Zweibrücken Kretzsche-Fotos um Mitternacht noch im Kurs

38 Minuten waren am Freitagabend gespielt. Der Handball lief in einer traumhaften Ballstafette durch die Hände der „All-Stars“, einem mit Welt- und Europameistern gespickten Handball-Team, das Weltmeister Christian „Blacky“ Schwarzer zum 50. Geburtstag des SV 64 Zweibrücken zusammengestellt hatte. Rückraum, Linksaußen, Kreis, Rückraum: Wurf. Der Spielverderber für die „All-Stars“ hieß Ladislav „Ladi“ Kovacin. Mit einer Glanzparade wehrte der SV-Torhüter ab. 1100 Handball-Fans in der Westpfalzhalle bejubelten diese und weitere Szenen (wir berichteten kurz) beim 31:26 (18:10)-Erfolg der „All-Stars“.

ZWEIBRÜCKEN. Das Ergebnis war zweitrangig. In erster Linie ging es um den Spaß, die Faszination Handball und darum, vier sozialen Einrichtungen zu helfen, die sich das Antrittsgeld der „All-Stars“ – 7500 Euro – teilen durften. „Uns geht es gut, wir stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Da wollen wir helfen, wo wir können“, sagte Schwarzer. Dass die Jungs, die ihre Handballschuhe offiziell an den Nagel gehängt haben, nichts verlernt haben, bewiesen sie von der ersten Minute an. „Es ist immer ein schmaler Grat, es soll sich ja keiner verletzen. Aber wir haben alle nicht so lange Leistungshandball gespielt, um hier etwas zu verschenken“, sagte Schwarzer. Er selbst erzielte das 1:0. Dass er nicht nur ein Handgelenk zum Verbiegen hat, das jeden Torwart bei seinen Würfen zur Verzweiflung bringt, sondern richtig Gas geben kann, bewies der frühere Weltklasse-Linksaußen Stefan Kretzschmar mit dem Gegenstoß zum 2:0. „Es macht einfach Spaß, mit den Jungs zu spielen“, sagte Kretzschmar, dessen Unterschrift und Bild im SV 64-Festzelt vor der Halle bis weit nach Mitternacht gefragt waren. Auf dem Weg nach Paris machte er einen Zwischenstopp, „aber das Spiel hier war schon lange vorher ausgemacht“, verriet er. Gemeinsam auf den Weg nach Magdeburg, wo die deutsche Nationalmannschaft am Samstag die WM-Qualifikation verpasste, machten sich Schwarzer und Daniel Stephan nach dem Spiel. Auf der Mitte-Position zog der erste deutsche Welthandballer des Jahres (1998) geschickt die Fäden im „All-Star“-Team, war torgefährlich wie in besten Tagen. Als Bewerbungsspiel für ein Drittliga-Engagement wollte der 40-Jährige die Partie nicht verstanden wissen. „Vorbei ist vorbei“, sagte er lachend. Und Teamkollege Andrej Klimovets, in der abgelaufenen Saison als Trainer des Drittligisten TGS Pforzheim in Zweibrücken zu Gast, verriet lachend und schwitzend nach dem Spiel: „Das heute war für mich viel anstrengender“. „Zweibrücken hat richtig gut mitgespielt“, sagte „Blacky“. Es wurde gearbeitet, mit Tempo gespielt, manches Kabinett-Stückchen gezeigt. Die Jung-Schiedsrichter Anna Teich und Simon Demmer hatten leichtes Spiel. „Wir durften heute pfeifen“, freuten sich die Youngster über die Aufgabe. Speerwerfer Till Wöschler, dessen Papa Klaus ihm für 301 Euro den Platz im „All-Star“-Team ersteigert hatte, genoss die Partie. Auf der Königsposition im linken Rückraum durfte er spielen. „War richtig cool mit den Jungs“, sagte Wöschler, der selbst zwei Tore erzielte und Linksaußen Kretzschmar 38 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff mit einem Klasse-Pass in Szene setzte. Dass die Aktion nicht mit einem Tor gekrönt wurde, verhinderte die „All-Star“-Bank, die die Grüne Karte zeitlich unglücklich gelegt hatte. „Passiert“, sagte Wöschler lachend. Zum ersten Mal konnten sich die SV-Fans ein Bild von Neuzugang Florian Enders und seinem Zug zum Tor machen, zum vorerst letzten Mal von Tim Burkholder. „Ein grandioser Abschluss“, freute sich Burkholder, der wie einige seiner Teamkollegen die Erfahrung machte, dass es nicht einfach ist, den früheren National-Torwart Christian Ramota zu bezwingen. ,„Es hat allen einfach eine Menge Spaß gemacht. Darum ging es“, sagte SV-Trainer Stefan Bullacher. (add)

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