Zweibrücken Gänsehaut bei Windstärke 4

„Das hat mir sehr gut gefallen“, strahlte Max Nowitzki. Er war am Sonntag von Pirmasens in die Konrad-Loschky-Halle nach Battweiler gefahren zum Shanty-Chorfestival. „Ich komme von der Ostsee, und ich habe die Verbindung zur See nie verloren. Es ist schön, diese Lieder wieder zu hören, mit denen so viele Heimat- und Jugenderinnerungen verbunden sind. Auch die Pfälzer Lieder mag ich, denn hier bin ich seit vielen Jahren zu Hause. Jeder Chor ist auf seine Weise schön – ich kriege manchmal eine Gänsehaut.“

Etwa 290 Besucher einschließlich der Bürgermeister Kurt Pirmann (OB Zweibrücken), Jürgen Gundacker (Verbandsgemeinde Zweibrücken Land) und Werner Veith (Battweiler) hatten sich in der idyllisch-versteckt gelegenen Konrad-Loschky-Halle in Battweiler eingefunden: „Wo Menschen zusammen kommen, um zu singen, entsteht etwas Gemeinsames“, betonte Jürgen Gundacker in seiner Ansprache zum 20-jährigen Bestehen der Zweibrücker Marinekameradschaft Teddy Suhren. Auch Werner Veith freute sich über den regen Zuspruch, den die Veranstaltung in der 706-Seelen-Gemeinde Battweiler gefunden hat: „Es strahlt aus, dass der Shanty-Chor hier auftritt.“ Der Gemeinschaftsgedanke ist untrennbar mit dem Liedgut verbunden, denn Shantys waren ursprünglich Lieder der Matrosen zu gemeinschaftlicher harter Arbeit auf den Segelschiffen. Nach dem Frühschoppenkonzert des Musikvereins Niederauerbach unter Leitung von Peter Bastian mit Ohrwürmern wie „La Paloma“ und einem Potpourri aus Seemannsliedern verbreitete nachmittags die Marinekameradschaft Teddy Suhren, auf den Tag genau vor 20 Jahren gegründet, unter Leitung von Bernd Theisohn mit „Schiff ahoi“ in vollen, sonoren Klängen Stimmung und gute Laune, Christel Weber am Akkordeon steuerte eine volkstümliche Note bei. Eine heimelige Atmosphäre entstand bei dem sehnsuchtsvollen Shanty „My Bonnie is over the Ocean“, zu dem die Zuhörer spontan mitklatschten. Mit schwungvollen Tempi und bestechend klarem Chorklang begeisterten die Herren Fans und Gäste auch mit „Blaue Jungs“. Die Programmvielfalt war Teddy Suhren wichtig: „Man trifft sich bei Festivals und hört, was die anderen so machen. Dabei lernt man völlig andere Stilrichtungen kennen, wie sie durch unterschiedliche Arrangements entstehen. Das sind neue Anregungen und Impulse für uns“, betonte Vorsitzender Reinhard Franke. „Deshalb ist es uns wichtig, immer wieder neue Chöre einladen.“ Einer dieser Chöre ist die Marinekameradschaft Ettlingen aus Baden. Die Herren rechts vom Rhein verloren in ihrer Ansprache nicht viele Worte, sangen dafür aber umso mehr: Heute geht es an Bord – ob zu den „Banks of Sacramento“ oder „in Johnny’s Kneipe“: Die Herren und ihr Capitano sprühten nur so vor Sangesfreude und guter Laune, denn wenn „Über uns der blaue Himmel“ leuchtet, kann man gut singen: „Ich liebe die Nordsee“ oder um eine Passage bitten „Nimm uns mit Kapitän“, denn wir wollen „Einmal die Ferne seh’n“, gerne auch „Am Golf von Biskaya“. Und wenn man genug gesehen hat, fragt man an: „Fahre mit mir in die Heimat“, denn auch „Im reetgedeckten Häuschen“ an der Nordsee ist es schön – vor allem, wenn dort ein Chor so schwungvoll und mitreißend singt wie die Herren vom Rhein. Dabei kommt auch die Liebe nicht zu kurz – ob auf See oder im Hafen auf der Reeperbahn. Aus Mannheim waren die Neckarmöven zu Gast und sorgten für klangvolle Aufbruchstimmung: „Jetzt heißt es Leinen los“ lautete ihre Aufforderung, der die Zuhörer gerne folgten, auch nach „Madagaskar“: Hauptsache „Immer ran an den Wind“, denn „Wir lieben die Stürme“ und „Auf Java sind die Mädchen so braun“. Auch die Landratten aus Bobenheim-Roxheim tourten um die Welt: „Seemann, deine Heimat“ ist vielleicht nicht auf den malerischen „Bora Bora“-Inseln, aber „Einmal noch nach Bombay“, gerne auch „Bei Windstärke 4“ und „einem Korn und einem Bier“ ist schöner als „Die kleine Kneipe“, auch wenn man nicht „Schwer mit den Schätzen beladen“ nach Hause segelt, sondern aufpassen muss, weil „Die Windjammer kommen“. Die Zuhörer klatschten, schunkelten und sangen bei bester Laune. Auch das Kontrastprogramm der Sportheimsänger Lemberg aus dem Pfälzer Wald fand viele Fans: „Wo gute Freunde sind zu Haus“, da weht auch der „Pfälzer Wind“ und man folgt gern der Aufforderung „Auf ihr Brieder in die Palz“, vor allem, wenn „so e guder Palzwoi“ dort wartet. „Fliege mit mir in die Heimat“ und „Komm′ setz′ dich zu uns“ ließ sich bei den Klängen der Lemberger wohl kein Gast zweimal sagen.

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