Kaiserslautern Löcher, Kanten, Buckel

Ein Hindernis: Laura Balzer kann die Bordsteinkante in der Gärtnereistraße/Ecke Gut-Heim-Straße mit ihrem Rollstuhl nur mit Hilf
Ein Hindernis: Laura Balzer kann die Bordsteinkante in der Gärtnereistraße/Ecke Gut-Heim-Straße mit ihrem Rollstuhl nur mit Hilfe von Werner Rech vom Arbeitskreis Barrierefreie Stadt überwinden.

Wer gut zu Fuß ist, merkt es überhaupt nicht: breite Ritzen zwischen Gehwegplatten, Löcher im Asphalt oder zu hohe Bordsteinkanten. Wer aber mit dem Rollstuhl fährt, den Rollator zu Hilfe nehmen muss oder einen Kinderwagen schiebt, für den werden solche Hindernisse gefährlich oder unüberwindlich. Das Stadtteilbüro Grübentälchen und der Arbeitskreis Barrierefreie Stadt hatten gestern zu einer Begehung des Viertels eingeladen, um vor Ort den Stand der Barrierefreiheit zu begutachten.

Mit fünf Interessierten ziehen Quartiersmanagerin Alexandra Wolf vom Stadtteilbüro und Gerhard Heinelt, Sozialplaner der Stadt Kaiserslautern, los. Mit dabei: ein Kinderwagen, ein Rollator und ein Rollstuhl. „In diesem Stadtteil ist das Selbstfahren nicht möglich“, sagt Laura Balzer, die normalerweise selbstständig unterwegs ist. Die 27-Jährige ist seit 13 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen und leidet schon ihr Leben lang an einer Gehbehinderung. Wenn nicht heute Werner Rech vom Arbeitskreis Barrierefreie Stadt von hinten anschieben würde, wäre Balzer schon an der ersten Straßenkreuzung in der Gärtnereistraße/Ecke Gut-Heim-Straße steckengeblieben: selbst die abgesenkte Bordsteinkante ist zu hoch. Dazu stört das unebene Kopfsteinpflaster, das den Asphalt der Straße zum Bordstein hin begrenzt. Mit einem schwer beladenen Rollator biegt eine weißhaarige Dame an dieser Kreuzung in die Gut-Heim-Straße ab. Sie geht mitten auf der Straße weiter, dort kann sie mit ihrem Gefährt offenbar leichter laufen. Ute Bäcker-Schneider ist erst seit zwei Jahren mit dem Rollator unterwegs. Trotzdem - oder gerade deshalb - kennt die Anwohnerin schon zahlreiche Tücken, die einem Gehbehinderten hier lästig werden können. „Es ist eine Katastrophe“, lautet das Fazit der 59-Jährigen. An der Kreuzung zur Schreberstraße drücken Baumwurzeln die Gehsteigplatten hoch und lassen sie zu Stolperfallen werden. Der wellige Untergrund auf dem Weg zur Geschwister-Scholl-Schule sorgt bei nassem Wetter für breite Pfützen. Allerdings ist der asphaltierte Gehweg hier so schmal, dass man in den matschigen Grünstreifen ausweichen muss, wo man obendrein mit Hundekot rechnen muss. Der große Spielplatz gegenüber der Grundschule hat zwei Zugänge – nur von der Gut-Heim-Straße ist er barrierefrei zu erreichen. Für Gehbehinderte ist das ein großer Umweg. Manche Absenkungen selbst auf Fußwegen sind so steil, dass Balzer im Rollstuhl sie nicht selbst bewältigen könnte. „Keine Chance, darauf zufahren“, bestätigt Heinz Hanf und hilft der jungen Frau. In der Gut-Heim-Straße zwischen Mennonitenstraße und Tirolfstraße ist Bäcker Schneider zu Hause. Rissige Platten mit Löchern, ungleichmäßig abgesenktes Pflaster und hochstehende Platten, zu hohe Bordsteinkanten, Löcher im bröckelnden Asphalt lassen die Straße zu einem gefährlichen Hindernisparcours für sie und andere Gehbehinderte werden. An der Christuskirche sucht man vergebens nach einer Bordsteinkantenabsenkung oder einem barrierefreien Zugang in die Kirche. Hier finden sich wieder einmal zu breite Ritzen zwischen den Platten, von denen zahlreiche locker sind und beim Betreten wackeln. „Es ist wirklich schlimm, dass man als behinderter Mensch hier nicht allein zurecht kommt, obwohl man ein selbstbestimmtes Leben führen kann“, sagt Alexandra Wolf, während sie ihre Tochter im Kinderwagen schiebt. Auch an der Kreuzung Friedenstraße zur Tirolfstraße sind keine Bordsteinkanten abgesenkt. Hier wird immerhin das zweite Nils-Gebäude errichtet, das ein integratives Konzept verfolgt. Die Bushaltestelle „Mennonitenstraße“ ist ebenfalls durch unüberwindlich hohe Bordsteine für Gehbehinderte nicht zu erreichen. An vielen Kreuzungen fällt auf, dass selbst neu gesetzte Bordsteine zur Kreuzung hin nicht abgesenkt sind. Rech wundert sich. „Wir haben uns im Arbeitskreis darauf geeinigt, dass eine Bordsteinabsenkung bis auf zwei Zentimeter gemacht werden soll. Als Rollstuhlfahrer kann man darüber fahren und ein Blinder kann das mit dem Stock noch ertasten“, so Rech.

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