Kaiserslautern Kaiserslautern: Endspurt für Direktkandidaten im Wahlkreis 209

Die Ausbeute einer Runde durch die Stadt am Freitagmittag. Nicht alle Parteien waren vertreten, aber heute dürfte auf die Kandid
Die Ausbeute einer Runde durch die Stadt am Freitagmittag. Nicht alle Parteien waren vertreten, aber heute dürfte auf die Kandidaten nochmal ein volles Programm warten ...

Endspurt für die Direktkandidaten bei der Bundestagswahl im Wahlkreis 209: Sie waren die vergangenen Wochen viel unterwegs, haben einiges erlebt und mit vielen Menschen gesprochen. Wir haben uns bei den acht Kandidaten nach ihren Wahlkampferlebnissen erkundigt.

Von morgens um 7 bis abends um 22 Uhr hat Xaver Jung (CDU) derzeit Termine, der Kalender ist voll. Die Größe des Wahlkreises sei schon enorm, berichtet er davon, wie viel er in den vergangenen Wochen unterwegs gewesen sei. Seine Erfahrung: „Die Leute wollen keine Große Koalition mehr.“ Ein Erlebnis, das ihm richtig gut gefallen habe, hatte er gerade diese Woche: Die CDU hat beim Schichtwechsel vor dem Opel-Werk Wahlkampfbier verteilt. Im Vorfeld sei er sich nicht sicher gewesen, wie die Aktion ankommt, danach sei er von der positiven Resonanz begeistert gewesen. Sein Team ebenso. Einer seiner Helfer habe gesagt: „Es macht ja mehr Spaß, das Bier zu verteilen, als es selbst zu trinken“, gibt Jung ein Beispiel dafür, wie gut die Stimmung im Team sei. Ärgerlich seien die vielen Stürme gewesen, die Plakate zerstört haben. Die mutwillige Zerstörung von Plakaten habe ebenfalls zugenommen, so dass einige Anzeigen erstattet worden seien.

Sieben Kilo verloren

„Es war eine gewaltige Kraftanstrengung für das Team“, sagt Gustav Herzog (SPD). Mit der Sommertour und dem Wahlkampf sei er zehn Wochen unterwegs gewesen und habe in der Zeit sieben Kilo verloren. Herzog schätzt, dass er an über 10.000 Türen geklopft hat, um mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Ein Augenmerk habe auf Erstwähler und Senioren gelegen, an die persönliche Briefe verteilt worden seien. Es habe ihn sehr gefreut, dass die Berliner SPD-Spitze ihre Unterstützung angeboten habe, um in den Wahlkreis zu kommen. Im Wahlkampf habe er mit Tourbus und Privatauto rund 13.000 Kilometer zurückgelegt, überschlägt Herzog. Richtig gut sei sein digitaler Wahlkampf gelaufen. Sein Imagefilm, der auf seiner Facebook-Seite zu sehen ist, habe bisher 41.200 Zuschauer, freut sich Herzog. Schön sei ein Erlebnis mit einer älteren Dame gewesen, der er einen Wahlkampf-Kochlöffel „Rührig für die Region“ überreichen wollte und die ihm daraufhin den Kochlöffel gezeigt habe, den er vor zwölf Jahren verteilt habe. „Der war immer noch in ihrem Besitz“, berichtet Herzog.

Langeweile im Wahlkampf

„Das Interesse an uns war größer als vor vier Jahren“, berichtet Alexander Ulrich (Linke). Die Leute hätten das Infomaterial bereitwilliger genommen als früher. Der Wahlkampf generell habe seiner Meinung nach unter einer gewissen Langeweile gelitten, da viele Menschen überzeugt seien, dass Merkel ohnehin Kanzlerin bleibe. Die SPD sei zu schwach gewesen, so Ulrich. Die Linke habe sich darauf konzentriert, drittstärkste Kraft zu werden. Ein Erlebnis, das ihm sehr gefallen habe, habe sich gleich mehrmals wiederholt. „Wir haben Kulis verteilt und ich habe immer gesagt: Der schreibt aber nur links. Da haben viele Leute erstmal gestutzt und das Eis war gebrochen.“

