Donnersbergkreis Rockenhausen: Foucaults Versuch im Wasserturm

Im Wasserturm am Rockenhausener Bahnhof könnte künftig mit einem Foucault’schen Pendel die Erdrotation ablesbar sein.

Mit der Frage, was mit dem Wasserturm am Rockenhausener Bahnhof geschehen soll, beschäftigt sich die Stadt schon seit geraumer Zeit. Eine Idee hat mit Udo Lang ein Bürger der Stadt eingebracht: ein Foucault’sches Pendel in dem Gebäude installieren. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald kann diesem Vorschlag viel Positives abgewinnen, auch in einem städtischen Ausschuss kam dieser überwiegend gut an. Die Frage ist allerdings, wie das finanziert werden kann. „Man soll sich durch sein Schulwissen die Fähigkeit zum Staunen nicht vernebeln lassen.“ Wenn der Rockenhausener Udo Lang über Foucaults Pendel erzählt, zitiert er gerne den italienischer Schriftsteller Umberto Eco. Denn ins Staunen bringt ihn das vom französischen Physiker Jean Bernard Lèon Foucault 1851 entwickelte Pendel immer wieder. „Es ist faszinierend, dass so die Erdrotation ablesbar ist“, schwärmt der 79-Jährige. Im Pariser Panthéon hat er selbst vor einem Nachbau von Foucaults Entwicklung gestanden. „Andächtig, eine dreiviertel Stunde lang.“ Und der Rockenhausener verrät: „Heimlich habe ich schon länger mit dem Gedanken geliebäugelt, sowas zu bauen.“ Den für ihn passenden Ort hierfür hat er mittlerweile auch gefunden. Den Wasserturm am Bahnhof in Rockenhausen. „Es ist ein schönes Sandsteinmauerwerk, das erhaltenswert ist. Es kann wieder ein Schmuckstück werden“, sagt Lang. Das ist auch der Wunsch von Rockenhausens Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald. Als der Bahnhof vor einigen Jahren in den Besitz der Stadt überging, sei man im Stadtrat der Meinung gewesen, der Turm solle erhalten bleiben. „Damals noch ohne konkrete Vorstellung, was wir damit machen.“ Bei einem Ideenwettbewerb seien Vorschläge eingegangen, etwa ein Café einzurichten. Mit Blick auf die Kosten und die mit 4,10 auf 4,10 Meter begrenzte Grundfläche lasse sich das aber nicht einfach so umsetzen. Einfach so lässt sich auch die Idee von Udo Lang nicht verwirklichen. Aber in dieser sieht nicht nur Seebald eine Chance. „Damit hätte der Turm wieder eine Nutzung, und es passt hervorragend zum Thema Zeit, das in Rockenhausen ja auch durch das Museum eine große Rolle spielt, weil es die Erdrotation sichtbar macht“, erzählt der Stadtbürgermeister. Udo Lang selbst hat bereits viel Zeit in die Planung investiert. Der 79-Jährige hatte früher in einem Architekturbüro gearbeitet. Konkret stellt er sich ein 10,30 Meter langes Pendel vor, an dessen Ende sich eine 200 Millimeter starke Messingkugel befindet. Diese Kugel wiederum soll dann nach und nach Messingkegel umwerfen, die sich auf einer Rosettenbahn auf dem Boden befinden. 31,5 Stunden dauere es, bis sich die Erde in Rockenhausen einmal gedreht habe, hat Lang ausgerechnet. „Jedes Pendel ist ortsgebunden zu errichten“, weiß der Rockenhausener. Zu sehen sein soll das alles durch bodentiefe Fenster – rund um die Uhr. Eine Kostenaufstellung hat er auch beisammen. Das Hauptproblem sei der Turm an sich, an dem einige Arbeiten vorgenommen werden müssten. Rund 90.000 bis 100.000 Euro werde alles kosten. „Das Pendel selbst ist der geringste Anteil“, so Lang. Er möchte Eigenleistung erbringen – „sowohl am Bau, als auch auch an der Pendeltechnik“. Und hat auch schon weitere Unterstützer für seine Idee gewinnen können, wie er sagt. Dennoch bleibt das Problem der Finanzierung. Eine Idee war das Leader-Förderprogramm der Europäischen Union. Ob dieses Projekt darüber aber unterstützt werde, sei fraglich, sagen Seebald und Lang. Eine andere Variante seien Mittel aus dem Investitionsstock. „Ich bin mir aber noch nicht schlüssig, ob wir das anstreben sollen“, sagt Seebald. „Hier stehen wir dann in Konkurrenz zu anderen Förderwünschen der Stadt und VG.“ Der Stadtbürgermeister und Udo Lang sind überzeugt davon, dass ein Foucault’sches Pendel in dem Turm ein Gewinn für die Stadt sein könnte. „Wir sind hier ein Schulstandort, wir könnten dieses physikalische Experiment auch den Schülern demonstrieren“, sagt Lang. „Es ist immer toll, wenn solche Ideen aus der Bürgerschaft kommen“, findet Seebald. Im Herbst soll sich mit der Frage befasst werden, ob sich ein solches Pendel in dem Wasserturm aus finanzieller Sicht umsetzen lässt. Und ob die Erdrotation dort einmal sichtbar wird.

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