenleistung hergestellt werden. „Bei uns funktioniert das Vereinsleben noch wirklich gut. Musikverein, Männergesangsverein, Landfrauenverein, Tennisverein und die Pferdefreunde gestalten überwiegend das kulturelle Angebot“, ist Schiwek stolz auf das Miteinander. Ob das für Schnecken auch gelten kann? Für Pferde auf jeden Fall. „Schneckenhausen gilt als Dorf der Pferde“, verweist der Ortsbürgermeister auch auf die Zucht der seltenen Pfalz Ardenner im Ort. Besondere Kaltblüter, ja! Besondere Schnecken? Nein, jedenfalls nicht in Schneckenhausen.

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