Endspurt mache noch Spaß

Paul Bunjes (Grüne)

zieht ebenfalls eine positive Bilanz. Er habe sich sehr über den Besuch von Anton Hofreiter gefreut. Die Veranstaltungen der Grünen seien gut besucht gewesen und die Zerstörung der Plakate sei in diesem Jahr – anders als beim Landtagswahlkampf im vergangenen Jahr – kein großes Thema gewesen. Viele Menschen haben sich für die Themen der Grünen interessiert, berichtet Bunjes von den Gesprächen, die er geführt hat. Der Wahlkampf im Endspurt mache immer noch Spaß: „Es war alles gut geplant, nichts war zuviel, niemandem geht die Puste aus“, betont er, wie gut die Planung des Wahlkampfes geklappt habe.

Rund 1000 Plakate aufgehängt

Achim Bertram (FDP)

hat in den vergangenen Wochen ein bisschen Pech gehabt: Er hat sich einen hartnäckigen Infekt eingefangen. „Da ging nicht so viel, wie ich wollte“, erzählt er. Bertram schätzt, dass er selbst im Verlauf des Wahlkampfes rund 1000 Plakate, meist nachts, aufgehängt hat. Beeindruckt erzählt er von einem Wahlstand in Glan-Münchweiler (Kreis Kusel), bei dem sehr viele Menschen angehalten hätten, um sich zu informieren. Zwei von ihnen hätten direkt ihre Mithilfe angeboten. Der Trend für die FDP gehe derzeit stark nach oben, es gebe in diesem Jahr bereits jetzt mehr neue Mitglieder als im ganzen Jahr 2016.

Probleme mit Jugendlichen

„Der Wahlkampf war anstrengend, aber die Zustimmung war überwältigend“, berichtet Stefan Scheil (AfD) von seinen Erlebnissen. Probleme habe es in Kaiserslautern und Umgebung mit einigen Jugendlichen gegeben, die sich letztlich jedoch friedlich verhalten hätten, sagt Scheil. Abgesehen davon habe er manchmal regelrechte „Begeisterungsstürme“ von den Menschen erlebt, denen er im Wahlkampf begegnet sei.

Heimat besser kennengelernt

„Ich habe mich auf den Weg gemacht und meine Heimat besser kennengelernt. Das hat viel Spaß gemacht“, berichtet Günther Mack (Freie Wähler). Da er nicht mehr arbeite und Zeit habe, habe er sich ins Auto gesetzt, den Wahlkreis erkundet und sei überall mit den Menschen ins Gespräch gekommen. „Wir haben ein wunderschönes Land“, berichtet er. Der Wahlkampf an sich sei ruhig verlaufen. Zerstörte Plakate habe es kaum gegeben, eine Anzeige wegen Schmiererein auf einem Wahlplakat sei erstattet worden. Schade findet er, dass sich kaum Menschen mit den Wahlprogrammen der Parteien auseinandersetzten. „Es spitzt sich alles auf zwei oder drei Begriffe zu“, bedauert er.

Spontan in Partei eingetreten

Sein schönstes Erlebnis im Wahlkampf? Da muss Alexander Mühlmann (Die Partei) nicht lange überlegen. Er habe einem älteren Ehepaar auf der Straße einen Aufkleber in die Hand gedrückt, auf dem stand: „Homophobie ist voll schwul – gell, Frau Weidel?“ Nach anfänglicher Skepsis habe der Mann angefangen zu lachen und habe erklärt, dass endlich jemand „diese Verlogenheit“ auf den Punkt gebracht habe. Der Mann habe nicht nur versprochen, Die Partei und Mühlmann zu wählen, sondern sei spontan selbst in die Partei eingetreten, wie Mühlmann erzählt. Mit 72 Jahren sei der Mann nun das älteste Mitglied in Kaiserslautern.

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