Zweibrücken Starke Frauen aus der Pfalz

Berühmte Pfälzerinnen.
Berühmte Pfälzerinnen.

Es gibt sie, aber man kennt sie nicht: Schon im Mittelalter gab es bedeutende Frauen in der Pfalz. Erstmals wird das Thema in einer Ausstellung aufgegriffen: „Aus dem Schatten ins Licht – Starke Frauen aus 1000 Jahren Pfälzer Geschichte“ wird am 2. Oktober im Zweibrücker Stadtmuseum eröffnet .

Hildegard von Bingen, Liselotte von der Pfalz, die Schriftstellerin Martha Saalfeld - war da noch wer? Spontan fallen einem kaum starke Frauen aus der Pfalz ein. Das „Große Pfalzbuch“ von 1995 nennt immerhin 19. Ein eigenes Buch mit starken Pfalzfrauen gibt es nicht. Doch es muss viele geben, sie standen wohl wirklich im Schatten der Männer und werden erst jetzt im Zuge der Gender-Forschung (wieder-)entdeckt.

Charlotte Glück, Leiterin des Zweibrücker Stadtmuseums, und Regina Heilmann, Leiterin des Ludwigshafener Stadtmuseums, haben gemeinsam diese erste Ausstellung über die Pfalzfrauen konzipiert. „Der Grundgedanke war, dass wir etwas zu den vergessenen Frauen in der Pfalz im weitesten Sinn machen wollen“, erklärt Glück. Erstes Problem: Gibt es überhaupt Frauen, zu denen man überhaupt etwas sagen kann, weil es Dokumente gibt?

Glück: „Bertha von Savoyen beispielsweise. Man weiß, dass sie in der Gruft im Speyrer Dom beerdigt ist und die Frau von Heinrich IV. war – und das war's. Man weiß ungefähr, wann sie geboren und gestorben ist, ob sie Kinder hatte. Aber ihre eigentlichen Leistungen sind in Vergessenheit geraten. Aber sie hat auch im Schnee vor Canossa gestanden und sich die Füße angefroren. Nur erwähnt niemand, dass sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn über die Alpen gezogen ist, um die Verzeihung des Papstes zu erlangen. Sie hat das Gleiche geleistet wie ihr Mann, aber nur ihr Mann wird immer erwähnt. Und so geht bei das all diesen Fürstinnen.“

Abgesehen von Liselotte von der Pfalz, die über 50000 Briefe hinterlassen hat, hat keine deutlich über ihr Leben geschrieben. Auch Hildegard von Bingens Bücher und ihr naturkundliches Interesse sind bekannt

Glück und Heilmann haben sich die Lebensdaten der Frauen angesehen, die Zeitläufte und dann auch über diese frühen Frauen eine Kurzbiografie erstellt, die auf ein Banner passt. Wenn es kein Porträt der Frauen gibt und kein Foto vom Grab, dann nahmen sie eine Illustration von ihrer Wirkungsstätte oder etwas anderem, das zu ihr passt. Vor vier Jahren bereits hatten die beiden Museumsfrauen die Idee, und während Corona nahm das Projekt dann Gestalt an.

„Aber es geht uns auch um die vielen namenlosen Frauen“. so Glück. Damit meint sie die Heldinnen des Alltags. Ihnen ist der letzte der sechs Räume gewidmet. die Bäuerin, die Arbeiterin, das Dienstmädchen. Wenn diese Frau nicht stark gewesen wären, hätte sie den Alltag nicht meistern können. Dazu gibt es keine Banner, sondern Kostüme. Sie stammen aus dem Fundus des Nationaltheaters Mannheim.

Und wer ist die geheimnisvolle Frau auf dem Foto des Ausstellungsplakats? Charlotte Glück lacht: „Das ist die Tochter von Regina Heilmann, wir wollten da schon eine einfach moderne Frau haben, die aus dem Schatten ins Licht tritt. Wir hoffen, dass immer mehr Frauen aus dem Schatten ins Licht treten.“

23 Frauen werden in der Ausstellung vorgestellt, geordnet nach Themen. Im ersten Raum sind es die Klosterfrauen, im zweiten Adelige, im dritten Berufstätige, im vierten zwei Transgender-Personen, im fünften Künstlerinnen, im sechsten Kämpferinnen für die Frauenrechte und die namenlosen. Heldinnen des Alltags.

Die Texttafeln sind schön kurz – maximal 1000 Zeichen, sagt Charlotte Glück, die sie verfasste. Dazu gibt es meistens zwei Fotos und Grafiken, so dass die Porträts nicht überladen sind und man einen ersten Eindruck von den Frauen bekommt. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert, die überall gezeigt werden kann. Wenn Sie testen wollen, wen sie kennen, hier sind die Namen: Hildegard von Bingen, Margaretha von Venningen, Elisabeth Butzer, Edith Stein, Bertha von Savoyen, Elisabeth von Pfalz-Zweibrücken, Karoline Henriette von Pfalz-Zweibrücken, Liselotte von der Pfalz, Lina Pfaff, Karolina Burger, Klara Barth, Else Krieg, Hedwig Kömmerling, Philippine Christin, Liddy Bacroff, Sophie La Roche, Adelheid Maria Eicher, Martha Saalfeld, Lina Staab, Anna Mathilde Hitzfeld, Marie Wolf, Elisabeth Mahla und Auguste Bader.

Ausstellung

  • „Aus dem Schatten ins Licht – Starke Frauen aus 1000 Jahren Pfälzer Geschichte“, Stadtmuseum Zweibrücken, Herzogstraße 9, 2. Oktober bis 16. Januar. Öffnungszeiten: Mittwoch Sonntag 14-18 Uhr, Dienstag 10-18 Uhr und nach Anmeldung. Es gilt 3G.
  • Eröffnung: 1. Oktober, aber nur für geladene Gäste. Die Räume sind so klein, dass nach den Corona-Regeln nur knapp drei Dutzend Leute Platz haben. Deshalb werden die Einführungsreden von Kulturdezernentin Christina Rauch und Stadtmuseumsleiterin Charlotte Glück aufgezeichnet und während der Ausstellungsdauer im ersten Raum auf Video abgespielt.
Aus der Dauerausstellung in die Frauenausstellung gewandert ist eine 24. Frau: die Tänzerin Marianne Camasse (Reproduktion eines
Aus der Dauerausstellung in die Frauenausstellung gewandert ist eine 24. Frau: die Tänzerin Marianne Camasse (Reproduktion eines Gemäldes), die Herzog Christians IV. von Pfalz-Zweibrücken zur Gräfin von Forbach machte - mit dem nachgescheiderten Kostüm des Gemäldes.
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Karoline Henriette von Pfalz-Zweibrücken (1721-1774).
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