Kaiserslautern „Das Theater immer neu erfinden“

Freut sich über das große Interesse an seinem Haus: Pfalztheater-Intendant Urs Häberli.
Freut sich über das große Interesse an seinem Haus: Pfalztheater-Intendant Urs Häberli.

Ein grundentspannter Pfalztheater-Intendant Urs Häberli beehrt die Sommerredaktion. Doch nicht die nahenden Theaterferien sind die Ursache dafür – „die letzten Wochen der Saison sind entscheidend“, so der Theatermann –, sondern eine für ihn durchaus erfolgreiche Spielzeit. So rechnet Häberli für die bald endende Saison 2016/17 wieder mit einer Auslastung über 80 Prozent.

„Renner“ im Programm seien das Schauspiel „Terror“ von Ferdinand von Schirach gewesen mit einer außerordentlichen Dramaturgie und begleitenden Publikumsdiskussionen nach jeder Vorstellung sowie im Musiktheater Verdis „Attila“, Bizets „Perlenfischer“ und der Kálmán-Operettenhit „Die Csárdásfürstin“. Ihre Erfolgsgeschichte fortgesetzt habe außerdem die Werkstattbühne mit vielen ausverkauften Vorstellungen. Das Tanztheater habe unter dem neuen Chef James Sutherland einen enormen Aufschwung erfahren. „Ich bin von seiner Arbeit außerordentlich überzeugt“, geizt Häberli nicht mit Lob für den Schotten. Noch wichtiger als die „nackten“ Zahlen, die in den kommenden Wochen erst zusammengestellt werden können, sind für den Intendanten jedoch das Interesse und der große Rückhalt im Publikum, den das Angebot des Dreispartenhauses insgesamt erfahren habe. „Die Mischung macht’s“, so Häberli, der neben einem breiten Repertoire auch „gerne der Verpflichtung nachkommt, Zeitgenössisches auf den Bühnen zu präsentieren“. Jüngste Beispiele: die Oper „Neda“ des Iraners Nader Mashayekhi sowie das Opern-Doppel mit den Stücken „Heart Sutra“ und „The Raven“, die gerade am Wochenende Premiere gefeiert hatte. Es genüge eben nicht, einen Spielplan mit neuen Stücken zu befüllen, so Häberli, man müsse „das Theater in seiner Kontinuität immer neu erfinden.“ So habe man in der auslaufenden Saison erstmals ein Figurentheater für jüngste Zuschauer angeboten und das „Opern-Studio“ zusammen mit der Mannheimer Musikhochschule aus der Taufe gehoben. Und so sind seine Wünsche für die kommenden vier Spielzeiten unter seiner Ägide neben einer stabilen finanziellen Ausstattung, „dass es gelingt, neue Akzente zu setzen, neue Ideen zu finden“. Als Regisseur wird das Publikum den Theaterchef in der kommenden Spielzeit in Rossinis Oper „La Cenerentola“ erleben. „Endlich die Gelegenheit, sich richtig intensiv in das Stück hineinzuknien“, freut sich Häberli. Die Besetzung stehe bereits, Gespräche mit Ausstattung und musikalischer Leitung liefen, obwohl die Premiere erst im Februar 2018 ist. Wie lang eine Vorbereitungsphase mitunter ist, habe aktuell das alle drei Sparten übergreifende Projekt „The Tempest“ gezeigt, auf das er mit seinem Team ein ganzes Jahr lang hingearbeitet habe. Kräfte tanken für die kommende Saison, die mit einem Theaterfest am 9. September beginnt, will der Schweizer nicht nur bei einem Abstecher in seine Heimatstadt Bern. Es geht für ihn dann noch drei Wochen auf die Kanareninsel Teneriffa – die Wanderschuhe und etliche Bücher im Gepäck.

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