Panorama Mein musealer Doppelgänger

Schauspielerin Minnie Drivers Doppelgänger stammt aus Edvard Munchs „Der Schrei“.
Schauspielerin Minnie Drivers Doppelgänger stammt aus Edvard Munchs »Der Schrei«.

Na, wann waren Sie das letzte Mal im Museum? Schon ein bisschen länger her? Ihnen fehlt einfach die Lust, äh, Zeit? Dann hat das Google Cultural Institute vielleicht genau das Richtige für Sie. Das US-Unternehmen hat nämlich herausgefunden, wie sich Menschen (endlich?) wieder für Kunst interessieren: mit Selfies. Ja, eben jenen selbstoptimierten und oft selbstdarstellerischen Porträts, die spätestens seit dem Durchbruch des sozialen Netzwerks Instagram das Internet verstopfen. Mit der neuesten Zusatzfunktion bei Googles Arts & Culture-App kann nun nämlich jeder Mensch seinen Doppelgänger auf einem (mehr oder weniger) bekannten Gemälde finden: Einfach in der App ein Foto mit der Frontkamera machen, dann gleicht Googles Gesichtserkennung die eigenen Züge mit rund 45.000 gescannten Gemälden ab. Der Algorithmus misst zum Beispiel die Größe der Augen oder den Abstand von Nase zu Mund und vergleicht die Werte mit jenen Berühmtheiten auf Papier und Leinwand. Vorerst ist die Funktion zwar nur in den USA, in Neuseeland, Kanada und Indien verfügbar. Mit einer weiteren App kann man aber die Geosperre für Deutschland umgehen und so den eigenen Doppelgänger in Googles Datenbank finden. Bis heute wurden Arbeiten aus über 1500 Museen in 70 Ländern digitalisiert, darunter auch die des New Yorker MoMA oder des Musée d’Orsay in Paris. Dabei ist der virale Trend alles andere als neu. Lange schon überschwemmen Bilder von Menschen, die beim Museumsbesuch ihre Doppelgänger gefunden haben, das Internet. Bisher mussten sie sich Jan van Bijlerts „Mars Vigilant“, William-Adolphe Bouguereaus „The Broken Pitcher“ oder Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ aber im Museum ansehen. Dafür jettet aber nicht jeder mal eben ins Ausland. Man müsse den Leuten also Anreize geben, sich mit Kunst zu beschäftigen, sagt Amit Sood, Präsident von Google Arts & Culture. Wie ginge das besser, als mit der Zusicherung, wieder ein Selfie posten zu können?

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