Fußball Nach Darmstädter Lilien pflückt Homburg im DFB-Pokal auch das Fürther Kleeblatt

So sehen Sieger aus: Die Homburger Spieler Benjamin Kirchhoff (oben), Markus Mendler (Nummer 11) und Michael Heilig (rechts vorn
So sehen Sieger aus: Die Homburger Spieler Benjamin Kirchhoff (oben), Markus Mendler (Nummer 11) und Michael Heilig (rechts vorn) scheinen ihren Torschützen Phil Harres (links, verdeckt) vor Freude fast zu erdrücken. Von ganz rechts kommt Lukas Quirin zum Gratulieren hinzu.

Gegen Greuther Fürth hat der FC Homburg erneut einen Sahne-Abend erwischt. Mit 2:1 (1:0) schoss der Regionalligist den Favoriten aus dem DFB-Pokal.

Vielleicht hätten sie bei der Spielvereinigung Greuther Fürth noch ein bisschen mehr auf Branimir Hrgota hören sollen. Denn der 30-jährige Stürmer weiß ja, wie man im Homburger Waldstadion Tore schießt. Im August 2014 hatte der Schwede, damals im Trikot der Mönchengladbacher Borussia, zu deren 3:1 im DFB-Pokal beim FC Homburg zwei Treffer beigesteuert. Und nun, am Dienstagabend, erzielte er immerhin den 1:1-Ausgleichstreffer (52.). Doch dass Hrgotas heutiger Club, ein gestandener Zweitligist, beim FC Homburg aus der Regionalliga mit 1:2 verlor, lag neben der beherzten, kampfstarken Leistung der Gastgeber wohl auch an der Entscheidung des Fürther Trainers Alexander Zorniger, sein Team auf sechs Positionen umzustellen. „Das mit der Aufstellung war mein Fehler“, sagte der Coach der Mittelfranken später. „In der ersten Halbzeit waren wir überhaupt nicht auf dem Platz. Und die Geschwindigkeit des Gegners haben wir bei den Homburger Kontern unterschätzt.“

Taktik der Nadelstiche

Letztere gingen meist auf das Konto der unermüdlichen Mittelfeld-Antreiber Philipp Hoffmann, Markus Mendler und Patrick Weihrauch. „Die waren sich nie zu schade, immer wieder nach vorne mitzulaufen und einen Riesen-Kraftaufwand zu betreiben“, zollte FCH-Trainer Danny Schwarz der „puren Leidenschaft, dem puren Willen“ seiner Grün-Weißen Anerkennung. „Wir genießen jetzt den Augenblick“, freute er sich. Wohl wissend, dass der Sieg des Außenseiters ein glücklicher war. „Es ist klar, dass wir das Spiel so defensiv angehen mussten. Tief stehend, mit Fünferkette. Unser Plan, immer wieder Nadelstiche zu setzen, ist voll aufgegangen.“ Fabian Eiseles Kontertor zum 1:0 (31.) verlieh dem Homburger Spiel zusätzliche Sicherheit.

Nach dem Schlusspfiff kennt der Jubel keine Grenzen. Siegtorschütze Phil Harres rechts) feiert am Zaun mit den Fans.
Nach dem Schlusspfiff kennt der Jubel keine Grenzen. Siegtorschütze Phil Harres rechts) feiert am Zaun mit den Fans.

Doch nach der Halbzeitpause wechselte Alexander Zorniger immer mehr bewährte Stammkräfte ein. Mit Wut und Verzweiflung steigerten die Fürther zunehmend den Druck, schnürten den Gastgeber in dessen Platzhälfte ein und hatten fast 75 Prozent Ballbesitz – spätestens seit Hrgotas Ausgleich. Aber vor dem Tor des FCH-Keepers Tom Kretzschmar fiel ihnen zu wenig ein. Mit Herzblut warfen sich die viertklassigen Homburger in eine rassige Abwehrschlacht, die ihrem Auftreten beim Erstrundensieg gegen Darmstadt 98 stark ähnelte. Von den gut 5200 Zuschauern frenetisch unterstützt, blieb das Homburger Bollwerk intakt. Und der kollektive Jubelschrei, der sich nach Phil Harres’ Siegestor (83.) im Waldstadion Bahn brach, dürfte bis nach Saarbrücken gehallt haben, wo sie um diese Zeit immer noch sorgenvoll ihren nassen Stadionrasen beäugten. Apropos: Dem Homburger Platz haben die Regengüsse der vergangenen Tage offenbar nicht geschadet.

„Diesmal hatten wir noch deutlich weniger Ballbesitz als gegen Darmstadt“, berichtet FCH-Rechtsaußen Philipp Hoffmann. „Wir hatten nur zwei, drei Torchancen. Aber zwei davon konnten wir nutzen. Ansonsten haben wir richtig eklig verteidigt.“

Der Dank an die Fans für die Unterstützung.
Der Dank an die Fans für die Unterstützung.

„Manche Leute hatten ja gemault, weil uns Fürth als Gegner zugelost wurde – und nicht Bayern München“, erzählte FCH-Geschäftsführer Rafael Kowollik der RHEINPFALZ. „Aber ich hab’ immer gesagt, abwarten, wie’s am Ende läuft.“ Gut ist es gelaufen: Immerhin beschert den Homburgern das Erreichen des Pokal-Achtelfinales fast 840.000 Euro Prämie vom DFB.

Michael Koch, der in Homburg als stellvertretender Vorsitzender fürs Sportliche zuständig ist, strahlte. „Dass wir Danny Schwarz und Co-Trainer Benny Schwarz verpflichtet haben, war die richtige Entscheidung. Die beiden machen einen Superjob, und sie haben gut eingekauft. Unter den 13 neuen Spielern, die wir in Zusammenarbeit mit ihnen verpflichtet haben, ist kein einziger Ausfall.“

Reichlich Körner gelassen

Doch müssen die Grün-Weißen nun im rauen Regionalliga-Alltag ihrer Pokal-Gala wieder ähnlich Tribut zollen, wie dies in den Wochen nach dem Darmstadt-Sieg der Fall war? „Ja, gegen Fürth haben die Jungs reichlich Körner gelassen“, ist laut Chefcoach Danny Schwarz jetzt „brutales Regenerieren“ angesagt. Denn schon am Samstag (14 Uhr) steht ein wichtiges Spitzenspiel gegen Steinbach Haiger an. „Die enorme Belastung, die die Fürther uns abverlangt haben, kann man nicht so einfach in vier Tagen aus den Kleidern schütteln“, hofft der Trainer, dass einige der zuletzt wegen Verletzung ausgefallenen Stammspieler jetzt ins Team zurückkehren.

x