Sport „Man sollte uns nicht abschreiben“

Kalt, aber schön: die Meisterdusche für Trainer Nikolaj Jacobsen.
Kalt, aber schön: die Meisterdusche für Trainer Nikolaj Jacobsen.

Nikolaj Jacobsen und die Rhein-Neckar-Löwen – das passt. Mit dem Handball-Bundesligisten verteidigte der 45-jährige Däne den Titel. Er glaubt an seine Mannschaft und traut ihr noch einiges zu.

Herr Jacobsen, Hand aufs Herz: Hatten Sie im Sommer damit gerechnet, den Meistertitel zu verteidigen. Uwe Gensheimer weg, Stefan Kneer weg ...

Ja, klar, wir haben darüber gesprochen, dass wir mit diesem Ziel in die Saison reingehen. Klar ist aber auch, dass einige Mannschaften höher gehandelt wurden, Kiel und Flensburg sowieso, viele hatten auch gedacht, dass uns Berlin und Magdeburg einholen würden und wir um den dritten, vierten oder fünften Platz spielen würden. So wie die Saison gelaufen ist, mit ein bisschen Glück, sind wir aber oben geblieben. Der beeindruckende Erfolg in Kiel kurz vor Weihnachten – war das so ein Moment, als Sie gedacht haben: Ja, das könnte wieder hinhauen? Ja, das war so ein Moment. Oh, ja, dachten wir, wir sind dabei, auch wenn wir da bereits wussten, dass das drittletzte Spiel in Flensburg ist. Alexander Petersson 36, Andy Schmid 33, befürchten Sie, dass die Mannschaft ihr Leistungszenit erreicht hat? Dann hätten wir uns jetzt ernsthaft mit den Spielern unterhalten müssen (lacht). Ich bin jetzt seit drei Jahren hier, kann sagen, dass Alexander eine super Saison gespielt hat. Er und Kim haben über die gesamte Saison große Leistungen gezeigt, auch in Phasen, in denen es bei Andy nicht so lief. Alex ist unglaublich professionell. Auch Goggi (Sigurdsson, 37 Jahre alt, die Red.) hat sehr gut gespielt. Ihren Anteil am Titel sollen andere beurteilen, haben Sie gesagt. Wie kann der Taktiker und Tüftler Nikolaj Jacobsen die Löwen noch besser machen? Wir beherrschen fast alle Abwehrvarianten, werden sie weiter verfeinern. Auch in der zweiten Welle können wir noch besser werden. Bei sieben gegen sechs können wir noch ein paar Dinge entwickeln. Am Ende der Spielzeit haben wir schon im Angriff ein paar neue Spielzüge ausprobiert. Es ist bei mir wie früher, als ich Spieler war: Ich probiere etwas aus. Manche Sachen gehen gut, manche nicht. Kim Ekdahl ist nicht zu ersetzen. Sie müssen es trotzdem versuchen ... Da haben sie recht. Momir Rnic, der kommt, ist ein guter Schütze, Filip Taleski erhält mehr Spielanteile ... Wie weit ist der junge Mann? Wir haben beim THW Kiel gesehen: Bylik und Nilsson sind die zwei größten Talente, aber sie sind noch nicht konstant, noch nicht stabil. Ich setze auch auf Mads Mensah Larsen. Er hatte nach Olympia in Rio ein Tief, hatte nicht sein bestes halbes Jahr, hat seine Rolle nach der WM aber gut ausgefüllt. Da hat er es gut gemacht. Wie weit sind Sie bei der Suche nach einem Nachfolger für Hendrik Pekeler, der 2018 zum THW Kiel wechselt? Peke ist für mich einer der weltbesten Abwehrspieler, wie Gedeón Guardiola auch. Was die beiden geleistet haben, in jedem Spiel, war großartig. Von Pekes Qualität gibt es nicht viele, die ihn ersetzen können. Wir haben noch ein Jahr Zeit. Kiel, Flensburg, Löwen, die Topstars wechseln nicht mehr automatisch in die Bundesliga, weil in anderen Ligen das Programm nicht so dicht ist und sie nicht so viel reisen müssen. Deswegen müssen wir nach Spielern gucken, die in diese Rolle hineinwachsen könnten. Glauben Sie an eine gute Zukunft? Seit ich hier bin, sind wir zweimal Meister geworden, einmal Vizemeister, obwohl wir Weltklassespieler verloren haben. Das zeigt: Der Verein und die Mannschaft haben Qualität. Wir haben gezeigt, was mit der Einstellung, der Stimmung in der Mannschaft, Wille und Leidenschaft möglich ist. | Interview: Udo Schöpfer

x