Panorama Sturm Friederike: „Ein Orkan der Königsklasse“

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Entlang einer Landstraße bei Kleve knickte »Friederike« zahlreiche Bäume um.

Mindestens acht Tote - Nach ersten Schätzungen Schäden von mindestens 500 Millionen Euro verursacht

«Berlin.» Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft will in den kommenden Tagen eine genaue Schadenssumme nennen. Allein die Deutsche Bahn sprach gestern von Millionenschäden am Schienennetz und mehr als 200 beschädigten Streckenabschnitten. Mit den geschätzten Schäden von mindestens einer halben Milliarde Euro liegt „Friederike“ aber noch deutlich unter „Kyrill“, der 2007 mehr als zwei Milliarden Euro Schäden hinterließ. Die Stürme „Lothar“ von 1999 und „Jeanett“ von 2002 hatten 800 Millionen beziehungsweise 760 Millionen Euro Schäden verursacht. „Friederike“ war am Donnerstag vor allem über den Westen, Norden und die Mitte Deutschlands gefegt. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) erreichte das Sturmtief im Flachland Spitzengeschwindigkeiten von knapp 140 Stundenkilometern im thüringischen Gera und sogar über 200 Stundenkilometern auf dem Brocken. Damit sei „Friederike“ ein „Orkan der Königsklasse“ gewesen. Nach der vorübergehenden Einstellung des Fernverkehrs nahm die Deutsche Bahn den Betrieb wieder auf. Gestern waren alle Metropolen erreichbar. Auch im Regionalverkehr wurde der Betrieb nach und nach wieder gestartet. Die Fahrgäste mussten sich aber weiterhin auf „erhebliche Einschränkungen“ einstellen. Für das Wochenende rechnete die Bahn mit einer Normalisierung. Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, kritisierte das Krisenmanagement der Bahn: „Bundesweit den Eisenbahnverkehr ruhen zu lassen, wo nur an bestimmten Stellen extreme Wetterbedingungen herrschen, ist zu weit gesprungen“, sagte er. Eigentlich sei die Bahn dafür bekannt, dass sie auch bei schwierigen Witterungsverhältnissen noch fahre. Das Unternehmen trage durch Versäumnisse eine Mitschuld: „Normalerweise sind Bäume so zu beschneiden, dass sie nicht in Gleise geschweige denn Oberleitungen fallen können“, sagte Weselsky. In Ostdeutschlands waren gestern noch viele Haushalte ohne Strom. Wie der Netzbetreiber Mitnetz Strom mitteilte, betraf dies rund 14.000 Kunden in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg. Teilweise konnten die Mitarbeiter Leitungen und Anlagen bislang nicht erreichen. Für die Häufung von schweren Stürmen seit September macht der DWD eine seit dem Herbst vorherrschende Westwetterlage verantwortlich. Dabei ziehen Tiefdruckgebiete in rascher Abfolge vom Nordatlantik kommend über die Nordsee nach Südskandinavien und beeinflussen mit ihren Ausläufern Mitteleuropa. An ihrer Südflanke bilden sich bei großen Temperaturgegensätzen immer wieder Randtiefs, die sich zu Sturmtiefs entwickeln können.

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Der Orkan hat auch zahlreiche Dächer abgedeckt. Betroffen waren etwa eine Grundschule in Halberstadt ...
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... die Feuerwehr in Gera ...
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... und ein Gebäude der Deutschen Bahn in Münster.
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Vielerorts fanden sich Menschen zu Notgemeinschaften in Hotelzügen zusammen.
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