Zweibrücken Generalvikar: 400 nicht Getaufte

„Die alten Pfarreien sterben.“ Das sagte Generalvikar Franz Jung als Vertreter des Bischofs am Montag im Pfarrheim Heilig Kreuz. Rund 50 Vertreter aus den Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte im katholischen Pfarrverband Zweibrücken waren gekommen, um mit Jung und dessen Mitarbeitern zu sprechen. „Bis Ende des Jahres müssen sich die neu gewählten Gremien gebildet haben“, sagte Jung.

Ab 1. Januar 2016 gibt es im Bistum Speyer keine Pfarrverbände mehr. In den 1970er Jahren waren im Bistum Speyer 42 Pfarrverbände gebildet worden; 2008 wurde ihre Anzahl auf 24 reduziert. Mit der Zusammenführung der 346 Pfarrgemeinden zu 70 neuen Großpfarreien setzt sich die Entwicklung zu größeren Einheiten fort. Anstelle der bisherigen Pfarrverbandsgeschäftsstellen werden künftig sechs Regionalstellen die Pfarreien verwalten. Die für Zweibrücken zuständige befindet sich in Pirmasens, sie kümmert sich auch um die bisherigen Pfarrverbände Dahn, Pirmasens und Waldfischbach. Der Pfarrverband Zweibrücken besteht aus den Pfarreien Bechhofen, Contwig, Großsteinhausen, Hornbach, Kirchenarnbach, Labach, Martinshöhe, Reifenberg, Wallhalben, Wiesbach, Zweibrücken (Heilig Kreuz), Zweibrücken-Bubenhausen, Zweibrücken-Ixheim sowie der Kuratie Stambach und ist in drei Pfarreiengemeinschaften aufgeteilt. „Künftig wird es auf der Ebene der Pfarrei einen Pfarreirat und einen Verwaltungsrat geben“, informierte Domkapitular Franz Vogelgesang. Die beiden Gremien würden sich aus den Vertretern aller Pfarrgemeinden der neuen Pfarrei zusammensetzen. Auf der Ebene der Gemeinde bildeten die Vertreter der Gläubigen vor Ort den Gemeindeausschuss. Diesem gehören weder der Pfarrer noch seine hauptberuflichen Mitarbeiter an. Vogelgesang stellte klar: „Bei der Wahl in den Gemeinden gibt es also drei Wahlhandlungen. Jede Gemeinde wählt direkt die Vertreter für den Pfarreirat, den Verwaltungsrat und den Gemeindeausschuss.“ Doppelkandidaturen seien möglich. Eine der Hauptaufgaben des „großen Gremiums mit viel Power“, sprich des Pfarreirats, sei es, zusammen mit dem Pfarrer und seinen hauptberuflichen Mitarbeitern die Verantwortung für ein aktives kirchliches Leben zu tragen. „Alle Mitglieder sind im Vergleich zum alten Pfarrgemeinderat nun stimmberechtigt“, betonte er. Der Verwaltungsrat sei das rechtliche Vertretungsorgan. Ihm obliege ihm die Verwaltung des Vermögens und die Trägerschaft der Einrichtungen der Pfarrei. Neu sei, dass der Pfarrer als Vorsitzender keinen Stellvertreter mehr benennen könne. Der Gemeindeausschuss habe die Aufgabe, das kirchliche Leben vor Ort zu gestalten. Rudi Velten aus Reifenberg fragte nach, ob der Gemeindeausschuss tatsächlich klassische Aufgaben des Verwaltungsrates wie Ausschreibungen und Auftragsvergaben übernehme. Ja, sagte Vogelgesang. Dann brauche man wohl zwei Gruppen von Leuten im Ausschuss, solche mit Finanzwissen und solche für das Geistliche, führte Christian Schwarz aus Riedelberg an. Er bemängelte, dass der neue Gemeindeausschuss keine endgültigen Entscheidungen treffen kann, sondern der Pfarrer das letzte Wort hat. Schwarz: „Wenn der Pfarrer dagegen ist, ist eine Endlosschleife vorprogrammiert.“ Da die neue Struktur auch die Elisabethen- und Krankenpflegevereine der einzelnen Pfarrgemeinden betrifft, empfahl Michael Gerst vom Caritasverband Speyer, sich auf Pfarrei-Ebene zu einem einzigen Verein zusammenzuschließen. Über eine Mitgliedschaft bei einer Ökumenischen Sozialstation hätten dann der Verein und der Verwaltungsrat der Pfarrei zu entscheiden. „Laut Zeitplan erfolgt die Wahl am 10. und 11. Oktober“, teilte Kanzleidirektor Wolfgang Jochim mit. Ab nächstem Jahr hätten dann die Gremienvertreter der einzelnen Pfarreien das pastorale Konzept als verbindliche Grundlage der pfarrlichen Arbeit auszuarbeiten. Darunter fielen zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Laien oder die Formate der Gottesdienste. Zwei Jahre seien dafür eingeplant. Das Konzept gelte für zwei Wahlperioden, also acht Jahre. Danach werde es überprüft und gegebenenfalls geändert. Als Muster präsentierte er das Konzept der Projektpfarrei Queidersbach. Jung erinnerte: „Bei allen Aktivitäten gilt es nachzudenken, wozu Gott uns berufen hat. Sicher um mehr, als nur um Aufgaben abzuhaken.“ So gelte es, sich zu überlegen, welche Schlüsse man daraus zieht, dass es in der Pfarrei rund 400 nicht Getaufte gebe. Nur wenn viele mitmachten, könne man von einer Kirche im Aufbruch sprechen. (urr)

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