Zweibrücken Nach der Insolvenz: Der Plan für Demag und Faun

Die Zusammenführung der Unterwagen und der Oberwagen der Autokrane soll künftig nur noch in Zweibrücken stattfinden. Den Bau der
Die Zusammenführung der Unterwagen und der Oberwagen der Autokrane soll künftig nur noch in Zweibrücken stattfinden. Den Bau der Unterwagen, des Fahrzeugs, will Tadano den Kollegen von Faun, im fränkischen Werk Lauf, übertragen.

Ein harter Schnitt. Von 392 Mitarbeitern, einem Viertel der Belegschaft, will sich Tadano-Demag trennen. Weniger Kosten fürs Personal sollen in drei Jahren aus tiefroten schwarze Zahlen machen. Zehn Millionen Euro Gewinn vor Steuern peilt der Zweibrücker Maschinenbauer von Auto- und Raupenkranen im Geschäftsjahr 2024 an – so steht's im Insolvenzplan.

Zweibrückens größter Arbeitgeber will die Misere hinter sich lassen. Gegenüber 2020 soll der Umsatz um das Zweieinhalbfache auf wieder mehr als 700 Millionen Euro steigen. Den im vergangenen Jahr aufgelaufenen Verlust schätzt Tadano-Demag auf 57 Millionen Euro. Einschließlich 2023, so die Berechnungen, ist mit weiteren Betriebsverlusten zu rechnen, in Summe rund 45 Millionen Euro.

Über das Schicksal der Firma entscheidet am 18. Februar die Gläubigerversammlung. Die Gläubiger, darunter auch viele Mitarbeiter, kommen an diesem Donnerstagmorgen in der Festhalle zusammen. Der Mobilkranenbauer hatte im vorläufigen Insolvenzverfahren Lohnbestandteile nicht gezahlt. Am 8. Oktober hatte man wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, am 1. Januar das Amtsgericht Zweibrücken das Verfahren eröffnet. Der vorläufige Gläubigerausschuss, in dem auch der Betriebsratsvorsitzende Eduard Glass und die Agentur für Arbeit Sitz und Stimme hat, hatte kurz vor Weihnachten dem von der Geschäftsführung um Jens Ennen und den externen Sanierungsberatern ausgearbeiteten Insolvenzplan zugestimmt. Details des Plans, Maßnahmen, will die Tadano-Demag-Geschäftsführung bislang öffentlich nicht nennen. Aus rechtlichen Gründen könne man sich vor der Gläubigerversammlung nicht äußern, hieß es wiederholt.

Das Tadano-Kranenwerk in Lauf bei Nürnberg. Auf dem Papier rückt es den Zweibrücker Demag-Werken ganz nahe.
Kommentar zu Tadano-Demag

Neuer Versuch

Gläubiger fordern 128 Millionen Euro

Eckpunkte des Insolvenzplans sind dennoch bekannt. Das Unternehmen soll erhalten werden, nicht an einen neuen Investor verkauft oder gar zerschlagen und damit eingestellt werden. Voraussetzung dafür ist die Zustimmung der Gläubigerversammlung. Tadano-Demag selbst schätzt die Summe der Gläubigerforderungen auf rund 128 Millionen Euro. Die Gläubiger können darauf hoffen, etwas mehr als zehn Prozent ihrer Ausstände zurückzuerhalten. Möglich machen soll das eine weitere Finanzspritze der Demag-Mutter, der börsennotierten japanischen Tadano Limited (Tokio/Takamatsu). Für die Befriedigung der Demag-Gläubiger will Tadando rund 13,7 Millionen Euro zu Verfügung stellen.

Bei einem Verkauf und damit einer feindlichen Übernahme hätten die Gläubiger mit einer geringeren Insolvenzquote, einem Anteil an der zu Verfügung stehenden Insolvenzmasse, zu rechnen, heißt es in einem Gutachten. Ein Verkauf der Werke im aktuellen Zustand sei ohnehin nicht realistisch.

Alle Beteiligten im Verfahren, so heißt es, seien sich einige, dass das Unternehmen weiterbestehen und nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens auch unter dem Namen Tadano Demag GmbH Zweibrücken weitergeführt werden soll.

Lauf baut Unterwagen, Zweibrücken den Kran

Voraussetzung sind tiefgreifende Änderungen, eine Standort übergreifende Neuaufstellung. Die beiden deutschen Standorte der Tadano Limited, die bisher mit ihren Autokranen konkurrierenden Tadano Demag und Tadano Faun im fränkischen Lauf, nordöstlich von Nürnberg, sollen künftig arbeitsteilig zusammenwirken. Etwa 340 Autobahn-Kilometer trennen die beiden Werke. Das Werk in Lauf soll künftig die Trägerfahrzeuge der Autokrane bauen und den Werken in Zweibrücken (Dinglerstraße, Wallerscheid) zuliefern. Das von Tadano so bezeichnete neue Montagekonzept sieht vor, dass der Oberwagen mit dem eigentlichen Kran, dem Ausleger, in Zweibrücken gefertigt wird. Die Montage auf das aus Lauf zugelieferte Fahrzeug soll in Zweibrücken stattfinden. Ebenso die Abnahme und die Auslieferung an die Kunden. 2023, so der Tadano-Plan, soll diese Arbeitsteilung umgesetzt sein. Bis Ende der 70er Jahre lieferte Faun schon einmal Kranenfahrgestelle an Demag, damals unter Mannesmann.

Die bisherigen Abteilungen Stahlbau in den Werken Dinglerstraße und Wallerscheid mit zusammen noch mehr als 100 Mitarbeitern sollen ausgegründet werden. Geplant sind jeweils eigene Stahlbau GmbH Dinglerstraße und Wallerscheid.

Auch in der Verwaltung, dem administrativen Bereich, und den sogenannten indirekten Bereichen wie etwa der Entwicklung, sollen Demag und Faun zusammenwachsen. Eine Zusammenführung der Verwaltung und eine Zusammenlegung übergreifender Arbeitsbereiche ist vorgesehen, heißt es im Insolvenzplan. Unter anderem deshalb wurden fast ausschließlich Faun-Mitarbeiter aus diesen Tätigkeitsfeldern über ihre bevorstehende Kündigung informiert. In Lauf will sich Tadano im ebenfalls am 1. Januar eröffneten Insolvenzverfahren von 114 Mitarbeitern trennen. Auch in Zweibrücken sind Kündigungen in diesen Bereichen vorgesehen. Im August vergangenen Jahres hatte Tadano die Tadano Europe Holding Zweibrücken gegründet. Übergeordnete Funktionen sollen ihr zugeordnet werden.

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