Zweibrücken Von der SPD zum Spartakusbund

Die Liebknechtstraße in Niederauerbach – im Viertel zwischen der Hofenfelsstraße und der Niederauerbachkaserne – erinnert an den
Die Liebknechtstraße in Niederauerbach – im Viertel zwischen der Hofenfelsstraße und der Niederauerbachkaserne – erinnert an den Mann, der die Klassenjustiz des Kaiserreichs anprangerte.

Er war von der Wiege bis zur Bahre beziehungsweise bis zu seiner Ermordung ein Revolutionär. Die revolutionären Ideen sog er sozusagen schon mit der Muttermilch ein. Bereits sein Vater, Wilhelm Liebknecht, beteiligte sich als radikaldemokratischer Revolutionär aktiv an den Revolutionen 1848/49 und stand in engem Kontakt mit Karl Marx und Friedrich Engels. Von daher ist es fast selbstverständlich, dass Marx und Engels die Taufpaten des am 13. August 1871 geborenen Karl Liebknecht wurden.

Nach dem Abitur studierte Karl Liebknecht ab 1890 an den Universitäten Leipzig und Berlin Rechtswissenschaften und Kameralwissenschaften. Sein Studium beendete er 1893 mit dem Referendarexamen. Danach leistete er seinen einjährigen Wehrdienst bei den Gardepionieren in Berlin ab. Nach seiner Promotion 1897 an der Universität Würzburg eröffnete er 1899 in Berlin mit seinem Bruder Theodor und mit Carl Cohn, der sich als überzeugter Zionist für die Schaffung eines jüdischen Staates auf sozialistischer Grundlage in Palästina einsetzte, eine Rechtsanwaltskanzlei. Liebknecht galt als politischer Anwalt, weil er in aufsehenerregenden Prozessen die Klassenjustiz des Kaiserreichs anprangerte. Im Jahr 1900 trat er der SPD bei und wurde Ratsmitglied in Berlin. Karl Liebknecht war überzeugter Antimilitarist und wegen einer kritischen Veröffentlichung diesbezüglich des Hochverrats angeklagt worden. 1907 wurde er zu eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt. Ein Jahr später wurde Liebknecht mit weiteren acht Sozialdemokraten Mitglied im Preußischen Landtag. 1912 zog er in den Reichstag ein und konnte in seiner Funktion als Abgeordneter den Nachweis erbringen, dass die Firma Krupp als Waffenhersteller durch Bestechung von Mitarbeitern des Kriegsministeriums an wirtschaftlich relevante Informationen gekommen war. Der Eintritt von Deutschland in den Ersten Weltkrieg und besonders die geschlossene Zustimmung des Reichstags zur Bewilligung der Kriegskredite war für Liebknecht entscheidend für seine weitere politische Entwicklung. Bei der Abstimmung am 4. August 1914 nutzte die SPD nach der Rede des Kaisers die Gelegenheit, um ihren Patriotismus zu demonstrieren und den Vorwurf zu entkräften, Sozialdemokraten seien „vaterlandslose Gesellen“. Erst nach und nach entwickelte sich in der SPD eine Gegnerschaft zum sogenannten Burgfrieden, der Zurückstellung eigener Überzeugungen im Interesse des Reiches. Allmählich entstand in der Partei um den linken Flügel mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht eine Gegenposition. Bei einer zweiten und dritten Abstimmung des Reichstags zur Bewilligung von Kriegskrediten stimmte Liebknecht gegen eine Bewilligung. Seine Haltung als Kriegsgegner zog einen Parteiausschluss nach sich, wodurch der Grundstein gelegt war für die spätere Abspaltung der USPD von der SPD. Liebknecht und Luxemburg wurden zwar zu Haftstrafen verurteilt, die bis zum Ende des Krieges andauerten, trotzdem entwickelte sich die linksrevolutionäre Position weiter und brachte die USPD und den Spartakusbund hervor. Nach der Haftentlassung 1918 ging Liebknecht nach Berlin und wurde im Spartakusbund aktiv. Mit Rosa Luxemburg übernahm er die Führung des Spartakusbundes und lehnte eine Zusammenarbeit mit der SPD und der USPD ab. Der enorme Mitgliederzulauf zum Spartakusbund führte zur Gründung der KPD am 1. Januar 1919. Nach dem Januaraufstand der Spartakisten in Berlin wurde Karl Liebknecht zusammen mit Rosa Luxemburg von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision verschleppt. Sie wurden im Eden-Hotel verhört und misshandelt. Anschließend wurde Liebknecht im Tiergarten erschossen. An den Revolutionär erinnert in Zweibrücken im Stadtteil Niederauerbach die Liebknechtstraße.

x