Zweibrücken High-Tech aus 1001 Nacht

Holger Summa projiziert in seiner Serie „Frauen“ Porträts auf Holz und fotografiert sie dann erneut.
Holger Summa projiziert in seiner Serie »Frauen« Porträts auf Holz und fotografiert sie dann erneut.

Zum 18. Mal verwandelt sich die Mensa der Homburger Uni in eine Galerie. Alles scheint wie gewohnt. Bilder, Fotos, Grafiken und Skulpturen. Und doch ist etwas neu. Kurt Becker, der die ersten 17 Ausstellungen betreut hat, ist in den Ruhestand gegangen. Seine Aufgabe hat Dorna Hogeabri, Studentin der Humanmedizin im zweiten klinischen Semester, übernommen. Und ihre erste Ausstellung ist ein Erfolg, wie der Rundgang durch die rund 70 Werke von 50 Künstlern zeigt.

Die Vielfalt ist geblieben. Malereien, Fotos, Zeichnungen, Grafiken und Objekte werden auf zwei Etagen präsentiert und führen den Betrachter sowohl in den Speisesaal als auch in verschiedene Leseräume. Wie schon in den 16 Jahren davor findet man unter den Exponaten unterschiedliche Qualitätsstufen, die von gut gemeinter Hobbymalerei bis zu professionell anmutender Kunst reichen. Das sollte nicht weiter erstaunen, wenn man die unterschiedlichen Beschäftigungen bedenkt, mit denen sich die Mehrheit der ausstellenden Künstler im Alltagsleben auseinandersetzen muss. Es sind Ärzte, Studierende, Pflegekräfte und technisches Personal der Klinik. Zum Glück spielen Beruf und Titel bei „Kunst in der Mensa“ auch weiterhin keine Rolle. Denn nur das Werk interessiert. Ob Professor oder Reinigungskraft – vor dem Auge der kritischen Kunstfreunde sind alle gleich. Schwerpunkt ist diesmal die Fotografie. Natürlich hat sich Kurt Becker nicht völlig von seinem Projekt verabschiedet. Zumindest als Künstler ist er erhalten geblieben. Immer wieder schafft er es, Stimmungen durch den Einfluss des Lichts mit der Kamera einzufangen. Interessant sind seine nächtlichen Aufnahmen einer alten Stadt, die durch spielende Kinder zu ungewohntem Leben erwacht. Holger Summa, Stammgast der Ausstellungen, beschäftigt sich in einem großformatigen Werk mit Frauenporträts. Seine Fotografien haben einen besonderen Hintergrund. Der Künstler projiziert auf Holz. So ergeben sich durch die natürliche Struktur des Materials interessante Effekte. Die Grenzen zwischen Fotografie und Malerei werden durchbrochen. Ganz anders Georg Detsch. Er nutzt die grafischen Effekte, die moderne Architektur bietet, und setzt sie mittels Kamera in einen neuen Kontext. Hochhäuser werden so zu ästhetischen Meisterwerken, deren vielfältige Lichtbrechungen den Blick des Betrachters einfangen. Weit in die Vergangenheit und dennoch aktuell sind die Aufnahmen von Carsten Schröder. Seine Installation aus sechs Fotoleinwänden führt in den Orient, der aus seiner Sicht auch heute noch an die Märchen aus 1001 Nacht erinnert. Abstrakte Malerei ist das Metier von Da Thao Tran. Mit großem Geschick weiß die Studentin mit dem Mischen von Farben umzugehen. Dadurch entstehen eindrucksvolle abstrakte Strukturen und Formen. In eine fantastische, beinahe beängstigende Welt führt Eugenia Eckstein. Ihre Figuren agieren in einer Zone zwischen Traum und Wirklichkeit. Ein ohne Körper schwebendes Auge etwa spiegelt eine Weltkarte. Der Kontext zum Zerfall der Mauer im Hintergrund mahnt an den fragilen Zustand der Erde. Und schließlich darf im Bereich der Bildhauerei Hans Peter Richter nicht fehlen. Er präsentiert seine „Fundstücke“. Der Künstler ist ständig unterwegs und findet mit wachem Blick überall Materialien, die er zu neuen Gegenständen zusammensetzt. Holz, Metallteile, Steine, Dinge, die Menschen achtlos wegwerfen oder liegenlassen, inspirieren Richter zu seinen Objekten. Ausstellung —„Kunst in der Mensa XVIII“, Homburg, Uniklinik, Mensa, Gebäude 74, bis 9. Februar, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, Speisesaal: 9 bis 15 Uhr, Lesesäle: 8 bis 20 Uhr. —Die Künstler: Andrea Armbrüster, Nischani Amirthalingam, Kurt Becker, Rainer Burmeister, Christina Caraghioules, Oliver Carius, Ruth Dahlen, Zeynep Danisman, Georg Detsch, Eugenia Eckstein, Ludwig Edelmann, Michael Ehrhardt, Eine Welt AG, Fabian Girke, Herbert Greß, Doris Hansen, Andreas Hoffmann, Dorna Hogeabri, Izzat Ibrahem, Mohammed Ibrahem, Johannes Jäger, Frank Jung, Alexander Justinger, Viola Klostermann, Hilmiya Kropfgans, Stefanie Link, Esther Maldener, Olga Marcenko, Andreas Neumann, Lucas Neumayer, Christoph Oberkircher, Irene Özbek, Hengameh Rasti, Hans Peter Richter, Anton Schestakow, Carsten Schröder, Brigitte und Toni Schuster, Michael Senzig, Bahzad Suliman, Holger Summa, Da Thao Tran, Elisabeth Umstätter, Anto Vattoly Varghese, Barbara Veldung, Silke Wachs.

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