Kaiserslautern Rockklassiker im Nationalpark

Rockklassiker mit eigenem Feeling rübergebracht: Barely Young Band, hier mit PJ Fairley am Schlagzeug, Gitarrist Daniel Doktor,
Rockklassiker mit eigenem Feeling rübergebracht: Barely Young Band, hier mit PJ Fairley am Schlagzeug, Gitarrist Daniel Doktor, Tastenmann Holger Deutschle, Sänger Michael Andes und Gitarrist Peter Lamprecht.

Es ist alles eine Frage der Erwartungshaltung: Wer sich auf das Wiederaufleben von Welthits des Classic Rock freute, kam am Samstagabend im wieder einmal gut besuchten Musikclub Ventil im Bildhaus auf dem Hahnbacherhof wohl voll auf seine Kosten. Wer bei der Barely Young Band Authentizität um jeden Preis erwartete, dagegen weniger.

Diese erst vor zwei Jahren debütierende, in Lorsch beheimatete Band gastierte bereits erfolgreich im letzten Jahr im „Krüger-Nationalpark“. Sie gewann heuer durch zwei Umbesetzungen noch an Homogenität: Bassgitarrist Johann Karl Rudolf Stanner – übrigens ein „reinrassiger uriger Bayer“ aus dem Raum Straubing – sorgt mehr noch als der zwar grundsolide, aber etwas stereotyp wirkende Schlagzeuger PJ Fairley für den eigentlichen rhythmischen Impuls. Ebenso tat der neu hinzugekommene Rhythmusgitarrist Daniel Doktor mit seinem Notenflug in mitreißenden Achtelrhythmen und der sich anpassenden Flexibilität dieser Formation ausgesprochen gut. Eine Klasse für sich war Lead-Gitarrist Peter Lamprecht, die auffälligste Erscheinung und eigentliche Attraktion, weil er mit zündenden Soli für die wesentlichen Impulse und spielerischen Episoden sorgte. Dagegen blieb Keyboarder Holger Deutschle etwas blass, was aber auch an der ohnehin problematischen Aussteuerung mit ungenügender Ausbalancierung und manchmal verzerrten Klangeffekten gelegen haben könnte. Dennoch wären mehr überleitende solistische Zwischenspiele als perkussive Akkordfolgen denkbar. Womit die besondere Atmosphäre des Musikclubs mit dem Ambiente abstrakter Malerei und nostalgischem Rückblick in die „goldenen 70er Jahre“ angesprochen wäre: Ein Gewinn für die alternative Musikszene ist dieser Musikclub allemal, man muss sich aber auf begrenztes Raumangebot, hautenge und mehr intime, familiäre Atmosphäre einstellen und einlassen. Vor allem der Frontsänger Michael Andes ignorierte phasenweise dieses Fluidum, setzte seine zugegeben charismatische und sehr ausdrucksstarke und einpeitschende Stimme so ein, als wären die Konzertbesucher in der Mannheimer SAP-Arena. Ohnehin war das Programm zu eindeutig auf ihn zugeschnitten und sollte seine Stimme noch mehr mit dem Klang der Band verschmelzen und Teil einer musikalischen Einheit werden. Dieser Classic Rock offenbarte seine Stärken im lebendigen, nicht nur nachgespielten, sondern kreativen Ausgestalten eigener Arrangements von Rock-Klassikern wie beispielsweise jene von Deep Purple, Thin Lizzy oder Kansas. Sie werden von dieser Cover- oder Tributeband, wie sie sich selbst nennt, nicht Note für Note rekonstruiert, sondern mit eigenem Feeling vermittelt. Dafür steht der mitreißende Frontgesang von Michael Andes. Und man setzt dabei bevorzugt auf die nicht ganz so bekannten Titel, zweifellos eine Marktnische. Die Abläufe im Wechsel zwischen instrumentalen und vokalistischen Passagen sind genau getimt, laufen nahtlos ineinander, wofür besonders der Bassist mit seinem eisernen Rhythmusgefühl einsteht. Ansonsten ist die klangliche und intonatorische Feinabstimmung zwischen Keyboard und den Gitarren sowie vor allem Gesang noch verbesserungswürdig. Die Moderation entgeht der Gefahr der Selbstdarstellung nicht immer, ist nicht immer verständlich, und vor allem fehlen – für die jüngeren Generationen – noch mehr Hinweise auf die textliche Botschaft und die legendären Bands.

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