Zweibrücken „Ich war schon aufgeregt“

Lange Jahre hat Vollblutmusiker James Boyle in Zweibrücken gelebt und Musik gemacht. Seit er am Freitagabend als Kandidat bei der RTL- Quizshow „Wer wird Millionär“ 64000 Euro gewonnen hat, kennen ihn Millionen von Fernsehzuschauern.

„Es ist alles viel kleiner, als man vor dem Fernseher denkt. Da wirkt das Studio durch die Kamerawinkel erheblich größer“, erzählt James Boyle. Der in Kalifornien geborene Musiker und Piercer, der zur Zeit in Saarbrücken lebt und vorher lange Jahre in Zweibrücken verbrachte, beantwortete die zwölf Fragen bis zur 125 000 Euro-Hürde mit Hilfe seiner Joker souverän. Als seine letzte Rückversicherung, der Telefonjoker, bei der Geographiefrage nach einem direkt an die EU grenzenden afrikanischen Staat Unsicherheiten zeigte, vermied er das Risiko und entschied sich dafür auszusteigen. Dass er den Sprung auf Günther Jauchs „heißen Stuhl“ schaffen würde, ahnte der 46-jährige, den einst der Militärdienst nach Deutschland verschlug und den die Musik zum Bleiben bewog, schon früh: „Als ich die Antworten eingegeben hatte und sah, dass alle anderen noch tippen, schlug mein Herz wie verrückt. Ich habe natürlich versucht, mir nichts anmerken zu lassen“ , so der Vollblutmusiker, der sowohl als Solokünstler als auch mit seinen zwei Bands „Sly & Boyle“ und „Honey Creek“ unterwegs ist. „Honey Creek“ ist auch bei der Zweibrücker Kneipentour im November dabei. Wir spielen eine Art härteren Blues, ich nenne es ganz gerne „Hard-Blues“, erklärt Boyle, den ein Plattenvertrag, den seine damalige Zweibrücker Band ergatterte, dazu bewog, sein Rückflugticket in die USA nicht einzulösen. Obwohl er als Musiker regelmäßig auf der Bühne steht, war er in der Quiz-Show genauso nervös wie alle anderen Kandidaten. „Ich war schon aufgeregt. Ich glaube, man hat mir das ein wenig angesehen. Meine Frau hat gesagt, sie habe es daran gemerkt, dass ich viel weniger geredet habe als gewöhnlich. Es ist vollkommen anders als auf der Bühne zu stehen und Musik zu machen. Hier kann man sich vor Millionen Zuschauern blamieren“, berichtet Boyle, der sich spontan für die Risikovariante (zusätzlicher Joker, keine Sicherheitsstufe bei 16 000 Euro) entschied, obwohl er es ganz anders geplant hatte: „Der Plan war eigentlich, auf Sicherheit zu spielen. Ich hatte das so mit meiner Frau besprochen. Man verbringt den ganzen Tag mit den anderen Kandidaten, und alle reden darüber, welche Variante sie wählen, wenn sie auf dem Stuhl landen. Auch da habe ich immer gesagt, dass ich auf Sicherheit setze.“ „Als Jauch mich dann gefragt hat, ob ich die Risikovariante wähle, habe ich spontan ja gesagt“, so der glückliche Gewinner, der vor allem mit seiner Müdigkeit zu kämpfen hatte. „Bevor wir nach Köln gefahren sind, bin ich gerade erst von einer viertägigen Russlandreise zurückgekommen. Ich war mit ,Honey Creek’ in Susdal, ungefähr 200 Kilometer nordöstlich von Moskau. Dort sind wir als Headliner auf einem Bluesfestival aufgetreten. Ich war um 1 Uhr nachts zu Hause und bin um 7 Uhr morgens losgefahren“, so Boyle, der einen Teil des unverhofften Geldsegens in neue Betten investieren möchte: „Das Kinderbett für meine Tochter ist schon aufgebaut. Obwohl das Geld natürlich noch nicht da ist. Was unser neues Bett angeht, da müssen wir uns noch das richtige aussuchen.“ Über eine nachträgliche Hochzeitsreise hat sich das Ehepaar, das 2013 den Bund fürs Leben schloss, auch schon Gedanken gemacht: „Wir besuchen meinen Bruder und seine Familie in Kalifornien. Aber diesmal fahren wir im Sommer statt in der Nebensaison. Die Flugtickets können jetzt ruhig ein bisschen mehr kosten. Ursprünglich wollten wir ihn ja nach Deutschland einladen, aber da er eine Gehbehinderung hat, wäre das sehr aufwendig.“ Den Rest des Geldes will der stolze Gewinner anlegen. (aleh)

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