Zweibrücken Herz statt Sensationsgier

Christian Job ist in Rieschweiler-Mühlbach aufgewachsen und in Zweibrücken zur Schule gegangen – ans Hofenfels-Gymnasium, wo er
Christian Job ist in Rieschweiler-Mühlbach aufgewachsen und in Zweibrücken zur Schule gegangen – ans Hofenfels-Gymnasium, wo er morgen auch liest.

Cliff Richard, Frank Zander, Wolfgang Niedecken, dazu Schauspieler und Entertainer wie Hape Kerkeling, Sky Dumont, Paul Kuhn und Senta Berger: Christian Job hat sie alle vor dem Mikro gehabt. Über seine Begegnungen in der Welt der Unterhaltungsbranche hat der aus Rieschweiler-Mühlbach stammende SR-Moderator Job ein knapp 200 Seiten starkes und höchst unterhaltsames Buch geschrieben. Am Donnerstag stellt er es in der Aula des Hofenfels-Gymnasiums vor.

Das muss man erst mal schaffen: einem überzeugten Vegetarier ein Stück Lyoner aufschwätzen. Zugegeben: Die Tat fand im Saarland statt, in einem Hörfunkstudio, aber der Überredete war nicht irgendwer, sondern der britische Show-Star Cliff Richard. Der sang seinen Hit „Lucky Lips“, in Deutschland besser bekannt als „Rote Lippen soll man küssen“, spontan mit saarländischem Text („Gudd Lyoner musche esse“) und verspeiste im Anschluss auch noch gleich zwei Zipfel der saarländischen Fleischwurst. Nur eine von vielen Anekdoten und Episoden, die Christian Job für sein Buch zusammengetragen hat. Job, in Zweibrücken geboren, in Rieschweiler-Mühlbach aufgewachsen und in Zweibrücken zur Schule gegangen – ans Hofenfels-Gymnasium, wo er morgen auch liest –, steigt ein mit persönlichen Erinnerungen an seine Jugend, als das Radio noch, zumindest was musikalische Sozialisation anbelangt, einen ganz anderen Stellenwert hatte. Wer in den 70er und 80er Jahren vorwiegend den Saarländischen Rundfunk am Radio eingestellt hatte, begegnet gleich zu Beginn bekannten Moderatoren und ihren Sendungen, deren Stimmen sich tief ins Gehirn gegraben haben: Bernd Duszynski, Martin Arnhold und Jan Hofer, heute Chefsprecher der Tagesschau. Nach der sehr nostalgischen Ouvertüre bleibt Job noch ein wenig in der Welt des Radiomachens und beschreibt launig seine Begegnung mit einer weiteren großen Stimme des Radios, diesmal vom alten SWF: Frank Laufenberg. Dann geht es richtig los, mit Schauspielern wie Peter Weck und der Synchronstimme von Harrison Ford, Wolfgang Pampel, mit Popstars wie David Hasselhoff, Frank Zander und Wolfgang Niedecken, der sich als Retter in der Not erweist, Job seine Jacke leiht und den Moderator so womöglich vor einer fiesen Erkältung bewahrt. Stars aus der Welt der Musicals hat Job ebenfalls eine Reihe von Kapiteln gewidmet. Job gibt sich bei den von ihm erzählten Anekdoten angenehm zurückhaltend, beispielsweise will er dem Entertainer Hape Kerkeling, der in seiner Autobiografie sehr viel Persönliches von sich preisgegeben hat, nicht noch näher treten, als das die Leser seines Buchs sowieso schon getan haben. Job, Jahrgang 1967, dagegen gibt seinerseits Einblicke in sein Leben, berichtet von einem denkwürdigen Besuch eines Spider-Murphy-Gang-Konzerts im März 1983 in Rodalben, den er durchgeschwitzt in Reihe zwei hinter sich brachte. Anlass ist sein Interview mit Band-Kopf Günther Sigl, der seinerseits berichtet, wie wichtig Prozent-Rechnen mit Blick auf die Gage eines Musikers ist. Aber es blitzen auch immer wieder Geschichten aus seiner Familie auf, so erfährt der Leser, was Familie Job in den 70ern so witzig an Frank Zanders ulkigen Musiknummern war. Das alles erzählt Job – für einen Radiomann angemessen – im ruhigen Plauderton, niemals aufdringlich, ohne Sensationsgier, dafür mit viel Herz. Da schreibt einer, für den das Radio schon immer Passion und Lebenselixier war. Und immer noch ist. Wer Spaß an Radio hat, die Erfahrungen Jobs mit den Moderatoren teilt, für den ist das Buch eine schöne Reise in die eigenen Erinnerungen. Alle anderen finden in den Geschichten neue Facetten der Stars. Lesezeichen Christian Job: Lyoner für Cliff Richard, Echo Verlag Zweibrücken, 192 Seiten, 9,90 Euro. Lesung Morgen, Donnerstag, stellt Christian Job um 19 Uhr in der Aula des Hofenfels-Gymnasiums sein Buch vor. Der Eintritt ist frei, der Autor signiert auch Bücher.

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