Musik „Komet“ von Apache 207 und Udo Lindenberg gehört zu erfolgreichsten Songs in Deutschland

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Auch wenn Udo Lindenberg und Apache 207 diese Woche wieder nur auf dem zweiten Platz hinter Otto Waalkes landeten: Ihr Lied „Komet“ gehört zu den erfolgreichsten Spitzentiteln der deutschen Charts. Zeit, die Historie der großen Nummer-eins-Hits zu erkunden.

2023, das scheint in Deutschland bisher das Jahr der Ü70-Granden zu sein, die dank etwa 50 Jahre jüngerer Rapper plötzlich ihre größten Chart-Erfolge feiern können. Erst war es Udo Lindenberg (77), derzeit ist es dessen früherer WG-Kumpel Otto Waalkes (74). In einer Happy-Hardcore-Beat-Version und auf Drängen von Ski Aggu und Joost tummelt sich der Komiker Otto derzeit auf Platz eins der Charts. Zuvor tat dies viele Wochen der Altrocker Udo, der sich mit dem populären Rapper Apache 207 zusammengetan hat und mit dem gemeinsamen Lied „Komet“ immer noch auf Platz zwei steht.

Der Lindenberg-Apache-Song „Komet“ ist in diesem Jahr, mitten in den angeblich ach so schnelllebigen Zeiten des Musikgeschäfts, zu einem von Deutschlands langlebigsten Nummer-eins-Hits überhaupt geworden.

Ein „Nummer-eins-Hit“ ist laut Duden ein „Musikstück, das den Spitzenplatz einer Hitliste oder Hitparade belegt“. In Deutschland sind die Offiziellen Deutschen Charts, die das Unternehmen GfK Entertainment in Baden-Baden ermittelt, dafür landläufig maßgeblich.

Der „Komet“ von Lindenberg und Apache flog Anfang Februar schnell auf Platz eins und bewegte sich monatelang kaum von dort weg. Von den bisher 24 Wochen des Jahres 2023 war „Komet“ 15 Wochen ganz oben.

Rekord fast geknackt

Beinahe hätte das Rocker-Rapper-Duo den Rekord von Pop-Schlagersänger Matthias Reim (65) eingestellt, der seit 33 Jahren den erfolgreichsten deutschsprachigen Nummer-eins-Hit sein Eigen nennen kann. Der Herzschmerz-Hit „Verdammt, ich lieb' Dich“ hielt sich 1990, im Jahr der Wiedervereinigung, 16 Wochen lang auf dem ersten Platz - anders als Lindenberg und Apache sogar ununterbrochen.

Abgesehen von „Komet“ und „Verdammt, ich lieb' Dich“ haben lediglich zwei Lieder noch länger auf Platz eins in Deutschland gestanden, seit es hierzulande wöchentliche Charts gibt.

Das war zum einen 2017 der Sommerhit „Despacito“ von Latin-Pop-Sänger Luis Fonsi und dem Rapper Daddy Yankee. Zum anderen war es 1978 der Ohrwurm „Rivers of Babylon“ von der Disco-Formation Boney M.

„Wöchentliche Charts werden in Deutschland seit Januar 1971 (Single-Charts) beziehungsweise September 1978 (Album-Charts) ermittelt“, sagt GfK-Entertainment-Sprecher Hans Schmucker in Baden-Baden zur Musikgeschichte der Bundesrepublik. „Zwischen 1954 und 1965 wurden die deutschen Single-Charts monatlich ermittelt; zwischen 1965 und 1971 im Zwei-Wochen-Rhythmus.“

Charts nicht vergleichbar

Im Internet kursieren auch Angaben über langlebige Nummer-eins-Hits aus den 50er Jahren in der Bundesrepublik, zum Beispiel zu „Ganz Paris träumt von der Liebe“ von Caterina Valente, „Heimweh“ von Freddy Quinn oder „Cindy, oh Cindy“ von Margot Eskens.

„Wöchentliche Charts mit monatlichen Charts aus den 50er Jahren zu vergleichen, ist nur bedingt sinnvoll“, sagt Schmucker dazu. „Zum einen wurden etliche Jahre lang nur die Jukebox-Abrufe berücksichtigt; im Anschluss daran waren es Händler-Befragungen, die natürlich längst nicht so repräsentativ waren wie die heutige Übermittlung auf elektronischem Weg.“

Noch dazu sei bei monatlichen Charts zum Teil unklar, in welcher Woche genau ein Song die Charts erreicht hat, also ob er zum Beispiel nur eine Woche stark verkauft habe, in den anderen drei Wochen des Monats aber nicht. „Daher konzentrieren wir uns bei unseren historischen Vergleichen auf die wöchentlichen Erhebungen seit den 70ern.“

Bindeglied zwischen Generationen

Warum im Jahr 2023 „Komet“ von Udo Lindenberg und Apache 207 in Deutschland so gut läuft (oder fliegt), das ist in weiten Teilen Mutmaßung und Interpretationssache. Jedenfalls kann der Hit der Musiker mit 52 Jahren Altersunterschied auch als Bindeglied verschiedener Generationen verstanden werden, als Verbindung von Deutschrock und Hip-Hop, als Überwindung von Grenzen.

Gleiches gilt auch für Ottos aktuellen Ohrwurm auf der Eins. Während oft von einer Spaltung der Gesellschaft in Jung und Alt (manchmal gar Alt gegen Jung) geredet wird, wird hier einfach der angebliche Generationenkonflikt weggefeiert. Boomer und Generation Z können eben auch gemeinsam Musik machen, Hits produzieren und Geld verdienen.

Langlebige Nummer-eins-Hits in Deutschland (Stand 16.6.2023):

17 Wochen:

- „Rivers of Babylon“, Boney M. (24.4. bis 13.8.1978 und 21. bis 27.8.78)

- „Despacito“, Luis Fonsi feat. Daddy Yankee (28.4. bis 24.8.2017)

16 Wochen:

- „Verdammt, ich lieb' Dich“, Matthias Reim (21.5. bis 9.9.1990)

15 Wochen:

- „Komet“, Udo Lindenberg & Apache 207 (3.2. bis 6.4., 14. bis 27.4., 5.5. bis 1.6.2023)

- „Shape of You“, Ed Sheeran (13.1. bis 27.4.2017)

- „Butterfly“, Danyel Gérard (24.5. bis 29.8.1971)

14 Wochen:

- „Dragostea din teï“, O-Zone (7.6 bis 12.9.2004)

13 Wochen:

- „All I Want for Christmas Is You“, Mariah Carey (2019, 2020, 2021 und 2022 jeweils um Weihnachten herum paar Wochen)

- „Poker Face“, Lady Gaga (13.3 bis 28.5.2009 und 19.6. bis 2.7.2009)

- „My Heart Will Go On“, Céline Dion (2.2. bis 3.5.1998)

- „Das Boot“, U 96 (27.1. bis 26.4.1992)

- „I'd Love You To Want Me“, Lobo (5.11.bis 11.11.1973, 19.11.1973 bis 6.1.1974 und 14.1. bis 17.2.1974)

- „Paloma Blanca“, George Baker Selection (16.6. bis 14.9.1975)

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