Fragen und Antworten Fasching, Fasnacht, Karneval: Die Narren sind los!

Wer Weiberfasnacht in Köln feiert, sollte keine Platzangst haben.
Wer Weiberfasnacht in Köln feiert, sollte keine Platzangst haben.

Fasnacht ist früh in diesem Jahr. Am Donnerstag beginnt bereits der Straßenkarneval. Was steckt hinter dem Brauchtum, das in einigen Gegenden ausgelassen gefeiert und anderswo skeptisch beäugt wird?

Woher kommt die närrische Tradition?
Ohne Ostern keine Fastnacht. Denn vor der Fastenzeit galt es einst, Fleisch und verderbliche Lebensmittel – auch Bier - zu vernichten, am besten bei einem großen gemeinsamen Fest. Die Fastenzeit als Vorbereitung auf das höchste christliche Fest Ostern beginnt am Aschermittwoch (in diesem Jahr am 14. Februar) und dauert 40 Tage (ohne die Sonntage). Bis heute wird Karneval hauptsächlich in katholisch geprägten Regionen gefeiert.

Wann beginnt die „fünfte Jahreszeit“?
Die Session wird immer am 11.11. um 11.11 Uhr eröffnet. Gründe für die Vorliebe der Narren für die Zahl 11 sind nicht eindeutig geklärt, aber lassen sich schon im 14. Jahrhundert belegen. Die 11 wird manchmal als Zahl interpretiert, die die Gleichheit aller Menschen unter der Narrenkappe symbolisieren soll. Der Höhepunkt wird im Frühjahr beim Straßenkarneval erreicht: Sechs Tage lang, von Donnerstag bis Dienstag, wird gefeiert.

In der Nacht zum Aschermittwoch endet die närrische Zeit, aber auch das in der Regel nicht sang- und klanglos oder gar still. In Köln etwa wird eine Strohpuppe, der Nubbel, als Verantwortlicher für die Ausschweifungen während des Karnevals verbrannt, in Düsseldorf und am Niederrhein der Hoppeditz zu Grabe getragen. Auch in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht gibt es den Brauch, dass die „Fasnet“ – meist eine Strohpuppe – verbrannt wird. Mancherorts wird auch der Narrenbaum, ein weiteres Symbol der Fasnacht, ein Opfer der Flammen.

Was bedeuten die verschiedenen Namen?
Die fünfte Jahreszeit hat viele Namen: In Bayern, Österreich und Sachsen ist der Begriff „Fasching“ gebräuchlich. Er leitet sich vom „Fastenschank“ ab, also dem letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der Fastenzeit. In Teilen Bayerns, Südwestdeutschlands und der Schweiz wird dagegen „Fastnacht/Fasnacht“ gefeiert. „Karneval“ bezieht sich auf das Rheinland. Das Wort stammt wahrscheinlich vom Mittellateinischen „carne levare“, was „Fleisch wegnehmen“ bedeutet.

Auch die einzelnen Tage werden unterschiedlich benannt. Die Fasnachtswoche beginnt im schwäbisch-alemannischen Raum mit dem Schmotzigen Donnerstag, im Rheinland dagegen mit der Weiberfasnacht und im Harzer Land mit dem Fetten Donnerstag. Es folgen der Nelkensamstag, der Orchideen- oder Tulpensonntag, der Rosenmontag und schließlich der Veilchendienstag, der auch Fasnachtsdienstag genannt wird.

Welche Unterschiede gibt es zwischen den Regionen?
Im rheinischen Karneval spielt der Straßenkarneval mit vielfältigen, gern von Jahr zu Jahr neuen Kostümen eine zentrale Rolle. In der schwäbisch-alemannischen Fastnacht behalten die Träger ihre Masken dagegen stets bei. Oft ist es üblich, sie von Generation zu Generation zu vererben. Beide Formen stehen im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes.

Warum verkleidet man sich?
Ursprünglich spielte die Idee, in eine andere Rolle zu schlüpfen – und damit die Machtverhältnisse auf den Kopf zu stellen –, eine entscheidende Rolle. Im 19. Jahrhundert ließen sich auf diese Weise Kontakte über Klassen- und Standesgegensätze hinweg knüpfen. Heute gibt es eher Debatten darüber, welche Kostüme und Verkleidungen noch vertretbar sind: Wann wird es sexistisch oder rassistisch? Wo beginnt kulturelle Aneignung? Sind Verkleidungen als Winnetou oder Old Shatterhand noch okay? Wer auf Nummer sicher gehen will, kann als Tier, Blume oder Fabelwesen gehen – oder als Süßigkeit.

Was hat es mit dem Prinzenpaar auf sich?
Der Prinz ist in vielen Regionen das Oberhaupt der Narren. Er regiert allein, mit einer Prinzessin, einem Zeremonienmeister oder in einem Dreigestirn. Die Analogie zum Adelstitel, die sich auch in einer festlichen Uniform spiegelt, deutet auf die Umkehrung der Verhältnisse hin: An vielen Orten „übernehmen“ die Tollitäten für die Dauer von Karneval das Rathaus.

Welche Rolle spielen die Sitzungen, die zum Teil im Fernsehen übertragen werden?
Der klassische große Sitzungskarneval ist eine bürgerliche Tradition. Nach Einschätzung mancher Experten wird er sich stark verändern und eher einen Party-Charakter bekommen oder sogar ganz verschwinden. Unterdessen gibt es weiterhin unzählige kleinere, oft sehr individuelle Sitzungen. Dazu gehören eigene Veranstaltungen von Migranten, Frauengruppen oder Kirchenchören. Vereine und Karnevalsgesellschaften richten auch besondere Sitzungen für kranke oder arme Menschen aus.

x