Zweibrücken „Tausche Gold gegen Eisen“

An der gestrigen Telefonaktion zum Aus des Zweibrücker Flughafens haben sich mehr als 25 RHEINPFALZ-Leser beteiligt. Am Telefonhörer und per E-Mail äußerten sie größtenteils Enttäuschung und Frustration darüber, dass die EU den Flughafen fallenlässt. Die Entscheidung zugunsten des Saarbrücker Flughafens konnte niemand nachvollziehen. Den EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia und andere politisch Verantwortliche hätten einige Anrufer gerne mal zum Landeanflug-Vergleich in einen Testflieger gesetzt.

aus Höhmühlbach klagt: „Was mit unserer Region geschieht, schreit zum Himmel.“ Die Einmischung der EU-Kommission sei unangemessen. Die Schließung des Zweibrücker Flughafens passe aber ins Bild: Die Landesregierung habe Zweibrücken und das Umland schon längst aufgegeben. Höh nennt die B 10 als Beispiel. Sein fast schon resignierender Vorschlag lautet: „Macht doch einen Zaun um unsere Region und weist sie als Reservat aus.“ aus Homburg hält es für nicht vertretbar, zwei nahe beieinanderliegende Flughäfen in Betrieb zu lassen. Dass die Entscheidung zu Ungunsten von Zweibrücken fiel, kann er nicht nachvollziehen, aber es sei nun mal so. „Man kann nachträglich froh sein, dass nicht vor einer Weile Teile des Monbijou-Walds abgeholzt wurden, wie es mal im Gespräch war“, sagt er. Wenn Zweibrücken zum Verkehrslandeplatz und womöglich ein Ausweichplatz für die Ramsteiner Airbase heruntergestuft werde, solle man die Unterhaltungskosten von der Nato einfordern. Für die Nutzung des Geländes gebe es mehrere Möglichkeiten: „Es ist auch gut als Industriegebiet geeignet, für die Errichtung von Windrädern und zur Nutzung von Solar-Energie“, findet er. Eine Anruferin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, übt heftige Kritik an Heiko Maas. Zu dessen Zeit als saarländischer Verkehrsminister sei er von Zweibrücken aus geflogen, weil das angenehmer gewesen sei. „Und jetzt wird gegen Zweibrücken gewettert“, beschwert sie sich. Sie gibt aber zu bedenken, dass Rheinland-Pfalz und das Saarland „Nehmerländer“ seien. Da müsse man sich grundsätzlich fragen, ob teuere Prestigeobjekte wie zwei Flughäfen überhaupt vertretbar seien. aus Zweibrücken ist von der Entwicklung sehr enttäuscht. „Wie will denn das Saarland aus einem Zuschussbetrieb Rückstellungen bilden?“, fragt sie. Das Nachbarbundesland hänge doch am Tropf. Rapior will jedenfalls niemals von Ensheim aus irgendwohin fliegen, sie werde diesen Flughafen boykottieren. „Und am Montag werde ich an der Demonstration auf dem Herzogplatz teilnehmen“, kündigt sie an. Die Zweibrücker (nicht verwandt mit dem Flughafen-Geschäftsführer) regen die Bildung einer Holdinggesellschaft an, um den Zweibrücker Flughafen zu retten. „Bürger und Unternehmen könnten Fondsanteile zeichnen, außerdem könnte ein Teil des Betriebs durch Spenden finanziert werden“, sagt Henny Boßlet. Die Sparkasse beispielsweise könne mit ins Boot, zunächst mal bei der Erstellung eines Konzepts. „Man sollte prüfen, ob der Flughafen auf die Art wirtschaftlich zu betreiben ist“, sagt Greuzinger. Dabei solle man auch über die Grenze schauen: Die Franzosen hätten ja auch ein Interesse am Weiterbetrieb des Zweibrücker Airports. , ebenfalls aus Zweibrücken, sieht eine rheinland-pfälzische und eine europäische Komponente. „Im Hunsrück hat der Bauckhage damals dafür gesorgt, dass Ryanair sich auf dem Hahn angesiedelt hat“, sagt er. Damit seien Zweibrücken Gewinne verloren gegangen. Dass sich die EU in die Belange einer Landesregierung einmische, sei inakzeptabel. „Es waren ausschließlich deutsche Steuergelder, mit denen der Zweibrücker Flugplatz subventioniert wurde.