Donnersbergkreis Potters-Ballotini: Stadt will gekündigten Mitarbeitern helfen

Nur noch eine Kerntruppe soll sich laut einem Unternehmenssprecher um vertragliche Verpflichtungen kümmern. Der Großteil der Mit
Nur noch eine Kerntruppe soll sich laut einem Unternehmenssprecher um vertragliche Verpflichtungen kümmern. Der Großteil der Mitarbeiter des Kirchheimbolander Werkes von Potters-Ballotini wurde freigestellt.

Es ist der Albtraum eines jeden Arbeitnehmers: Ohne Vorwarnung mitgeteilt zu bekommen, dass er keine Arbeit mehr hat. So geschehen ist dies nach RHEINPFALZ-Informationen im Kirchheimbolander Werk von Potters-Ballotini. Das Chemieunternehmen spricht von einer Reduzierung. Nur noch eine Kerntruppe kümmert sich um die bestehenden Aufträge.

Es ist still vor dem Gebäude von Potters-Ballotini in der Morschheimer Straße in Kirchheimbolanden an diesem Montag. Seltsam still. Die Tore sind geschlossen. Im Bürokomplex ist alles dunkel, menschenleer. Könnte mit dem Brückentag zusammenhängen. Tut es aber nur bedingt. Fast alle Mitarbeiter haben mitgeteilt bekommen, dass sie nicht mehr kommen brauchen. „Im Rahmen einer Überprüfung unserer Anlagen und Operationen haben wir die strategische Geschäftsentscheidung getroffen, den Betrieb in unserem Werk in Kirchheimbolanden zu reduzieren“, teilt ein Sprecher von PQ Performance Materials, der Mutter von Potters, auf eine Anfrage der RHEINPFALZ mit.

Großteil der Mitarbeiter freigestellt

Die Mitarbeiter seien benachrichtigt worden. „Eine Kerngruppe wird weiterhin die Einrichtung zur Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen des Kunden betreiben.“ Wie lange, was mit dem Gelände passiert oder wie viele Mitarbeiter betroffen sind – all diese Fragen blieben unbeantwortet. Nach RHEINPFALZ-Informationen haben alle Mitarbeiter gekündigt bekommen. Das sind mehr als 40. Nur noch ein kleiner Teil davon soll bis zum 31. März 2018 den Betrieb am Laufen halten. Der Rest wurde freigestellt. Zu deren großer Verwunderung.

Stadt will Hilfe anbieten

Und auch zur großen Überraschung der Politiker vor Ort. „Als ich von den Gerüchten erfahren habe, habe ich dort angerufen“, sagt Kirchheimbolandens Stadtbürgermeister Klaus Hartmüller. „Gerade für die älteren Mitarbeiter ist das katastrophal“, so der Stadtbürgermeister. Er könne sich nicht vorstellen, dass das Werk auf Dauer leer stehe. Zumal dort in der Vergangenheit Millionen investiert worden seien. Noch vor wenigen Monaten zeugte ein großer Kran von den Arbeiten vor Ort. „Wenn wir als Stadt helfen können, sind wir bereit dazu. Das habe ich Potters angeboten“, berichtet Hartmüller. Auf dieses Angebot habe er jedoch noch keine Reaktion erhalten.

Landrat habe „gerade erst eine Baugenehmigung für Potters unterschrieben"

„Ich habe gerade erst eine Baugenehmigung für Potters unterschrieben“, sagt Landrat Rainer Guth beim Anruf der RHEINPFALZ. Von den Ereignissen vor Ort hatte er auch erfahren. „Ein schwerer Schlag. Da sieht man, wie schnell es gehen kann, wenn Betriebe nicht in regionaler Hand sind“, so der Landrat. Er hat die Hoffnung, dass nicht nur die Fachleute woanders eine Stelle finden.

Kreis möchte Firmen ansprechen

Als Kreis möchte man generell die betroffenen Mitarbeiter unterstützen. Mit Klaus Hartmüller und Axel Haas, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden, will sich mit Guth kurzschließen, wie man das angehen könne. „Derzeit gibt es noch eine Kündigungsfrist. Im nächsten halben Jahr müssen wir sehen, dass wir die Leute möglichst unterbringen“, sagt Guth. Er könne sich beispielsweise vorstellen, dass man direkt mit einigen Firmeninhabern das Gespräch suche. „Es ist hart, wenn so ein Traditionsbetrieb Knall auf Fall schließt.“

Ganze Familien von Kündigungen betroffen

Ähnlich sieht es auch der Zellertaler SPD-Bundestagsabgeordnete Gustav Herzog. „Ich habe davon gehört.“ Er will nun recherchieren, was man für die Beschäftigen erreichen kann. Von denen waren nicht wenige seit vielen Jahren in dem Betrieb beschäftigt. Teilweise sind nun nach RHEINPFALZ-Informationen mehrere Brüder, Vater und Sohn oder aber auch Vater und Tochter von den Kündigungen betroffen.

Arbeitsagentur hält sich an Datenschutz

Wie Mark Rheinheimer, Sprecher der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, auf Anfrage mitteilt, habe die Potters-Ballotini GmbH die Agentur über aktuelle Entwicklungen im Unternehmen informiert. Verschiedene Mitarbeiter haben laut dem Sprecher mittlerweile in der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit in Kirchheimbolanden vorgesprochen. „Wir bitten um Verständnis, dass wir auf Grund des Betriebsgeheimnisses und des Datenschutzes zum jetzigen Zeitpunkt keine weiterführenden Angaben machen können“, teilt Rheinheimer mit.

Potters-Werk seit 1968 in Kirchheimbolanden

Seit 1968 ist Potters mit einem Werk in Kirchheimbolanden vertreten. Dort werden Mikroglasperlen hergestellt, die – je nach Größe – in drei verschiedenen Bereichen eingesetzt werden: Die größten der Mikroperlen werden in Fahrbahnmarkierungen eingebracht, wo sie dafür sorgen, dass die Markierungen das Licht der Autoscheinwerfer reflektieren. Etwas kleiner sind die Mikroglasperlen, die in der Glasstrahltechnik eingesetzt werden.

Standort einzige deutsche Niederlassung des US-Chemieunternehmens

Dort, wo Sandstrahlen zu grob wäre, kommen die winzigen Glaskugeln zum Einsatz. Die kleinsten Perlen sind zum Teil nur 20 Mikrometer – oder 0,02 Millimeter – groß und werden als Füllmaterial bei der Herstellung von Kunststoffen eingesetzt. Sie machen die Kunststoffe fester, verändern also ihre Eigenschaften. Das Kirchheimbolander Potters-Werk ist die einzige deutsche Niederlassung eines weltweit tätigen US-amerikanischen Chemieunternehmens.

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