Donnersbergkreis Von irischer Lebensart

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DIELKIRCHEN. „Tuesday ist Blues-day!“ Aber den Blues könne er eigentlich nicht leiden, erzählte Paddy Schmidt zu Beginn seines Konzertes am Dienstag in der „Majik Lounge“ im Dielkirchener Bürgerhaus. Er ist eingefleischter Irish Folker, lebt und besingt das so gesellige wie eigensinnige irische Leben.

Eines der bedeutendsten Stücke irischer Literatur ist „Ulysses“ von James Joyce. „Ich habe dieses Werk angefangen zu lesen und nicht verstanden. Wie froh war ich, als Marcel Reich-Ranicki mir beipflichtete und dieses Buch selbst auch nicht verstand“, merkte Paddy Schmidt zu James Joyce an, um daraufhin „Finnegan’s Wake“ zu spielen. Überhaupt habe Reich-Ranicki der irischen Literatur nicht viel abgewinnen können. „Es geht immer nur um Slums, Saufen und ab und zu wird gekotzt“, so dessen Meinung. In dem Lied von „Finnegan’s Wake“ geht es um genau diese Lebensweise. So fällt der Protagonist Tim Finnegan von der Leiter und stirbt. Beim feuchtfröhlichen Leichenschmaus, bei der die Leiche zum Tänzchen aus dem Sarg genommen wird, zerschellt eine Whiskey-Flasche direkt über Finnegan an der Wand, und der Inhalt ergießt sich über den Leichnam. Der erwacht daraufhin zum Leben und feiert nun ausgelassen mit. Paddy Schmidt zog das Publikum zu seiner musikalischen Reise nach Irland und Schottland kraftvoll mit. Das Bürgerhaus in Dielkirchen war sehr gut gefüllt, und das Publikum klatschte begeistert den Takt mit. „Habt ihr vielleicht Liederwünsche, die ich auch singen kann?“, fragte Schmidt, als er kurz nach einer seiner Mundharmonikas sucht. Bei einem anderen Konzert habe er diese Frage auch gestellt und prompt sei „Atemlos“ genannt worden. „Das wurde dann ein sehr lustiger Abend“, schmunzelte Schmidt. „Der Januar ist der schottische Monat wegen Robert Burns“, erklärte der Musiker. Also spielte er Burns’ wohl bekanntestes, traditionell zum Jahreswechsel gesungenes Lied „Auld Lang Syne“ – und das Publikum sang begeistert mit. Und nicht nur hier. Auch den Refrain von „Streets of London“ und „Whiskey in the Jar“ kannten die Zuhörer, stimmten souverän mit ein. Die Lieder handelten aber nicht nur von irischer Lebenslust. Da im 19. Jahrhundert viele nach Amerika ausgewandert waren aufgrund von Hungersnöten, wandte Paddy Schmidt sich der Flüchtlingsthematik zu. Auch viele Deutsche waren zu dieser Zeit im Aufbruch und suchten ihr Glück in Amerika. Daher spielte er auch ein deutsches „Flüchtlingslied“: „Ein stolzes Schiff“, so der Titel. Das Publikum wurde nun still und hörte dem Gesang aufmerksam zu – den Spagat von heiteren zu ernsthafteren Themen schaffte Schmidt sehr überzeugend. Mit seinen lustigen Anekdoten zu den verschiedenen Liedern, aber auch aus seinem ereignisreichen Leben sorgte Paddy Schmidt für einen Abend, bei dem viele gerne noch länger geblieben wären. Mit Mundharmonika und Gitarre gelang ihm ein musikalisches Feuerwerk. Das Publikum dankte ihm mit nicht enden wollendem Applaus und begeisterten Zugabe-Rufen. Aber nach der dritten Zugabe musste Schmidt ein Ende finden – da er ja eine „Fürsorgepflicht“ gegenüber dem Zuhörer habe, der morgen früh zur Arbeit aufstehen müsse.

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