Zweibrücken „Ich höre mir Schallplatten an, mit richtigen Künstlern“

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Seit ihrem Debüt mit dem Rolling-Stones-Song „As Tears Go By“ ist die britische Sängerin Marianne Faithfull auf Rock-Bühnen genauso zu erleben wie als Schauspielerin. Am Montag, 5. Oktober, wird sie beim Euroclassic-Festival in der Festhalle Zweibrücken auftreten. Unser Mitarbeiter Fred G. Schütz erlebte im Telefon-Interview mit Marianne Faithfull, dass alle Erwartungen an die Stimm-Qualitäten der Sängerin übertroffen wurden.

„Give My Love to London“ ist der Titel Ihres aktuellen Albums. Darf man das so verstehen: Ich bin immer noch da?

Ich glaube schon, bin mir aber nicht sicher. Auf dem Album findet man unterschiedliche Stile und Stimmungen: Folk, Pop und Rock, am Ende ist es „very british“. Stimmen Sie zu? Ich bin sehr, sehr stolz auf dieses Album. Die Band war unglaublich, die Produzenten waren sehr gut, Rob Ellis und vor allem Dimitri Tikovoi. Mark Ellis hat es gemixt, der hatte auch immer alles im Auge. Es ist eine wundervolle Schallplatte, und ich liebe wirklich jeden Song darauf. Die Art, wie Leute heute Musik hören, hat sich stark verändert: iTunes, Streaming, Youtube. Berührt Sie das? Ich höre im Moment nicht wirklich Musik. Ich höre mir Schallplatten an, mit richtigen Künstlern. Haben Sie junge britische Sängerinnen wie Adele auf dem Radar? Nein, Gott, nein, nein. Ich mag Nick Cave, ich mag Damon Alban, Polly (P.J.) Harvey. Ich denke, Amy Winehouse war brillant. Ihr Tod war wirklich tragisch. Sie ist viel zu früh gestorben, das war wirklich hart. Sehen Sie sich eher als Sängerin oder als Lyrikerin? Oh mein Gott. Ich bin beides. Ich bin eine Sängerin, und ich schreibe auch Songtexte. Natürlich bin ich damit in beiden Welten. Einer Ihrer jüngsten Filme hieß „Irina Palm“, eine tragisch-komische Geschichte über eine ältere Frau, die in einer Peep-Show arbeitet. Haben Sie sich in der Rolle wohlgefühlt? Ich denke, dass Irina als Person fantastisch war. Eine sehr starke Frau. Eine andere starke Frau war Marlene Dietrich, die sich zum Ende hin nicht mehr fotografieren ließ. Sie selbst haben unlängst eine Foto-Biografie „A Life on Record“ veröffentlicht. Sie mögen die Kamera offensichtlich? Nun, ich denke dass ich nicht so schlecht aussehe. Sie haben 2012 „Die sieben Todsünden“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill erfolgreich am Landestheater Linz gespielt. Sehen Sie Verbindungen zu Lotte Lenya, die bei der Uraufführung in Paris eine der Hauptrollen hatte? Ja, „Die sieben Todsünden“, das war einer der größten Momente in meinem Leben. Ich wollte das seit mehr als 25 Jahren alles selbst aufführen und produzieren, mit allem Drum und Dran, dem Ballett, den Kulissen und Requisiten. 25 Jahre habe ich darauf gewartet, und durch Dennis Russell Davies konnte ich das endlich verwirklichen. Wie Lotte Lenya haben Sie österreichische Wurzeln... Ja, meine Mutter stammt aus Österreich. Ich glaube aber, dass es keine Verbindung zu Lotte Lenya gibt. Ich bin in keiner Weise wie Lotte Lenya. Ich denke, sie war wundervoll, es wäre eine große Anmaßung, mich mit ihr zu vergleichen. Sie war so einzigartig. Touren ist anstrengend, wie halten Sie das durch? Ja, es ist wirklich sehr erschöpfend. Deshalb unternehme ich nicht allzu lange Tourneen – höchstens zwei Monate. Sie spielen in großen und kleinen Hallen, in Zweibrücken, in Paris, Istanbul und Berlin. Was gefällt Ihnen besser? Ich habe da überhaupt keine Vorlieben. Ganz grundsätzlich: Wir spielen da, wo man uns genug zahlt. Warum sollte man zu Ihrem Konzert nach Zweibrücken kommen? Ich werde eine sehr interessante Setliste spielen. Ich mache natürlich ein paar von meinen alten Songs, „As Tears Go By“, „Ballade of Lucy Jordan“, „Broken English“, „Sister Morphine“, dann ein paar von „Give My Love to London“. Aber ich bringe auch Lieder, die ich normalerweise nie auf der Bühne singe. Ich singe „It’s All Over Now, Baby Blue“, das habe ich noch niemals zuvor auf der Bühne gesungen. Dazu kommen noch viele andere Sachen. Ich habe die Setlist nicht vor mir liegen, es ist aber ein sehr interessantes Programm. Und ich denke, das Publikum wird es mögen. Hoffe ich! Karten Es gibt noch Karten für das Konzert am Montag, 5. Oktober, 20 Uhr, in der Zweibrücker Festhalle für 36 bis 44 Euro beim Zweibrücker Kulturamt, Maxstraße 1, Telefon 06332/871451.

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