Kaiserslautern „Wir essen das gleiche Essen“

Besuchen derzeit Fairhandel-Läden in Deutschland und Österreich, in denen Couscous aus Palästina verkauft wird: Fida Abdallah (l
Besuchen derzeit Fairhandel-Läden in Deutschland und Österreich, in denen Couscous aus Palästina verkauft wird: Fida Abdallah (links) und Ibtissam Musa.

Wenn Ibtissam Musa Ende nächster Woche nach Dair Ballout, einer palästinensischen Stadt im Westjordanland zurückkehrt, wird sie dies mit viel neuer Kraft tun. Und sie will unbedingt allen Freunden und den Frauen ihrer Genossenschaft erzählen, was sie während ihrer Reise zu Fairhandel-Läden in Deutschland und Österreich erlebt hat. Mit Fida Abdallah, Vertriebsleiterin der Kooperative Canaan Fair Trade (CFT), war sie gestern in Kaiserslautern zu Gast.

Anlass war eine Veranstaltung in der Kleinen Kirche, zu der der Weltladen Kaiserslautern und sein Träger, der Verein Partnerschaft Dritte Welt, im Rahmen der bundesweiten „Fairen Wochen“ vom 15. bis 29. September eingeladen hatten. Als die Vertriebsleiterin Ibtissam von der Einladung ihres Partners, der dwp-Fairhandelsgenossenschaft, berichtete, den fairen Handel in Palästina dort zu repräsentieren, wo Produkte am Ende der Kette gekauft werden, konnte sie es fast nicht glauben. Fida übersetzt aus dem Arabischen, dass Ibtissam, Mutter von acht Kindern und mit anderen Frauen Gründerin einer Genossenschaft zum Anbau von Maftoul (Couscous), zuerst begeistert gewesen sei von der Aussicht zu sehen, wo ihre Produkte verkauft werden, dann aber doch eher ihren Mann vorschicken wollte. Dieser habe sie ermutigt, selbst zu fahren, und so erlebt sie seit der vergangenen Woche eine andere Welt. Sie habe Glück gehabt, ein Visum für die Reise zu bekommen, schildert die Kleinbäuerin, die mit 20 Frauen ihrer Dair Ballout Genossenschaft inzwischen jährlich zwei Tonnen Maftoul an die Canaan Fair Trade liefern kann. Und sie ist überglücklich, bei ihren Besuchen in bisher fünf Fair-Trade-Geschäften von Berlin über Aachen bis Mainz die Wertschätzung erleben zu dürfen, die ihre Produkte erfahren. Es mache sie stolz, mache sie stark, sagt sie. Aber nicht nur das. „Wir essen das gleiche Essen“ ist eine Erfahrung, die sie so nicht erwartet hat. Die Produzentin und die Vertriebsleiterin kennen sich aus dem geschäftlichen Alltag. Fida Abdallah beschreibt die Palestine Fair Trade Association, die die Maftoul-Produktion für Canaan Fair Trade koordiniere und die Frauen zu Themen wie Qualitätsstandards, Arbeitssicherheit und auch Kostenminimierung berate. Über die schwierige Situation der Kleinbauernfamilien im Westjordanland und die Bedeutung von fairem Handel als wirtschaftliche Perspektive und gegen Landflucht und Migration berichteten beide Frauen gestern in der Kleinen Kirche. Mit ihrem Besuch haben sie den Produkten, die sie herstellen und verschicken, ein Gesicht gegeben, das nachhaltig wirken wird. Sie nehmen ihrerseits nicht nur die Erinnerung an neue Gesichter mit zurück nach Palästina. Die Freiheit und Sicherheit in Deutschland, die Art wie die Menschen hier leben und eine Gastfreundschaft „wie bei uns in Palästina“, haben die Vertreterin der erfolgreichen Frauengenossenschaft nachhaltig beeindruckt. Anders als für Fida Abdahllah ist es für Ibtissam Musa der erste Besuch in Deutschland.

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