“ Der Flughafen gehöre zur Region wie der Pfälzer Wald und der 1. FCK. „Land und Zweckverband sollten gegen die Entscheidung klagen. Und zwar wegen des Verstoßes gegen den Gleichheitsgrundsatz“, sagt Kusch. aus Großbundenbach hält den technisch gut ausgestatteten Flughafen für ein „wichtiges Pfund“. Bei einem solchen Betrieb gehe es um Fracht, da sei ein gutes Management gefragt. Die Landesregierung schiebe die unerfreuliche Entwicklung einfach auf die EU. „Was passiert eigentlich, wenn man das, was Brüssel will, einfach ignoriert?“, fragt Marx und gibt sich selbst eine Antwort: „Es würde nichts passieren.“ aus Contwig gibt die Schuld an der Entwicklung der rot-grünen Landesregierung. „Angefangen von der B 10 über den S-Bahn-Anschluss bis hin zum Zweibrücker Flughafen: Die Region wird verkauft“, sagt er. meint: „Das ist eine Entscheidung gegen die europäische Weiterentwicklung in der Grenzregion. Hier wäre die Chance für eine deutsch-französische Wirtschaftsentwicklung gewesen, die wurde vergeben.“ Der Contwiger hält im Zusammenhang mit Ensheim den Begriff „Regierungsflughafen“ für völlig überzogen. aus Zweibrücken hält es für möglich, den Flugbetrieb ohne EU-Zuschüsse aufrecht zu erhalten. „Wenn man beispielsweise von den Passagieren pro Nase 13 Euro mehr verlangt.“ Auch das Outlet-Center als einen der Hauptnutzer könne man heranziehen. „Und über die Rückzahlung der Landeszuschüsse müsste man dann halt vernünftig reden.“ Aus Ludwigshafen hat angerufen. „Es dürfte schon zu Kurt Becks Zeiten klar gewesen sein, dass das mit dem Zweibrücker Flughafen nicht gut geht“, sagt er. Der Flughafen sei ein Konversionsprojekt der ersten Stunde und deshalb erhaltenswert. Rohrbacher-List hält es für sehr fragwürdig, dass das Saarland seinen Flughafen behalten darf. „Ist das Saarland überhaupt lebensfähig?“, fragt er. Eine Verantwortung an der jetzigen Entwicklung habe ganz sicher Heiko Maas: „Der hat für eine Einigung zwischen den beiden Ländern nichts getan.“ Der Zweibrücker nimmt den Flughafen Hahn noch dazu, wenn er feststellt: „Hier wurde mit dreierlei Maß gemessen.“ Dass der Zweibrücker Flughafen „plattgemacht“ werde, sei nicht nachvollziehbar. Geminn, der zu Zeiten der Amerikaner auf dem Flugplatz gearbeitet hat, regt an, über einen Betrieb ohne EU-Zuschüsse nachzudenken. „Wenn man mehr Geld für Tickets verlangt, kann man ihn vielleicht auf eigene Füße stellen.“ Gemessen am Berliner Skandalflughafen mit seinen Mehrkosten ist der Zweibrücker Zuschussbetrieb für aus Kleinsteinhausen kaum der Rede wert. „In Berlin ist man derzeit bei 5,4 Milliarden Euro, was sind dagegen die 55 Millionen hier bei uns?“, fragt sie. Grünfelder fordert den Erhalt des Flughafens, in erster Linie wegen der Arbeitsplätze. „Was würde es denn im Jahr kosten, wenn diese 100 Arbeitsplätze verloren gingen? Doch sicher auch 2,5 Millionen Euro.“ aus Sprendlingen ist „bestürzt“, wie er sagt. Einem Flughafen müsse man doch sehr viel Zeit lassen, um sich zu entwickeln. Im Falle Zweibrückens sei das nicht geschehen. „Den verantwortlichen Politikern geht volkswirtschaftliches Denken offenbar ab“, meint er. Die Entscheider in Brüssel und Mainz hätten das Rechnen wohl in der Hilfsschule gelernt. Maßgebliche Schuld trage Heiko Maas, der habe als Wirtschaftsminister des Saarlandes eine Zusammenarbeit beider Flughäfen grundsätzlich abgelehnt. Dass in Zweibrücken jetzt Arbeitsplätze verloren gehen, interessiere Maas so viel, wie wenn der sprichwörtliche Sack Reis in China umfällt. aus Zweibrücken hat sich erst eine Stunde nach dem Ende der Telefonaktion gemeldet. „Unsere Landesregierung ist ja auch zu spät gewesen“, meint er verschmitzt. Das Scheitern Zweibrückens im Kampf um seinen Flughafen führt Stauter auf mangelnde Lobbyarbeit zurück. „Das Saarland hat den Maas und den Altmaier“, sagt Stauter, und das Saarland sei eben frecher. „Und wir sind jetzt die Dummen.