Zweibrücken In den Vororten sterben die Läden aus

Kleinere Orte entwickeln sich zu reinen Wohnorten, und es fehlt an der Grundversorgung. Mobile Dienstleister mit „rollenden Supermärkten“ treten an die Stelle von Dorfläden. Der Verlust örtlicher Treffpunkte bedeutet auch einen Verlust an sozialen Kontakten. Der Sportverein bleibt das letzte Bindeglied. Wie sieht’s in Zweibrücken aus?

Am 1. Oktober schloss nach 16 Jahren das „Landlädche“ in Oberauerbach . Für die Backwaren eines Homburger Bäckers, die Wildprodukte eines Gehegehalters und die Waren aus dem Biosphärenreservat Pfälzerwald kamen zuletzt nur noch wenige Käufer in den Laden. Die Kunden kauften ihr frisches Brot lieber nebenan in Teuschers Backstubb, der Traditionsbäckerei von 1924. In Wattweiler und Mörsbach gibt es inzwischen gar keine Lebensmittelläden mehr. Oberauerbachs Ortsvorsteher Andreas Hüther hat Verständnis für das über die Jahre veränderte Kaufverhalten im Ort. „Die Leute kaufen mehr mit dem Auto ein. Die größeren, zentralen Einkaufsmärkte sind schon attraktiv“, meint er. In seinem Stadtteil mit rund 1250 Einwohnern gebe es als zweites Geschäft lediglich den kleinen Laden von Jürgen Semmet für Tabakwaren, Geschenkartikel und Zeitschriften sowie zur Annahme der Lotto- und Totoscheine. Der Ortschef: „Die Gärtnerei Schwab-Stirnadel hat ihr früheres Ladengeschäft bei uns eingestellt.“ Es sei auch ein Frisörsalon im Ort. Und wer eine Pizza möchte, könne sich eine von der Pizzeria Sicilia nach Hause bestellen. Da in der Ortsmitte noch der Hotel-Landgasthof „Zur alten Scheune“ steht, zeigt sich der Ortsvorsteher mit der Infrastruktur des Vororts zufrieden. Er weist auf eine Besonderheit hin:„Wir haben noch den Tierarzt Thomas Danner.“ „Rimschweiler hat eine gute Grundversorgung“, sagt Ortsvorsteherin Isolde Seibert. „Zahnpasta muss man allerdings woanders kaufen.“ In dem größten Vorort von Zweibrücken hat die Bäckerei Bieber aus Niederauerbach – neben Ixheim und am Fasanerieberg – seine dritte Filiale. Dort kann man auch Zeitschriften bekommen und seine Glücksspielscheine abgeben. Für Fleisch und Wurst steht den etwa 1770 Einwohnern die Filiale der Metzgerei Valentin Burgard aus Bechhofen offen. Diese betreibt insgesamt acht Filialen. Sogar Dosenwurst per Post kann man bei ihr im Online-Shop bestellen. Frisches Obst und Gemüse aus der Region gibt es im „Pfälzer Lädsche“ von Gerdi Brill. Die Ortschefin: „Wir haben neben einem Frisör auch noch das Blumengeschäft von Simone Seibert.“ Für den Magen sei gesorgt. In der Dorfmitte befinde sich das Restaurant „Zur Post“. Daneben gebe es die Gaststätte Hasenheim am Radweg und die Waldhütte Tiefental mit durchgehend warmer Küche. Laut Kurt Dettweiler können sich die knapp 1600 Einwohner in Mittelbach-Hengstbach „grundversorgen“. In der in zweiter Generation geführten Bäckerei und Konditorei Mittrach gebe es nicht nur Backwaren und eine große Vielfalt an Torten, sondern auch die nötigsten Lebensmittel, Getränke und die Zweibrücker Tageszeitungen. So führe das Verkaufsauto, das dienstags, donnerstags und samstags Richtung Großsteinhausen fährt, auch Nudeln und Wurstdosen mit. „Ich bin froh, dass Mittrachs die Nahversorgung für unseren Ort sicherstellen“, lobt Dettweiler. „Hoffentlich geht das noch lange so.“ Auch mit dem benachbarten Frisör, der seine Dienste seit 1987 in Mittelbach anbietet. Post, Sparkasse und Lotto-Toto-Annahme seien inzwischen zu. Nach Hengstbach fährt jeden Freitag Peter Knoerle mit seinem Verkaufswagen. Er hat Backwaren und belegte Brötchen von der alteingesessenen Bäckerei Mischo in Gersheim, die neun Filialen unterhält, an Bord. Auch Mehl, Zucker und Salz stehen in den Regalen. Der Selbstständige hält auf seiner Rundfahrt am Freitag auch im benachbarten Wattweiler. „An Läden haben wir nur den Frisör“, bedauert Ortsvorsteher Reinhard Kunze. „Die Metzgerei hat dichtgemacht. Der Ort war für sie zu klein.“ Aktuell sind in Wattweiler 830 Einwohner gemeldet. Kunze berichtet, dass die Einwohner in Abhängigkeit vom Arbeitsplatz gern in Blieskastel und Homburg einkaufen. Die Versorgung sieht er in dem ruhigen Vorort ohne Durchgangsverkehr nicht gefährdet. Dank der guten Busverbindung sei man schnell beim Globus in Einöd oder bei der Metzgerei Nägle und der Bäckerei Knauber in Bubenhausen. „Zudem kann man sich Lebensmittel vom Cap-Markt in der Innenstadt und vom Globus nach Hause bringen lassen“, sagt er. Neben der Gaststätte Marschall stehe mit der am 23. August wieder eröffneten Kugelfanghütte auf der Wattweiler Höhe an fünf Tagen in der Woche eine ansprechende Gastronomie zur Verfügung. In Mörsbach mit rund 1000 Einwohnern gibt es für den direkten Einkauf außerhalb des Ortes den Bioladen von Familie Ruf. Ortsvorsteherin Susanne Murer: „Auf dem Bannsteinhof steht ein Außenkühlschrank mit hofeigenen Eiern. Im Laden werden eigenes Fleisch von Glanrindern und eigene Kartoffeln angeboten. Auch Obst und Gemüse gibt es da zu kaufen.“ Wegen der schlechten Busverbindung nach Zweibrücken seien die älteren Einwohner auf die Verkaufsautos angewiesen. Samstags fährt die Metzgerei Vollmer aus Wiesbach zwischen 11 und 13 Uhr den Ort an. Viermal die Woche kommt auf der Bundenbacher Tour das Verkaufsauto der Bäckerei Sprengard aus Martinshöhe mit Backwaren und Lebensmitteln vorbei. „Wir haben schon ein Sortiment, das alles abdeckt“, erzählt Chefin Karin Sprengard. Von drei Autos seien zwei immer unterwegs. Man bringe dann auch die Bestellungen mit. „Es gibt aber immer weniger neue Alte“, berichtet sie. Ob künftig die Orte auf der Sickinger Höhe noch so oft wie heute angefahren werden, könne man daher nicht voraussagen. Eine Gaststätte sucht man in Mörsbach vergebens. Aber nächstes Jahr in den Sommerferien möchte Murer eine Besenwirtschaft in mindestens drei Höfen organisieren. Jede Menge Getränke und Leckeres vom Grill soll es dort geben. „Wenn der Besen draußen steht, heißt es: Es ist offen“, erklärt sie. Wie in allen Zweibrücker Vororten findet sich auch in Mörsbach keine Arztpraxis.

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