Promis Privatflugzeuge: Jetset-Stars als „Klima-Kriminelle“ am Pranger

„Nehmen wir meinen oder deinen?“ Umstrittener Instagram-Post von Kylie Jenner.
»Nehmen wir meinen oder deinen?« Umstrittener Instagram-Post von Kylie Jenner.

Sängerin Taylor Swift hat einen und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sowieso. Für Promis gehören Privatjets zur Grundausstattung. Dafür hagelt es böse Kommentare.

„Nehmen wir meinen oder deinen?“, kommentierte Reality-Star Kylie Jenner im Juli auf Instagram ein Foto, das sie und ihren Freund, Rapper Travis Scott, vor ihren beiden Privatjets zeigt. Offenbar erwartete Jenner, damit bei ihren 364 Millionen Followern zu punkten. Doch die megareiche Kosmetik-Unternehmerin erntete einen Shitstorm. In Online-Netzwerken wurde sie als „Klima-Kriminelle“ beschimpft. Und so wie sie müssen sich auch andere Promis zunehmend scharfe Kritik wegen ihrer klimaschädlichen Privatjet-Flüge anhören.

Die britische Nachhaltigkeitsmarketing-Firma Yard veröffentlichte Ende Juli eine Liste mit den „schlimmsten Privatjet-CO2-Emissionen-Übeltätern“ unter den Prominenten. US-Sängerin Taylor Swift führte die Liste an – und war in der Folge Gegenstand eines Sturms der Entrüstung in Online-Netzwerken. Nutzer witzelten, Swift nehme ihren Privatflieger sogar, wenn sie sich nur schnell etwas zu essen kaufen wolle.

8293,54 Tonnen Treibhausgasemissionen

Swifts Privatjet absolvierte laut Yard seit Januar 170 Flüge. Damit habe er 8293,54 Tonnen Treibhausgasemissionen in die Luft geblasen – 1184,8 Mal mehr als ein Durchschnittsmensch. Jenners Halbschwester Kim Kardashian landete bei dem Ranking auf Platz sieben, Kylie Jenner selbst belegte Platz 19 und ihr Freund den zehnten Platz.

Yard wies allerdings selbst darauf hin, dass die Rangliste nicht vollständig sei, da sie auf Angaben des Twitter-Kontos „Celebrity Jets“ basiere, das Promi-Privatflüge mithilfe öffentlich zugänglicher Daten verfolgt. Außerdem ist unklar, ob die Promis immer selbst in ihren Jets saßen. So erklärte etwa Swifts Sprecher: „Taylors Jet wird regelmäßig an andere Personen verliehen.“ Ihr alle Flüge der Maschine zuzuschreiben, sei daher „himmelschreiend unzutreffend“.

Fliegende Klimabomben

Der kanadische Rapper Drake kam zwar nicht in die Top Ten von Yard, machte sich im Juli aber mit einem 14-Minuten-Flug zwischen Toronto und der gut eine Autostunde entfernten Stadt Hamilton bei Klimaschützern unbeliebt. Der Musiker verteidigte sich, er sei gar nicht an Bord gewesen, sein Privatjet sei nur nach Hamilton geflogen worden, um ihn dort abzustellen. „Es ist sogar noch schlimmer, wenn er leer geflogen ist“, hielt Beatrice Jarrige, Verkehrsexpertin der Klimaschutz-Organisation Shift Project, Drake entgegen.

Laut einer Untersuchung der europäischen Organisation Transport & Environment vom Mai ist der CO2-Fußabdruck von Privatjet-Nutzern fünf bis 14 Mal höher als bei Passagieren kommerzieller Flüge und 50 Mal höher als bei Bahnfahrern. „Wir lassen es zu, dass Menschen mit Klimabomben herumfliegen“, echauffiert sich der Chef der Organisation, William Todts.

Zunahme während der Pandemie

Trotz der Gefahren des Klimawandels hat die Nutzung von Privatjets zugenommen. Auf diese Weise wollten reiche Passagiere während der Corona-Pandemie dem Kontakt mit vielen Fremden sowie Flugstreichungen entgehen. Laut dem Flugdaten-Forschungsunternehmen WingX nahm die Privatjet-Nutzung von 2019 bis 2021 um sieben Prozent zu.

Das für die Yard-Rangliste genutzte Twitter-Konto „Celebrity Jets“ wurde 2020 von dem Studenten Jack Sweeney gegründet. Zunächst verfolgte er nur die Privatmaschine von Tesla-Gründer Elon Musk. Mittlerweile betreibt der 19-Jährige 30 Twitter-Konten, mit denen sich Flüge der Privatjets von Sportstars, Meta-Chef Mark Zuckerberg und von russischen Oligarchen nachvollziehen lassen. Und Sweeneys Aktivitäten haben Nachahmer gefunden.

„Politik sollte einschreiten“

Ein 35-jähriger Luftfahrtingenieur, der seinen Namen nur mit Sébastien angeben will, startete im April das Twitter-Konto „I Fly Bernard“, das Flüge französischer Milliardäre wie des Chefs des Luxus-Konsortiums LVMH, Bernard Arnault, verfolgt. „Ich möchte anprangern, dass sie Privatjets wie Taxis nutzen“, sagt der Betreiber mit Blick auf zahlreiche Inlandsflüge und innereuropäische Trips.

Jarrige vom Shift Project hofft, dass die Empörung über die Privatjet-Flüge die Politik zum Einschreiten bewegt. Ihr geht es nach eigener Aussage „nicht darum, solche Flüge komplett zu verbieten, aber die Reichsten müssen sich bemühen, sich etwas einzuschränken“.

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