“ hat von dem Aus für Zweibrücken im Radio gehört. „Es ist unfassbar“, sagt sie. Ministerpräsidentin Malu Dreyer habe Zweibrücken fallen lassen, obwohl es im Vergleich zu Saarbrücken den besseren Flughafen habe. „Ist die Antonow jemals in Ensheim gelandet?“ wischt das Argument, Ensheim sei der ältere Flughafen, vom Tisch. „Den Zweibrücker Flugplatz haben die Franzosen gebaut. Insofern ist er der ältere.“ Man solle mal die strafrechtliche Verantwortlichkeit des EU-Kommissars Almunia prüfen. „Denn die Landebahn in Ensheim ist gefährlicher. Mit seiner Entscheidung gefährdet Almunia womöglich Menschenleben“, sagt der Zweibrücker. „Es ist doch nicht einzusehen, dass das hoch verschuldete Saarland weiter Schulden machen kann“, sagt der Zweibrücker . Die Region hier habe offenbar keine Lobby in der Bundesregierung. „Wir sind wegen der B 10 und der S-Bahn-Anbindung schon abgehängt“, sieht Gölzer eine gewisse Logik in dem Geschehen. Sein Vorschlag für einen Weiterbetrieb: „Pro Passagier zehn Euro mehr verlangen.“ meint: „Die Saarländer sind offenbar schlauer als die Zweibrücker.“ Saarbrücken stehe schlechter da, werde aber erhalten. „Da hat unsere Landesregierung versagt“, findet er. fordert die Politiker auf, bei Regen und Schnee mal in Ensheim zu landen. „Dann sieht man, wer die besseren Bedingungen hat.“ Über Zweibrücken könne man bald ein großes, weißes Leichentuch breiten. Die drohende Schließung sei ein weiterer Baustein zum Niedergang von Stadt und Region. aus Pirmasens meint: „Eine Zusammenlegung der Flughäfen von Saarbrücken und Zweibrücken hätte auf Dauer auch nur Geld gefressen und von daher nichts gebracht.“ Solche kleinen Flughäfen gingen, nachdem sie „am Minimum rumkratzten“, alle kaputt. Stutterich sagt: „Schade für die Leute, die dort arbeiten, aber eine Schließung ist unvermeidlich.“ spricht von einem „großen Schreck für alle Zweibrücker und Freunde des Zweibrücker Flughafens“. Seiner Ansicht nach ist da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen. Jetzt müsse alles versucht werden, den unverständlichen Beschluss des offensichtlich alleinherrschenden EU-Kommissars zu kippen. „Vielleicht wäre es auch nicht falsch, die Bundeskanzlerin einzuschalten.“ hält die Sicherheit der Passagiere für ein Hauptkriterium, über das jetzt hinweggegangen worden sei. Das sei der „Witz des Tages“, meint sie, die Entscheidung zugunsten Ensheims sei nicht nachvollziehbar. Sie sei selbst schon dort gelandet, jetzt im Frühjahr, und dabei erst „kurz vorm Fangnetz“ zum Stehen gekommen. Für aus Zweibrücken sähe eine vernünftige Lösung so aus: „Saarbrücken schließen, Zweibrücken als Saar-Pfalz-Airport auslasten.“ Die längere Landebahn − geeignet für künftige Flugzeuggenerationen − sei dafür ein Argument, außerdem die direkte Autobahnanbindung. „Und ein S-Bahn-Anschluss wäre ohne gigantische Investitionen bis zum alten Nagelwerk möglich“, so Parvu. Aus dem Saarbrücker Flughafen könne man ein deutsch-französisches Messe- und Kongresszentrum machen. „Es ist wie im Märchen bei Hans im Glück. Tausche Gold gegen Eisen“, sagt , der Ortsvorsteher von Wattweiler. Es sei mit zweierlei Maß gemessen worden. „Es ist leider so. Wenn in Zweibrücken etwas funktioniert, muss es wieder zerstört werden.“ „Die Schuld an der Schließung liegt nicht in Brüssel, sondern hier vor Ort“, meint der Zweibrücker . Das Argument, Ensheim bestehe schon länger, zeige zweierlei: „Einerseits die Hilflosigkeit der Brüsseler Politiker, rationale Argumente gegen den Zweibrücker Flughafen zu finden, andererseits, dass andere Politiker bessere Lobbyarbeit machen als die von uns gewählten.“ Das Aus für den Flughafen sei sicherlich schlimm für die unmittelbar betroffenen Arbeitnehmer. „Aber so ist es nun leider mal, wenn Betriebe geschlossen werden, die sich nicht rechnen.“

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