Kaiserslautern Wenn der Club nach Irland katapultiert wird

Was für eine Perle im Salon Schmitt! Die irische Singer-Songwriterin Eleanor McEvoy „schaute“ am Freitagabend auf ihrer Deutschlandtour im proppenvollen Kulturclub vorbei.

Zum wiederholten Male gab sich die aus Dublin stammende Musikerin die Ehre. Dabei brachte sie erneut einen großen Erfahrungsschatz aus den letzten Jahrzehnten mit. Alles fing zunächst ganz harmlos an. Mit vier Jahren an das Klavier, mit acht kam die Violine dazu. Schließlich tagsüber das Musikstudium und abends jobben. Nach vier Jahren im Symphonieorchester der Ausstieg um in das eigene Songwriting einzusteigen. Folgerichtig das Tingeln durch Clubs oder auch Straßenmusik. Das formt, das prägt. Schreibt schließlich mit „Only A Woman’s Heart“ den bis heute meistverkauften irischen Song. Weitere Clubtouren. Und bei einer dieser Gelegenheiten hört sie ein Agent eines größeren Labels. Es folgen Tourneen in USA, Asien, Europa. In Irland wurde ihr von der Musikindustrie gewissermaßen der „rote Teppich ausgerollt“ : Beste neue Künstlerin, beste Live-Musikerin, beste Songwriterin. Es folgt ein Top-Ten Radio-Hit in den USA („Precious Little“). Und sie lässt sich dabei nicht verbiegen, geht konsequent ihren Weg und probiert sich aus. Macht erst Folk mit bittersüßen Texten, dann rockigere Songs. Das spaltet hin und wieder die Fangemeinde. Auch im kurzen Gespräch mit der RHEINPFALZ macht sie deutlich, dass ihr die größtmögliche Unabhängigkeit wichtig ist und daher schon zahlreiche Wechsel der Musikverlage unabdingbar waren. Die produzierten Musikalben passen gerade genau nicht in eine Einheitsschublade: vom Folk mit Traditionals und Balladen zu jazzigen Einflüssen, dazu eine Prise Blues, mal mehr Rock- und Elektronikelemente. Für drei Alben bekommt sie Preise. Und jetzt ist Eleanor McEvoy schon beim 13. Studioalbum. Bei so viel Vorschusslorbeeren ist der langer Applaus bei ihrem Betreten der Clubbühne einfach ein Muss. Eleanor greift den Rhythmus auf ihrer großbauchigen Westerngitarre mit Backbeat-Technik der rechten Hand auf – das groovt ungemein. Mit einer leicht angerockten Nummer über eine Nicht-Affäre setzt sie gleich eins drauf. Um sogleich mit einem Blues zu überraschen, der falsche Wege der Religion thematisiert („Deliver Me“). Der Korpus der Gitarre wird in einem anderen Titel kurzerhand mit beidhändiger Percussion in der Art einer irischen Rahmentrommel bearbeitet und stützt das Lied. Überall blitzen die gesanglichen Qualitäten hervor, da passen die Dynamik und immer mal wieder eingestreut das gewollte Abkippen des Tones als typisches Stilelement. Herrlich! Seitdem sie die „magische 5“ als Alter erreicht hat, googelt sie damalige Hits als Inspiration – wie sie in trefflich humorvoller Art in die Runde wirft – und bringt eine Interpretation von den Pointer Sisters, später auch was von den Beach Boys und Bob Dylan. Doch damit nicht genug der überraschenden musikalischen Wendungen an diesem Abend. Im nächsten Moment huscht sie durch die ersten Reihen um ein Liebeslied am Klavier zu spielen. Schon hat sie sich wieder die Halbakustische um den Hals geworfen und intoniert einen Blues im Fingerpicking-Style. Zack, kurze Zeitreise in vorige Jahrhunderte: Es folgt die Vertonung eines irischen Dichters mit der inhaltlichen Botschaft, dass das Alter egal ist, wenn du jemanden liebst. Diesen Song hatte Eleanor ebenfalls gegen den Willen des Musikverlags durchgesetzt – es wurde schließlich das „Album der Woche“. Im zweiten Teil des Abends präsentiert sie einen nigelnagelneuen Song, der von ihren Tourbegegnungen mit Menschen geprägt ist („Corazon“). Und zu guter Letzt wird der gesamte Club mit einem beherzten Violinstreich nach Irland katapultiert. Was für ein Abend! Was für eine außergewöhnliche Musikerin!

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