Zweibrücken Kirchenaustritte: Der letzte Schritt

Es gibt immer weniger Menschen, die der protestantischen oder der katholischen Kirche angehören wollen. Das ist so in ganz Deutschland, und das ist auch so in Zweibrücken. Besonders bitter war das vergangene Jahr: 138 Protestanten und 81 Katholiken kehrten der Kirche in Zweibrücken den Rücken.

Was sind die Gründe? Kann man sie überhaupt ausmachen? Dekan Peter Butz sieht in einer zunehmenden Entfremdung den Hauptgrund für die Abkehr von der Kirche: „Der Austritt ist der letzte Schritt einer langen Entfremdung.“ Viele fragten sich, wozu man die Kirche eigentlich brauche. Und selbst junge, verantwortungsvolle Menschen, die ihre Entscheidungen bewusst treffen, sagten, sie könnten auch gut ohne Kirche leben, so die Erfahrung von Butz. Dass Menschen austreten, weil sie sich über irgendetwas in der Kirche ärgerten oder weil die Bank nun automatisch die Kirchensteuer auf Kapitalerträge einzieht – was die meisten ohnehin nicht betreffe – ist seiner Meinung nach weniger der Fall. Letztendlich könne man über die Gründe nur spekulieren. „Wir machen uns offenbar nicht mehr verständlich und von unseren Mitgliedern erreichen wir im Wesentlichen gerade mal zehn Prozent. Wir bedienen ein kleines Spektrum“, sagt Butz. Den einen sei die Kirche zu fortschrittlich, den anderen zu rückschrittlich. Die Erosion sei zwar schleichend, doch nicht zu unterschätzen, mahnt Butz: „Wir müssen aufpassen, dass es kein Erdrutsch wird. Das ist nicht auszuschließen. Wir denken immer, bei uns in der Pfalz ist es nicht so schlimm.“ Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: 2012 traten in Zweibrücken 67 Protestanten aus, 2013 waren es 109 und 2014 insgesamt 138. In diesen drei Jahren traten insgesamt 31 Menschen in die protestantische Kirche ein. Die Gesamtzahl der protestantischen Kirchenmitglieder in den acht Zweibrücker Gemeinden, die zum Dekanat Zweibrücken gehören, lag zum Ende des Jahres bei 16 445. Katholiken gibt es in Zweibrücken nur rund halb so viele, Ende des Jahres 2014 waren es 8306. Im vergangenen Jahr gab es bei den Katholiken 81 Austritte, im Jahr zuvor 79 und im Jahr 2012 waren es 52. Eingetreten sind in dieser Zeit insgesamt acht Personen. Pfarrer Wolfgang Emanuel nennt zwei Hauptgründe für die Austritte: Zum einen die Missbrauchsfälle, und zum anderen den Fall Tebartz-van Elst. „Diese beiden markanten Ereignisse spielten eine entscheidende Rolle. Das wirkt sich noch aus. Da ist ein Flurschaden entstanden“, ist Emanuel überzeugt. Für viele seien diese Vorfälle ein willkommener Anlass gewesen, aus der Kirche auszutreten, so Emanuel: „Das hat den Austritt salonfähig gemacht. Die Leute haben gesagt, bei so einem Verein, da mache ich nicht mit.“ Dahinter steckt seiner Meinung nach eine Entfremdung vom Glauben. Besonders bedauerlich findet es Emanuel, wenn Leute aus der Kirche austreten, aber die Dienste der Diözese wie beispielsweise Kindergärten mit Selbstverständlichkeit weiter in Anspruch nehmen. (bsg)

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