Zweibrücken Team Deutschland ackert mächtig fürs Gelbe Trikot

Gersheim. „Mann, war das eine Schinderei die ganze Zeit heute“, stöhnte der deutsche Nationalfahrer Tim Auer kaputt, aber glücklich nach der gestrigen Schlussetappe der 28. Trofeo Karlsberg. Glücklich, weil er mit dem Team seinem Nebenmann mit der Nummer 21, Patrick Haller aus Ingolstadt, den ersten deutschen Gesamtsieg seit 2006 bei der Junioren-Rundfahrt durch den Bliesgau ermöglicht hatte.

Toni Kirsch, Vorsitzender der deutschen Radsport-Jugend, klatschte die deutschen Fahrer im Ziel in Gersheim begeistert einzeln ab. Derweil füllte Sieger Patrick Haller mit einer Fanta schon wieder den körpereigenen Zuckerhaushalt auf und hielt einen kleinen Plausch mit einem dänischen Fahrer. Seine Arbeit war getan: Haller war tags zuvor ins Gelbe Trikot gefahren und hatte das Trikot des Gesamtführenden auf den erhitzten 99 Kilometern rund um Gersheim gekonnt verteidigt. Was folgte, war die Kür: die Interviews im Ziel, als die letzten Trofeo-Pedaleure erst noch ins Ziel rollten und die Küsschen bei der Siegerehrung. Hallers Teamkollege, der Dudenhofener Martin Salmon, in Homburg am Samstag Zweiter, schloss die Trofeo als Gesamtzwölfter ab. Während es sich die Radsportfans am Straßenrand gemütlich gemacht hatten (mit Pavillons, Campingtischen und gekühlten Getränken), hatte die deutsche Mannschaft das Peloton auf der Schlussetappe souverän kontrolliert, sich auch von den vier Ausreißern Hans Christian Rudland (Norwegen), den beiden Franzosen Thomas Denis und Louis Louvet sowie dem US-Amerikaner Michael Hernandez nicht irritieren lassen. Knapp eine Minute Vorsprung hatte das Quartett zwei Runden vor Schluss herausgefahren, es half nichts. Das deutsche Team arbeitete vorne mächtig. Der Vorsprung schmolz bei 4000 Metern auf neun Sekunden, dann waren die Verfolger heran und flogen dem Zielstrich entgegen. Am cleversten agierte im Massensprint auf der flachen Straße nach Reinheim Clément Betouigt-Suire: Der Franzose gewann die Etappe und schnappte sich durch die Gutschrift von sechs Sekunden auch das Rote Trikot für den besten Fahrer des jüngeren Jahrgangs 1998. Aus vier Sekunden Rückstand hatte Betouigt-Suire nach 2:34,51 Stunden zwei Sekunden Vorsprung gemacht – Chapeau! Vor der Etappe fuhr noch der US-Amerikaner Christopher Belvins in Rot, er konnte sich aber mit dem Gewinn des gepunkteten Bergtrikots – bereits vor den letzten beiden Prüfungen – trösten. Als bester Sprinter im Peloton wurde der Italiener Filippo Mori geehrt, der am ersten Tag in Bliesdalheim ins Grüne Trikot gefahren war und es dann auf den übrigen Etappen taktisch klug verteidigt hatte. „Es war eine sehr dichte Leistungsklasse. Da wurde viel attackiert, und die Löcher auch immer wieder zugefahren. Die Mannschaften haben sich viel zugetraut diesmal“, meinte Trofeo-Rennleiter Albert Müller aus Contwig zufrieden mit Blick auf die zurückliegenden drei Tage der Rundfahrt. Nur zwölf Ausfälle an drei Tagen – trotz der Hitze – bestätigen das. Müller hatte gestern prominente Hilfe im Auto der Rennleitung bekommen: Saar-Innenminister Klaus Bouillon fuhr mit. „Der hat zeitweise sogar meinen Job übernommen und das Feld oben aus dem Auto eingewunken“, meinte Müller schmunzelnd. „Wir hatten vor allem Respekt vor der langen ersten Etappe, weil es bei uns sonst eher Rundrennen sind. Da haben wir allein 170 Helfer an der Strecke gebraucht“, sagte Trofeo-Organisationsleiter Wolfgang Degott an seinem 59. Geburtstag zufrieden. Aber die große Schleife an Tag eins, zum Teil durch Frankreich, sei prima gelaufen. „Wir kommen auch gerne mal wieder nach Zweibrücken und hatten schon gute Gespräche mit Oberbürgermeister Kurt Pirmann und Sportamtsleiter Thomas Deller. Diesmal ging’s noch nicht wegen der Verbrauchermesse, aber vielleicht nächstes Jahr.“ Innenminister Bouillon sagte gestern im Saarländischen Rundfunk: „Die Trofeo wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im kommenden Jahr wieder vier Tage Rennen bieten. Wir haben 10 000 Euro für das kommende Jahr zugesagt, aber das wird nicht reichen. Wir brauchen auch die Sponsoren. Auch wenn es 25 000 oder 30 000 Euro kostet: Das Saarland braucht die Trofeo Karlsberg. Ich habe 30 Jahre Radsport veranstaltet. Ich werde in Kürze einen Vorschlag für die Trofeo machen. Die Kommunen können das wegen der finanziellen Belastungen nicht, das muss das Land machen.“ Die 29. Trofeo Karlsberg soll vom 27. bis 29. Mai 2016 rollen.

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